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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens
Autoren: Bianca Balcaen
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blaukarierten Bettwäsche, den türkisen Kuschelkissen und der aquamarinfarbenen Wolldecke, lagen sandfarbene Flickenteppiche und sorgten für Gemütlichkeit. Die Kommode und den kleinen Bistrotisch hatte sie liebevoll mit Seesternen, Muscheln und verschiedenen Steinen dekoriert. Das Schönste im ganzen Zimmer aber war das wandhohe, große Erkerfenster, das einen überwältigen Ausblick auf die Monterey-Bucht bot.
    Schnell durchquerte Faye den Raum, öffnete die zwei Flügeltüren und trat auf die Terrasse. Der warme Küstenwind wirbelte sanft ihre langen, kastanienbraunen Haare durcheinander und spielte mit den weiten Ärmeln ihrer hellblauen Folklorebluse. In der trockenen Hitze wehte das leise Rauschen des Rasensprengers über die bunten Sommerbeete unter den schattenspendenden Baumreihen. Tief zog Faye den Geruch der feuchtwarmen Erde und den betörenden Duft der hängenden Jasminblüten und der Rosenbüsche ein.
    Die warmen Sonnenstrahlen tanzten kribbelnd auf ihrer Nase und brachten sie zum Niesen. Einen Augenblick stand sie ganz still. Versonnen lauschte mit geschlossenen Augen dem leisen Rauschen des Meeres. Doch nach einer kleinen Weile seufzte sie auf und zwang sich, von ihren Tagträumen in die Gegenwart zurückzukommen. Flink öffnete sie ihren Rucksack, räumte ihre Sachen in die gewohnten Fächer im Schrank und begab sich ins angrenzende kleine Badezimmer, das sie sich mit ihrem Bruder Luke teilte.
    Der warme Wasserstrahl der Dusche spülte die letzten Spuren ihres verhassten Englandjahres weg und ließ Faye befreit aufatmen. Kurz darauf stand sie voller Elan vor ihrem Kleiderschrank und wühlte in den Schubladen, bis sie sich endlich für eine Jeans und eine beige, kurzärmlige Bluse entschied. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr kämmte sie sich hastig ihre halblangen kastanienbraunen Haare und schlüpfte in bequeme Sneakers. Im Vorbeigehen langte sie in der Küche nach einem Apfel und stürmte aus der Tür. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es noch rechtzeitig vor Spielende, Luke abzuholen.
     

     
    Als Faye auf dem Parkplatz der Monterey High School einbog, drang durch das runtergekurbelte Fenster euphorisches Jubelgeschrei ins Wageninnere. Sie quetschte sich in die einzige freie Parklücke. Beim Aussteigen hörte sie die Lautsprecheransage:
     
    26:17. Erfolgreiches Heimspiel für die Monterey Toreadores gegen die Seaside Spartans.
     
    Na, wenn das kein schöner Willkommensgruß war. Beschwingt ging Faye die Treppe zur Zuschauertribüne hoch. Oben angekommen, schirmte sie mit der Hand die Augen vor der grellen Sonne ab und sah sich suchend auf den sich jetzt immer mehr leerenden Sitzreihen um. Die meisten Schüler und Besucher waren auf dem Weg zum Feld, um die Spieler zu beglückwünschen.
    Überall flogen Trikots und Fahnen in den Siegerfarben Grün und Gold durch die sonnengetränkte Luft. Geknickt schlichen dagegen die abgeschlagenen rotschwarzen Spartans der Seaside High, ihre ewigen Rivalen, vom Platz. Er saß, ihr den Rücken zugewandt, in der dritten Reihe. Bewegungslos, wie abwartend. Doch Faye erkannte schon von Weitem seine keck nach oben gegelten, dunkelblonden Haare. Und er schien noch mehr gewachsen zu sein.
    Mit seinen vierzehn Jahren wirkte er fast so groß wie sie. Was bei ihrer Größe von 1,67 nicht sehr schwer war. Sie begann zu rennen und versuchte einen freudigen Aufschrei zu unterdrücken, aber er hatte sie wie immer schon an ihren Schritten erkannt. Mit einem spitzbübischen Grinsen drehte er sich um und wandte sein Gesicht in ihre Richtung.
    »Da bist du ja endlich. Du hast mich lange warten lassen.«
    »Ja, ein ganzes langes Jahr lang«, erwiderte Faye leise, kniete sich vor ihm hin und strich ihm zärtlich übers Haar. »Aber ab jetzt lass ich dich nie mehr alleine, versprochen.«
    »Gute Idee!« Luke nickte zustimmend. Und dann ließ er es mannhaft zu, dass sie ihn liebevoll umarmte. »Ich habe dich vermisst, Schwesterchen«, murmelte Luke. »Tu mir das nie wieder an.«
    »Nie wieder«, versprach Faye ernst. Zart streichelte sie sein Gesicht und seine geschlossenen Augen, die von dichten, langen Wimpern umgeben waren. »Weinst du?«, fragte Luke und berührte mit seinem Zeigefinger ihre Tränenspur. »Nein«, lächelte Faye mit einem Räuspern in der Kehle. »Das ist nur der kalte Wind –.«
    »Hör auf zu flunkern. Du weißt doch, auch wenn ich blind bin, kann ich trotzdem deine Gefühle erkennen.«
    Das stimmte. Mit seinen vierzehn Jahren war Luke mittlerweile
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