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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser
Autoren: Nancy Atherton
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dass vergiftete Ringe und Duellpistolen in der Tat aus der Mode gekommen waren, Emmas Überlegungen fand ich nicht überspannt. Selbst in den nobelsten Kreisen passieren Unfälle, und ich hatte nicht die Absicht, meine Freundin im Stich zu lassen. Ihrem Ehemann sollte kein Unfall zustoßen.
    Als Bill und ich den Zwillingen zum Abschied einen Kuss gaben, fühlte ich mich für meine Aufgabe bestens gerüstet. Ich war, wie Dimity mir geraten hatte, auf alles gefasst.
    Nur nicht auf den Anblick, der sich mir bot, als ich zum ersten Mal Haileshams berühmte Gärten sah.

4
    »BIST DU SICHER, dass wir auf der richtigen Straße sind, Bill?«
    Ich starrte angestrengt in die Wälder am Rande der schmalen, sich dahinwindenden Straße, konnte aber kaum etwas sehen. Unser verspäteter Aufbruch, der lebhafte Verkehr und die kürzer werdenden Tage des Oktobers hatten dafür gesorgt, dass wir uns im Dunkeln über die Landstraßen Wiltshires gequält hatten.
    »Das Haupttor haben wir vor fünf Minuten passiert«, antwortete Bill. »Aber ich bin mir nicht sicher, wonach wir jetzt suchen müssen.«
    »Nach Hailesham House natürlich.« Ich räusperte mich und nahm einen gelehrten Tonfall an.
    »Eine erhabene, klassizistische Villa auf einem Hügel, mit drei abfallenden Gartenterrassen, die sich von den eleganten Treppenstufen vor dem Eingang bis hinunter zu einem Zierteich und einer gewaltigen Rasenfläche erstrecken. Die Gärten sind von Mai bis September für die Öffentlichkeit zugänglich, das Haus ist jedoch Privatbesitz.«
    Bill hob eine Augenbraue. »Wie bitte?«

    »Der Besucher findet hier auch herausragende Beispiele künstlerischen Formschnitts«, fuhr ich fort. »Aus den Eibenhecken, die die unterste Ebene der Gartenterrassen begrenzen, erheben sich in regelmäßigen Abschnitten phantastisch beschnittene riesige Büsche.« Ich zählte sie an den Fingern ab. »Es gibt einen Delfin, ein Einhorn, einen Pfau und eine Turteltaube – auf die bin ich besonders gespannt.«
    »Erfindest du das alles?«, wollte Bill wissen.
    »Würde ich so etwas tun?« Ich klimperte mit den Wimpern, doch dann musste ich grinsen.
    »Emma hat sich im Touristenbüro in Oxford eine Broschüre besorgt. Demnach liegt der erste Landsitz des neunten Earl Elstyn inmitten einer bewaldeten, fünfhundert Morgen umfassenden Parklandschaft. Wir könnten also durchaus noch immer auf der richtigen Straße sein.«
    »Das Land wirkt in der Tat bewaldet«, stimmte Bill mir zu.
    Kaum hatte er den Satz beendet, als sich die dunklen Bäume teilten und den Blick auf den Landsitz Lord Elstyns in all seiner Pracht freigaben. Bill trat auf die Bremse und wir saßen eine Weile einfach nur schweigend da.
    »Bill«, sagte ich schließlich, »siehst du auch, was ich sehe?«

    »Wenn du die brennende Turteltaube meinst, dann ja«, antwortete Bill.
    Der riesige Formbusch stand in Flammen. So erschreckend der Anblick auch sein mochte, er war in gewisser Weise auch ebenso faszinierend.
    Gekrümmte Flammenfinger streckten sich aus der Hecke gen Himmel und ließen Funken in die Dunkelheit stieben. Brennende Fetzen Buschwerk tanzten wie leuchtende Schmetterlinge über dem Zierteich, während die klassizistische Villa sich gelassen über der Szene erhob. In jedem Fenster spiegelte sich flirrend die Turteltaube in Flammen.
    Verwundert stützte ich das Kinn mit der Hand ab. »Glaubst du, das ist so eine Art … Willkommensgruß?«
    »Nein«, sagte Bill mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel.
    »Wieso nicht?«
    Er trat auf das Gaspedal. »Weil von hinten ein Feuerwehrauto herankommt.«
    Meine Zähne klapperten, als Bill den Wagen auf die riesige Rasenfläche steuerte, und mein Herz schlug heftig, als ein ganzer Feuerwehrzug an uns vorbeidonnerte. Bill wartete, bis die Stra ße frei war, dann fuhr er hinter dem letzten Feuerwehrauto die Kiesauffahrt hinauf und hielt an.

    Wir sprangen aus dem Mercedes und eilten zum Fuß der eleganten Treppenstufen. Von dort aus konnten wir sehen, wie etwa ein halbes Dutzend Gestalten das Feuer mit den improvisierten Werkzeugen bekämpften, die ihnen zur Verfü gung standen. Zwei Männer zielten mit Gartenschläuchen auf die Hecken, die die Turteltaube umgaben, die anderen vier hatten eine Kette gebildet und reichten sich Wassereimer, die im Zierteich aufgefüllt wurden.
    Oben auf der Treppe stand ein Mann in einem dunklen, zweireihigen Anzug und beobachtete, wie sich nun die Feuerwehrmänner mit Äxten und Schläuchen an die Arbeit machten.
    »Was
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