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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser
Autoren: Nancy Atherton
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fordert jemand Derek zu einem Duell im Morgengrauen heraus , aber auch das ist höchst unwahrscheinlich , meinst du nicht auch?
    Ich verstand langsam, warum Emma zögerte, ihre Befürchtungen den Männern mitzuteilen.
    Dimitys milder Spott war schon schlimm genug.
    Der gemeinsame Sarkasmus unserer beiden Ehemänner wäre unerträglich.
    »Ich nehme an, du hast Recht«, murmelte ich und wechselte das Thema. »Bill und ich fahren ebenfalls nach Hailesham, Bill in seiner Eigenschaft als Lord Elstyns Anwalt und ich in meiner Eigenschaft als Gattin des Anwalts.« Ich zögerte. »Ich hatte gehofft, du würdest uns begleiten.«
    Es wäre mir eine Freude . Ich bin seit ewigen Zeiten nicht mehr auf Hailesham gewesen . Und ich könnte etwas Urlaub gebrauchen .
    »Aber es wird ein Arbeitsurlaub«, warnte ich sie. »Du musst mir sagen, welche Gabel ich benutzen darf, wann ich einen Knicks machen muss und was ich zum Dinner tragen soll.«
    Heutzutage ist der Hofknicks der Königlichen Familie vorbehalten , aber ich werde dir nur allzu gerne ein paar Diagramme von typischen Tischordnungen zeichnen . Und was die Kleidung betrifft … Ach , das wird herrlich !

    Emma hatte sich über ihren Ehemann schon derart aufgeregt, dass sie für meinen keine Energie mehr übrig hatte. Als ich ihr erzählte, dass Bill seit drei Monaten unter dem Siegel der Verschwiegenheit für ihren Schwiegervater arbeitete, seufzte sie nur erschöpft. »Ich bin sie leid, diese Jungensspiele. Komm, wir gehen einkaufen.« Die nächste Woche verbrachten wir damit, Kleider und Accessoires anzuhäufen.
    Emma hatte ihre Garderobe noch nicht erneuert, seit sie abgenommen hatte, und so wurde unser Einkaufsbummel unterhaltsamer, als wir erwartet hatten. Wir kauften Reitkleidung und Wanderausstattung, ließen uns Nachmittags-und Abendkleider maßschneidern. Außerdem suchten wir uns – auf Drängen Dimitys – die Art von warmen Nachthemden aus, mit denen man sich auf endlose, zugige Flure wagen konnte, auf der Suche nach weit entfernten Badezimmern.
    Danach folgte die Jagd auf passende Schuhe, passende Handtaschen und auf ein paar einfache Schmuckstücke, um unseren Ensembles den nötigen Glanz zu verleihen. Als sich Bill leicht besorgt über unsere Einkäufe zeigte, hielt ich ihm Dimitys Erklärung entgegen. Fünf Tage auf einem ländlichen Adelssitz entsprachen etwa sechs Monaten im Ausland. Man musste auf alles gefasst sein.
    Den Versuch, meine wilden Locken zu zähmen, unterließ ich von vorneherein, da ich aus Erfahrung wusste, dass sie sich jedem Versuch, eine Frisur daraus zu machen, widersetzten, aber Emma ließ sich ihr graublondes Haar zu einem attraktiven Bubikopf stylen. Mit dem neuen Haarschnitt kehrte auch ihr altes Selbstbewusstsein fast zurück. Nach ihrem Friseurbesuch schimpfte sie nicht einmal mehr, als ich sie als Viscountess anredete.
    Bei der Musterung meiner neuen Ausrüstung blieb mein geneigter Blick vor allem auf einem aufreizenden schwarzen Teil hängen, das ich in Nanny Cole’s Boutique in London gefunden hatte. Es passte mir wie ein Handschuh, und wenn Bill mich darin sah, das wusste ich genau, würden ihm die Augen aus dem Kopf fallen. Als ich mir vorstellte, was sonst noch mit ihm passieren würde, erkannte ich, dass es sich um eine ausgesprochen selbstsüchtige Anschaffung gehandelt hatte.
    Ich hatte mich seit Jahren nicht mehr so übermütig gefühlt und genoss jede flatterhafte Minute. Es dauerte einen halben Tag, bis ich all meine Sachen gepackt hatte – in Seidenpapier, wie Dimity mir geraten hatte –, und als Letztes steckte ich Reginald in meine Schultertasche. Reginald ist ein kleiner, rosafarbener Stoffhase, der mich seit meiner Kindheit begleitete, die perfekte Ergänzung für die Garderobe eines Girlies.
    Zum ersten Mal, seit ich Dimity kannte, bedauerte ich es nicht, dass sie etwas weniger als dreidimensional war. Wenn wir neben meiner Feriengarderobe auch noch ihre nach Hailesham hätten karren müssen, hätten wir einen Umzugslaster gebraucht. Aber auch so musste ich mir Bills endlose Sticheleien gefallen lassen – »Hast du auch nicht vergessen, mir einen zweiten Kummerbund einzupacken, Schatz?« –, während wir meine Koffer in seinen silbergrauen Mercedes wuchteten. Seine dummen Bemerkungen bestärkten mich nur in dem Vorsatz, meine Pflichten als Leibwächterin ohne seine Hilfe zu erfüllen.
    Mochte Dimity spotten, bis ihre Tinte purpur wurde, ein Versprechen war ein Versprechen.
    Auch wenn ich einräumen musste,
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