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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne
Autoren: Mary Jo Putney
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einen ganzen Sommer angeschmachtet habe, ohne das zu sehen!« Kit seufzte. »Du überschätzt meine Intelligenz.«
    »Tue ich nicht«, seufzte Kira. »Ich bin nicht so stark wie du, Kit. Ich wußte, daß Jane recht hatte, als sie darauf bestand, daß wir uns trennen und lernen, unabhängig voneinander zu leben. Ich hab’ mein Bestes versucht, aber ich bin nicht so gut damit fertiggeworden wie du. Du bist eine einflußreiche Schriftstellerin, die von den wichtigsten Männern in England gelesen und respektiert wird. Noch wichtiger, du bist immer so gelassen, so zuversichtlich und so im Einklang mit dir. Ganz anders als ich.«
    »Aber du hast viel mehr Erfolg als ich!« rief Kit.
    »Du hast zehnmal soviel Geld verdient wie ich. Du hast den größten Teil von Papas Schulden bezahlt, und du hast so viele Freunde und Bewunderer.«
    Kira zuckte die Achseln. »Ich habe Erfolg als Schauspielerin gehabt, aber als Mensch bin ich –
    unvollkommen. Ich habe mich verzweifelt danach gesehnt, jemanden zu finden, der mich liebt und sich um mich kümmert. Deswegen war es ja so schlimm, daß ich mich in einen Amerikaner verliebt habe. England zu verlassen war undenkbar, aber Jason wegzuschicken war beinahe genauso schlimm.«
    Wieder hatte Kit das Gefühl, sie sprächen über zwei verschiedene Menschen. »Hast du wirklich gedacht, ich bin erfolgreich und unabhängig? Ich habe Jane sehr gerne, und das Leben mit ihr war sehr behaglich, aber ich hätte ihr Angebot angenommen, und wenn sie Caligula gewesen wäre. Als ich Westmoreland verlassen habe, konnte ich den Gedanken, allein unter Fremden zu leben, nicht ertragen. Ich hatte soviel Respekt vor deinem Mut, eine ganz neue Welt zu betreten.
    Ich habe vier Jahre lang in meinem Zimmer gehockt und Artikel geschrieben, und weiter weg vom normalen Leben kann man gar nicht sein.«
    »Ich hab’ die Ablenkung gebraucht«, sagte Kira schlicht. »Ich wußte, daß es mir schrecklich ergehen würde ohne dich, aber der ständige Trubel und die Neuheit haben geholfen.«
    Die Erkenntnis traf sie beide gleichzeitig. Sie starrten einander in der Dunkelheit an. »Jane hat immer wieder betont, wie gut du alleine zurechtkommst«, sagte Kit. »Hat sie dir auch von meinen Erfolgen vorgeschwärmt?«
    »Ja!« rief Kira aus. »Wahrscheinlich hat sie bloß versucht, uns zu ermutigen, aber indem sie uns ständig miteinander verglichen hat, hat sie uns nur das Gefühl gegeben, daß wir beide zu nichts taugen!«
    »Ihre Absicht war gut, aber nicht die Methode«, sagte Kit halb lachend, halb empört. »Vier Jahre lang habe ich mir Vorwürfe wegen meines schwachen Charakters gemacht.«
    »Ich auch, bis ich Jason getroffen habe. Da habe ich gemerkt, daß es nicht meiner Natur entspricht, so schrecklich unabhängig zu sein wie Jane. Natürlich kann ich alleine überleben, das weiß ich jetzt, aber ich bin viel glücklicher mit jemandem, den ich liebe.«
    Diese Worte lösten eine Kettenreaktion von Einsichten in Kit aus. Sie hatte sich mit aller Macht gegen Lucien zur Wehr gesetzt. Teilweise lag es an ihrer echten Angst, daß er ihr Kira vorziehen und sie verlassen würde, aber sie hatte auch geglaubt, daß sie sich nicht so abhängig von ihm machen durfte. Ihrer Erfahrung nach war es nicht sicher, sich zu sehr auf Männer zu verlassen, und Jane, die ihrerseits so imponierend unabhängig war, hatte das unterstützt.
    Aber Lucien war kein Travers, und Kit durfte ihm nicht die Fehler ihres Vaters andichten. Und sie durfte nicht so viel in die Art hineinsehen, wie er Kira umarmt hatte. Kit hatte das Schlimmste erwartet, aber offenbar hatten sie und ihre Schwester einander seit Jahren falsch eingeschätzt. Wenn ihr das mit ihrem Zwilling geschehen war, dann konnte sie sich auch bei Lucien irren.
    Außerdem wurde es Zeit zu akzeptieren, daß sie genausowenig imstande war, allein glücklich zu sein wie Kira. Nachdenklich sagte sie: »Wir haben seit vier Jahren nicht mehr so miteinander geredet, Kira. Danke. Du hast mir einen neuen Ausblick auf das Leben und die Liebe gegeben.«
    »Apropos, wirst du Lucien Fairchild heiraten? Er ist ziemlich eindrucksvoll.«
    »Das ist er. Was das Heiraten anbelangt…« Kit zögerte. Sie wollte nicht über etwas sprechen, das noch so schrecklich in der Schwebe lag. »Wir werden sehen. Er findet, daß wir heiraten sollten, aber das liegt hauptsächlich daran, daß er sich schuldig fühlt, weil wir zusammen in so vielen kompromittierenden Situationen waren. Es war meine Schuld, nicht seine,
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