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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Autoren: Sara Douglass
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Axis von der Burg der Schweigenden Frau mitgebracht hatte, waren eines Nachts verschwunden. Wenn es nach dem Herzog ging, konnten diese beiden Narren, die immerzu über irgendwelche rätselhaften Prophezeiungen geredet hatten, genauso gern von den Geistern aufgefressen werden wie all die anderen Verräter, die es vorzogen, nicht bei seiner Truppe zu bleiben.
    Eigenartigerweise hatten die Skrälinge Bornheld und seine Streitmacht während der ersten fünf Tage ihres Rückzugs vollkommen in Ruhe gelassen. Die Soldaten waren so rasch und so weit geritten, wie sie nur konnten, bis die Pferde fast unter ihnen zusammengebrochen waren, denn sie rechneten jeden Moment mit einem Großangriff von Gorgraels Heer. Sie konnten ja nicht wissen, daß Axis den Skrälingen in der Schlacht in der Ödnis nördlich von Gorken eine vernichtende Niederlage bereitet hatte. Die Skräbolde hatten einige Zeit gebraucht, um ihre dezimierten Truppen zu sammeln und neu zu formieren.
    Alles was Bornheld und seine Armee wußten, war, daß sie den Kreaturen fünf Tage voraus waren – ein Vorsprung, der für sie über Leben und Tod entschied. Als die Geister dann am sechsten Tag wieder auftauchten, erschienen sie nur in kleinen Gruppen. Bornhelds Heer konnte trotz ihrer Angriffe weiter nach Süden vordringen, um Jervois zu erreichen, das einigermaßen sicher war. So weit würden sich die kleinen Gruppen der Skrälinge nicht vorwagen; dazu müßten sie erst das Heranrücken ihres Hauptheers abwarten.
    Dennoch ließ jeder Schritt in den Süden Bornhelds Verbitterung größer werden. Nicht durch seine Schuld war Gorken gefallen. Verräter hatten seine Befehle hintergangen und damit nicht nur Ichtar, sondern auch dem ganzen Königreich Achar übel mitgespielt. Den Höhepunkt dieser schändlichen Taten hatte Magariz’ Treubruch dargestellt. Der Offizier, dem der Herzog am meisten vertraut und dem er den Befehl über die Festung übertragen hatte, hatte sich entschlossen, lieber mit dem Bastard, seinem Halbbruder Axis, zu reiten, als weiter an der Seite des Obersten Heerführers für die Sache Achars zu streiten. Dreißig Jahre lang hatte die Eifersucht auf den verhaßten Bruder Bornhelds Leben bestimmt. Und nun bohrte bitterer Zorn in seinen Eingeweiden. Artorverfluchter Kerl, dachte der Herzog grimmig, möge er draußen in den Eisweiten jämmerlich krepieren. Hoffentlich liegt er gerade am Boden und schreit danach, daß ich ihm zu Hilfe komme, während die Skrälinge ihm das Fleisch von den Knochen reißen!
    Aber auch diese Vorstellung brachte kein Lächeln auf seine Lippen. Nach dem Verrat von Gorken glaube der Oberste Heerführer, niemandem mehr trauen zu dürfen. Wenn schon Magariz sich gegen ihn wandte, wer stand dann überhaupt noch hinter ihm? Selbst Jorge und Roland, die schweigend und in Gedanken versunken ein Stück hinter ihm in der Marschkolonne ritten, verdienten das vollkommene Vertrauen nicht mehr, das er früher in sie gesetzt hatte. Nein, Bornheld konnte sich nur noch auf Gautier und Timozel verlassen. Wer hätte je gedacht, daß ein Jüngling, der noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war – und ein Axtschwinger dazu –, sich einmal zu einem solch getreuen und ergebenen Diener des Herzogs von Ichtar entwickeln würde? Der junge Mann hatte auf dem Marsch nach Süden bei mehr als einer Gelegenheit sein Können bewiesen. Timozel vermochte ebenso gut wie Gautier die Soldaten zu disziplinieren und zum Gehorsam zu zwingen. Und an Tapferkeit im Kampf kam ihm höchstens noch Bornheld selbst gleich. Nun ritt er links hinter dem Herzog und saß stolz und aufrecht im Sattel. Ein gelegentliches Aufblitzen in seinem visionären Blick erfüllte den Obersten Heerführer stets mit neuer Hoffnung.
    Artor hatte diesen Jüngling mit der Gabe des zweiten Gesichts gesegnet und das bedeutete doch wohl, daß der oberste Gott Bornhelds Sache schließlich mit einem Sieg krönen wollte.
    Der Blick des Herzogs wanderte zu dem Pferd, das dem Timozels in ein paar Schritten Abstand folgte. Faraday, seine Gemahlin, saß darauf und hielt sich an ihrer Zofe fest. Seit drei Tagen ging das nun schon so, seit Yrs Roß an der Kälte zugrunde gegangen war. Konnte Bornheld seiner Frau noch trauen? Er runzelte unter der Kapuze grüblerisch die Stirn. Der Herzog hatte immer geglaubt, daß Faraday ihn liebe. Schließlich hatte sie ihm Nacht für Nacht Liebesschwüre und andere süße Worte ins Ohr geflüstert. Und war die Jungfer nicht auch in seine Arme geflüchtet,
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