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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Autoren: Sara Douglass
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nachdem der Axtherr sich als unfähig erwiesen hatte, sie zu beschützen? Aber dann wiederum hatte sie Axis beim Abschied auf dem Burghof etwas zugeflüstert.
    Verwünschtes Weib, fluchte Bornheld in Gedanken. Ihre Zukunft war an seiner Seite und nicht an der seines Halbbruders. Faraday würde Ichtar den ersehnten Erben schenken und nicht dem hinterwäldlerischen Schattenland, in dem Axis gerade herrschen mochte. Doch wenn Bornheld Anlaß zu der Vermutung haben sollte, daß sie ihn genau so hintergehen wollte wie Magariz, würde er sie vorher erschlagen.
    Der Verlust der Festung und in der Folge davon auch ganz Ichtars schmerzte den Herzog in der Tiefe seiner Seele. Als junger Mensch war er in einem lieblosen Haushalt aufgewachsen, verlassen von der eigenen Mutter und von seinem Vater vernachlässigt. Aber Ichtar hatte er Zeit seines Lebens geliebt. Und als der Vater gestorben und Bornheld mit nur vierzehn Jahren der neue Herzog geworden war, spürte er, daß sein Leben wirkliche Bedeutung erlangt hatte. Viele hatten ihn übersehen, als er noch nur der Sohn von Searlas gewesen war, doch nun erhielt er als dessen Nachfolger und Fürst eine solch ungeheure Machtfülle, daß er davon wie trunken war. Die Macht brachte ihm die Aufmerksamkeit, die er sich immer gewünscht hatte, die Achtung, zu der er sich berechtigt fühlte, die Befehlsgewalt, nach der er immer schon gestrebt hatte, und schließlich auch die Frau, die er mehr als alle anderen begehrte.
    Und dann hatte er sein Herzogtum verloren. Bornheld empfand den Verlust so schmerzhaft, als sei ihm ein Glied abgetrennt worden. Welche Macht besaß er noch als jemand, der Ichtar nicht hatte halten können? Welche Achtung würde man ihm noch entgegenbringen? Selbst wenn der Herzog eines Tages Ichtar zurückerobert hatte – und daran hegte er nicht den geringsten Zweifel –, würde er sich danach immer noch verwundbar fühlen. Erst dann würde Bornheld sich wieder ganz oben fühlen, wenn er die Macht über das ganze Königreich besaß. Wenn er auf Achars Thron säße. Als König bekäme er alle Macht, alle Achtung und alle Liebe, die er so dringend brauchte. Als Monarch könnte er sich auch sofort aller Verräter entledigen, die ihn jetzt oder in Zukunft umgaben. Wie sehr verlangte es Bornheld, wieder an die Spitze zu gelangen. Und jetzt sollte es mehr noch als sein Herzogtum sein.
    Ließen nicht Timozels Visionen den eindeutigen Schluß zu, daß er eines Tages den Thron erringen würde? Ja, Artor selbst wünschte es.
    Nun näherten sie sich Jervois, und der Oberste Heerführer erhielt seit seinem Aufbruch zum ersten Mal Gelegenheit, einen genaueren Blick auf die Truppe zu werfen, die ihm noch unterstand. Trotz der erheblichen Verluste bei der Abwehrschlacht um die Stadt Gorken – für die allein dieses Natterngezücht Axis und der Verräter Magariz verantwortlich waren – stand ihm noch eine beeindruckende Streitmacht zur Verfügung. Ursprünglich hatte er mit fünftausend Mann die Festung verlassen. Doch die Verluste durch Erschöpfung, Erfrieren oder Desertion hatten die Flüchtlinge, die aus dem ganzen Herzogtum zu ihm gestoßen waren, mehr als wett gemacht. Es waren Bauern, die zwar einen erbärmlichen Eindruck machten, aber im Troß eingesetzt werden konnten. Und einige von ihnen ließen sich sicher zu Soldaten ausbilden. Außerdem standen überall in Achar noch Verbände und Abteilungen, die Bornheld als Oberstem Heerführer Achars unterstanden. Nicht zu vergessen die Kohorte von fünfhundert Axtschwingern, die im Turm des Seneschalls stationiert war, um den Bruderführer zu schützen. Insgesamt also eine beachtliche Armee. Und wenn das leise Geläute das bedeutete, wofür der Herzog es hielt, gebot er bald auch über die Kämpfer aus Rabenbund. Natürlich waren das nur barbarische Wilde, aber sie verstanden zu reiten und mit dem Speer umzugehen. Wenn einer einen Feind erstechen konnte, wollte Bornheld ihn auch in seine Reihen aufnehmen. Im Notfall konnte der Oberste Heerführer auch auf die Streitkräfte des Königreichs Korolean zurückgreifen, das im Süden von Achar lag und ihm freundschaftlich verbunden war. Wenn dieser geckenhafte Narr Priam noch nicht selbst auf die Idee gekommen sein sollte, mit dem Südreich ein Militärbündnis zu schließen, dann würde er, Bornheld, eben baldmöglichst dafür sorgen.
    Plötzlich tauchte ein Reiter aus dem Nebel auf. Bornheld ließ gleich die ganze Kolonne anhalten und sah dem Rabenbunder ins unergründliche Gesicht.
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