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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Autoren: Sara Douglass
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Verteidigungslinie aufbauen würde. Der Herzog hatte dem Ansturm der Feinde nicht länger standhalten können, und irgendwie war es ihm gelungen, einen Weg durch den Belagerungsring der Skrälinge zu finden.
    Der Häuptling und sein Stamm hatten immer schon beabsichtigt, dem Königreich gegen Gorgrael und seinen Scharen beizustehen. Aber als Ho’Demi in Gorken die Hilfe seiner Kämpfer angeboten hatte, hatte Bornheld ihm ins Gesicht gelacht und geantwortet, er benötige keinen Beistand aus Rabenbund. Er, der Oberste Heerführer, befehlige nämlich ein richtiges Heer. Nun, heute würde der Herzog mit seiner angeschlagenen richtigen Armee vielleicht nicht mehr so leichtfertig auf die Rabenbundkämpfer verzichten wollen.
    Ho’Demi hatte so viele seines Volkes wie nur möglich aus dem Nordland geführt. Aber die Stämme Rabenbunds lebten viel zu verstreut in den Eisweiten, und er hatte nicht alle benachrichtigen und sie auffordern können, mit ihm in den Süden zu fliehen. So hatten jetzt nur zwanzigtausend Rabenbunder ihre Robbenfellzelte rings um Jervois aufgeschlagen; gerade einmal der zwanzigste Teil des Volks. Der Häuptling wagte sich nicht vorzustellen, wie es den Zurückgebliebenen mittlerweile ergangen war, und konnte nur beten, daß sie irgendwo in den Höhlen und Spalten der Eismassen ein Versteck gefunden hatten – um dort den Tag abzuwarten, an dem es dem Sternenmann gelungen sein würde, den Zerstörer zu vernichten. Hoffentlich besaßen seine Brüder und Schwestern genug Mut, so lange auszuharren.
    Die Rabenbunder waren ein altes und stolzes Volk, das seine Kultur und Gesellschaft gänzlich nach den Bedingungen des eisigen Landes im Norden des Kontinents ausgerichtet hatte. Nur wenige von ihnen hatten jemals Berührung mit den Menschen jenseits des Grenzflusses Andakilsa gehabt. Der König von Achar – wer auch immer mittlerweile dort auf dem Thron sitzen mochte – mochte sich selbstgefällig einbilden, über Rabenbund ebenso zu herrschen wie über den Rest Achars. Doch so weit es die Rabenbunder selbst anging, besaß er über sie genauso viel Macht wie über die Unaussprechlichen. Ho’Demi war der Häuptling der Rabenbunder, und für sie war sein Wort oberstes Gebot.
    Aber heute, um der Prophezeiung willen und weil ihm kaum etwas anderes zu tun übrigblieb, mußte Ho’Demi sich dem Befehl Bornhelds unterstellen. Die Rabenbunder kannten seit tausend Jahren die Prophezeiung vom Zerstörer, und der Häuptling wußte, daß die Völker getrennt nicht die geringste Aussicht gegen Gorgrael hätten. Irgend jemand mußte schließlich den Anfang machen und sich mit den anderen verbünden, um Tencendor wieder zu vereinen und den Zerstörer zu vernichten. Als die Skrälinge immer frecher auftraten und für Unruhe sorgten, hatte Ho’Demi gespürt, daß die Prophezeiung langsam über das Land kam. Von allen Wesen in Tencendor fühlten sich die Rabenbunder am meisten dem Sternenmann verpflichtet. Wenn er rief, würden sie sofort zu ihm eilen und sich hinter ihn stellen.
    In Gruppen von tausend oder mehr Personen waren die Nordleute über den Gorkenpaß und an der Festung vorbeigezogen. Damals sollten noch Wochen vergehen, ehe der Axtherr dort eintraf. Die Rabenbunder hatten nicht gewußt, wo der Sternenmann zu finden war oder wer sich hinter diesem Titel verbarg. Bis sie ihn aufgespürt hatten, ihm ihren Treueid leisten und ihm ihre Speere zur Verfügung stellen konnten, würden sie für Bornheld kämpfen. So hatte der Häuptling es beschlossen … wenn der Herzog sie denn dieses Mal haben wollte.
    Bornheld wußte, was die Glocken zu bedeuten hatten, die auf einmal schwach und hell durch den Nebel klangen. Er beugte sich in seinem weit fallenden Umhang weiter vor.
    Vor zwei Wochen waren sie aus Gorken geflohen. Sobald Axis die Skrälinge erfolgreich abgelenkt und von der Festung fortgelockt hatte, hatte der Oberste Heerführer die Tore öffnen lassen und seine geschrumpfte Streitmacht durch die Ruinen der Stadt geführt. Ein anstrengender Marsch nach Jervois erwartete sie. Die Wetterbedingungen verschlechterten sich stündlich, und das allgegenwärtige Eis zehrte deutlich an den Kräften der Männer. Viele von ihnen gingen in der frostigen Kälte zugrunde oder starben an Erschöpfung. Andere verloren ihr Leben durch die ständigen Störangriffe der Kreaturen an den Flanken und bei der Nachhut. Bornhelds Truppe schmolz zusätzlich zusammen, weil immer mehr Männer desertierten. Auch die beiden alten Mönche, die
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