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Tanz der Liebenden

Tanz der Liebenden

Titel: Tanz der Liebenden
Autoren: Sonja Sajlo-Lucich Nora Roberts
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Abstellkammer, bis hin zu der Bank, die unter dem Fenster eingebaut werden sollte.
    „Ist das nicht ein bisschen übertrieben für eine Kleinstadt-Tanzschule?“
    Sie zog nur eine Augenbraue in die Höhe. „Nein, sondern den Anforderungen entsprechend. Und jetzt zu den beiden Duschräumen.“
    „Wenn Sie das Ganze geräumiger machen wollen, kann ich die Wand herausschlagen.“
    „Tänzer müssen eine Menge Abstriche machen, was ihr persönliches Schamgefühl anbelangt, aber lassen Sie uns die Grenze bei Gemeinschaftsduschen ziehen.“
    „Gemeinschaftsduschräume.“ Er ließ den Notizblock sinken. „Sie wollen auch Jungen unterrichten?“ Er grinste breit von einem Ohr zum anderen. „Kommen Sie, Sie glauben doch nicht, dass Sie irgendwelche Jungen hier reinkriegen, die Pirouetten drehen.“
    „Schon mal was von Barischnikow gehört? Davidov?“ Sie war zu sehr an solche Kommentare gewöhnt, um beleidigt zu sein. „Ich gehe jede Wette ein, dass ein professioneller Tänzer jeden Sportler schlägt, wenn es um Kondition und Muskelkraft geht.“
    „Und wer trägt das Tutu?“
    Sie seufzte. Ja, sie war sich im Klaren darüber gewesen, dass sie in dieser ländlichen Gegend gegen eine solche Sichtweise zu kämpfen haben würde. „Nur zu Ihrer Information – männliche Tänzer sind echte Männer. Mein erster Freund war ein premier danseur, der höher springen konnte als Michael Jordan, wenn er den Ball einlegt. Aber Jordan trägt ja keine engen Gymnastikhosen, sondern diese süßen knappen Boxershorts.“
    „Trainingshosen“, verbesserte Brody verbissen.
    „Ach so. Tja, es ist wohl alles Auslegungssache, nicht wahr? Die Duschräume bleiben getrennt. Neue Armaturen, neue Böden, alles weiß. Und jeweils ein niedriges Waschbecken, für die Kinder. Klar?“
    „Klar.“
    „Gut, dann einen Stock höher.“ Sie deutete auf die Treppe am Ende des Korridors. „Meine Wohnung.“
    „Sie werden hier wohnen? Über der Schule?“
    „Ich werde hier wohnen, leben, atmen, schlafen, essen und arbeiten. Nur so lässt sich ein Konzept erfolgreich verwirklichen. Ich habe genaue Vorstellungen, was meinen Wohnraum angeht.“
    Oh ja, die hat sie, dachte Brody eine Stunde später. Sehr genaue Vorstellungen, und sehr gute. Vielleicht konnte er ihre Vision nicht teilen, was das Erdgeschoss anging, aber hier oben konnte er ihr in fast allem zustimmen.
    Und während er mit ihr umherging, spürte er, wie die bekannte Vorfreude sich aufbaute. Etwas, das seit Generationen bestand, den eigenen Stempel aufzudrücken und gleichzeitig zu bewahren, was bewahrt werden konnte.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er nur seine Stunden abgearbeitet. Erledige den Job, kassiere das Geld. Der Stolz und das Verantwortungsgefühl waren erst langsam gewachsen. Und die Freude, die Zufriedenheit, die ihn dazu trieben, sein Bestes zu geben, seine handwerklichen Fähigkeiten zu perfektionieren – mehr zu bauen als nur Räume und Gebäude.
    Ein Leben zu errichten.
    Hier konnte er das. Und er wollte es. Wollte es so sehr, dass er sogar bereit war, Kate Kimball und seine irritierende Reaktion auf sie in Kauf zu nehmen.
    Er hoffte – falls er den Auftrag bekam –, dass sie nicht zu den Kunden gehörte, die ständig auf der Baustelle herumlungerten. Zumindest nicht, wenn sie dieses verdammte Parfum aufgelegt hatte.
    Und dann waren sie im Badezimmer. Die alte Eisenwanne sollte bleiben, integriert werden in weiße Armaturen und weiße und blaue Fliesen. Aber sie stimmte zu, sich noch andere Muster anzusehen.
    Sie hatte auch feste Vorstellungen für die Küche, aber hier widersprach er ihr.
    „Haben Sie vor, hier richtig zu kochen, oder wollen Sie sich nur ein paar Fertigmahlzeiten aufwärmen?“
    „Kochen. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich kann’s.“
    „Dann brauchen Sie eine durchgehende Arbeitsfläche.“ Brody deutete auf das Fenster. „Das Spülbecken sollte unter dem Fenster angebracht sein, nicht da drüben an der Wand. Da steht der Kühlschrank, der Herd hier. Dann haben Sie alles in Reichweite und müssen nicht ständig durch den Raum rennen, wenn Sie etwas brauchen. Zeit- und Raumverschwendung.“
    „Ja, aber hier …“
    „Da kommt der Vorratsschrank hin“, unterbrach er sie. In seinem Kopf nahm der Raum Gestalt an. „Dann haben Sie hier die gesamte Schrankzeile. Regale hier … Wenn es richtig ausgemessen ist“, er holte einen Zollstock hervor und nahm Maß, „bleibt Platz für eine Frühstücksbar und ein paar Hocker zum Sitzen.
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