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Tanz der Liebenden

Tanz der Liebenden

Titel: Tanz der Liebenden
Autoren: Sonja Sajlo-Lucich Nora Roberts
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zitterten, aber sie hielten durch. Dann ein Knie einknicken, Richtungsänderung, langsam, im Takt. Jetzt tiefer, eine Serie leichter Pirouetten, fließend, nicht ruckartig.
    Kate bewegte sich durch den Raum. Die einstudierten Schritte kamen ihr ohne Anstrengung ins Gedächtnis. Die Musik erfüllte den Raum, ihren Geist, ihren Körper.
    Jetzt schneller, sich steigern von selbstvergessener Romantik zu Leidenschaft. Arabesque, schnell, leichte Drehung, dreifache Pirouette, ballottes.
    Euphorie floss durch ihre Adern. Das Band, das ihr Haar zusammengehalten hatte, rutschte herab und landete auf dem Boden. Grande jeté. Noch mal. Und noch mal. Ein Gefühl wie Fliegen. Für immer in der Schwerelosigkeit verharren.
    Dann wieder auf dem Boden, eine schnelle Folge von Drehungen. Fouetté. Stand! Wie eine Statue, einen Arm in die Luft, den anderen nach hinten.
    „Wahrscheinlich müsste ich jetzt Rosen werfen, aber ich habe leider keine mitgebracht.“
    Ihr Atem kam schnell, doch jetzt wäre er ihr fast gestockt, als die Worte sie aus ihrer eigenen Welt herausrissen. Unwillkürlich drückte sie sich die Hand aufs Herz und starrte Brody an.
    Er stand in der Tür, die Hände in den Taschen, einen Werkzeugkasten zu seinen Füßen.
    „Das können Sie später noch machen. Rote Rosen, die liebe ich besonders“, brachte sie heraus. „Himmel, Sie haben mich zu Tode erschreckt.“
    „Tut mir Leid. Die Tür war nicht verschlossen, und Sie haben mein Klopfen nicht gehört.“ Oder hätte es nicht gehört, wenn er denn daran gedacht hätte zu klopfen.
    Aber als er sie von der Straße aus durch das Fenster gesehen hatte, hatte er an gar nichts mehr gedacht. Er war einfach hereingekommen, verblüfft, fasziniert. Eine Frau, die sich so bewegen konnte, musste einen Mann faszinieren. Er war sicher, sie wusste das.
    Jetzt ging sie zur Anlage und stellte die Musik ab. „Ich wollte dieses Haus einweihen. Allerdings sieht es besser aus, wenn Kostüme und Licht stimmen. Also“, sie warf sich das lange Haar über die Schulter zurück, „was kann ich für Sie tun, Mr. O’Connell?“
    Er kam in den Raum hinein und hob das Haarband auf. „Das haben Sie verloren.“
    „Danke.“ Sie steckte es sich in die Tasche.
    Er wünschte, sie würde ihr Haar wieder zusammenbinden. Seine Reaktion auf ihr Aussehen behagte ihm ganz und gar nicht. Sie sah so erhitzt und lebendig und … erreichbar aus. „Mir scheint, Sie haben mich nicht erwartet.“
    „Nein, aber ich habe nichts gegen das Unerwartete.“ Vor allem nicht, wenn es mit umwerfenden grünen Augen und diesem kleinen sexy Stirnrunzeln ausgestattet war.
    „Ihre Mutter bat mich, hier vorbeizuschauen, um das Gebäude mal unter die Lupe zu nehmen.“
    „Aha. Also noch ein Einweihungsgeschenk.“
    „Wie bitte?“
    „Nichts.“ Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Tänzer konnten viel an der Körpersprache eines Menschen ablesen, wie ein Psychiater. Und Brodys Körper sprach eine eindeutige Sprache. Er war steif und in Verteidigungsstellung, sehr darauf bedacht, sicheren Abstand zu wahren. „Mache ich Sie nervös, O’Connell, oder mögen Sie mich einfach nur nicht?“
    „Weder noch. Dazu kenne ich Sie nicht gut genug.“
    „Wollen Sie mich besser kennen lernen?“
    Sein Magen verkrampfte sich plötzlich. „Hören Sie, Miss Kimball …“
    „Schon gut, regen Sie sich nicht gleich auf.“ Sie winkte ab. Zu schade aber auch, dachte sie. Sie zog es vor, offen zu sein. Er scheinbar nicht. „Ich finde Sie attraktiv, und ich hatte den Eindruck, dass Sie auch nicht uninteressiert seien. Ich habe mich wohl geirrt.“ Abwartend und ein wenig nervös musterte Kate ihr Gegenüber.
    „Ist es eigentlich eine Angewohnheit von Ihnen, sich fremden Männern im Laden Ihrer Mutter an den Hals zu werfen?“
    Sie blinzelte, ein kurzes Aufflackern von Wut und Verletztsein. Dann zuckte sie die Schultern. „Autsch, das saß.“
    „‘tschuldigung.“ Angewidert von sich selbst, hob er beide Hände. „Das war unangebracht. Vielleicht ärgern Sie mich doch, aber das ist nicht Ihre Schuld. Ich bin aus der Übung, wenn es um … herausfordernde Frauen geht. Sagen wir einfach, ich bin nicht auf der Suche nach irgendwelchen Komplikationen, okay?“
    „Tja, das ist wirklich ein Schlag. Schwer zu verkraften. Ich hatte nämlich schon die Ringe ausgesucht. Aber ich werde es wohl überleben.“
    Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. „Autsch.“
    Er hat ein wunderbares Lächeln, wenn er es denn mal benutzt, dachte
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