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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Autoren: David Eddings
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und legte sie flüchtig auf Ch'iels gesenkten weißen Hals, worauf Sephrenias Zelter sich sofort gehorsam ein kleines Stück von Kalten und Xanetia entfernte, scheinbar, um an einigen gefrorenen Grashalmen zu zupfen. »Ich kann keine Einzelheiten erfahren«, murmelte die Kindgöttin. »Melidere ist schwer verwundet, und Mirtai tobt vor Wut, so daß sie in Ketten gelegt werden mußte.« »Wer hat es getan?«
    »Ich weiß es nicht, Sephrenia. Niemand spricht zu Danae. In Gedanken kann ich nur das Wort Geisel vernehmen. Es ist jemandem gelungen, in die Burg einzudringen, Ehlana und Alean zu überwältigen und sie aus der Schloßanlage zu schaffen. Sarabian ist außer sich. Er hat überall Wachen aufgestellt, und Danae kann ihr Gemach nicht verlassen, um herauszufinden, was wirklich passiert ist.« »Wir müssen Sperber Bescheid geben!«
    »Auf keinen Fall! Sperber gerät außer sich, wenn er Ehlana in Gefahr weiß. Erst muß er seine Streitkräfte sicher nach Matherion zurückbringen, ehe wir zulassen dürfen, daß er zum Berserker wird.«
»Aber …«
    »Nein, Sephrenia. Er wird es schnell genug erfahren. Aber bevor es soweit ist, müssen alle in Sicherheit sein. Uns bleibt nur noch eine Woche, dann verschwindet die Sonne hier auf Monate, und alles und jeder hier oben erstarrt zu Eis.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, gestand Sephrenia ein. Sie überlegte und starrte auf den mit Reif überzogenen Wald hinter der Wiese. »Das Wort Geisel erklärt alles, glaube ich. Besteht eine Möglichkeit, festzustellen, wo genau sich deine Mutter befindet?«
    Aphrael schüttelte den Kopf. »Nicht, ohne sie in Gefahr zu bringen. Wenn ich meine Gedanken auf die Suche nach ihr schicke, wird Cyrgon es bemerken und Mutter vielleicht etwas antun, ehe er sich der Situation bewußt wird. Nein, wir müssen uns zuerst einmal darum kümmern, daß Sperber nicht durchdreht, sobald er erfährt, was geschehen ist.« Abrupt sog sie den Atem ein, und ihre dunklen Augen weiteten sich. »Was hast du?« fragte Sephrenia bestürzt. »Was ist los?« »Ich weiß es nicht!« rief Aphrael. »Etwas Furchtbares!«
    Für einen Moment blickte sie heftig um sich, wurde dann ruhiger, um in völliger Konzentration zu erstarren, ehe sie wieder von plötzlicher Wut übermannt wurde.
»Jemand bedient sich eines der verbotenen Zauber, Sephrenia!« Ihre Stimme war so hart wie der gefrorene Boden.
»Bist du sicher?«
»Ganz sicher. Die Luft stinkt danach!«
    Djarian, der Totenbeschwörer, war ein ausgemergelter Styriker mit tiefliegenden Augen und hagerer, ja, knochiger Gestalt, die einen eigenartigen, beinahe modrigen Körpergeruch verströmte. Wie die anderen styrischen Gefangenen war auch Djarian gekettet und wurde von entschlossenen Ordensrittern bewacht, die Erfahrung darin hatten, sich erfolgreich gegen styrischen Zauber zur Wehr zu setzen.
    Als Sperber und die anderen endlich dazu kamen, die Gefangenen zu befragen, senkte sich ein kaltes, bedrückendes Zwielicht auf das Lager herab, das sie bei den Ruinen von Tzada aufgeschlagen hatten. Die Trollgötter hatten ihre Kreaturen bereits fest im Griff gehabt, als die Freßorgie abrupt geendet hatte. Nun hatten die Trolle sich um ein riesiges Feuer auf der Wiese geschart, mehrere Meilen entfernt. Es sah aus, als hielten sie eine religiöse Andacht.
    »Tu so als ob, Bevier«, riet Sperber dem cyrinischen Ritter leise, als Djarian vor sie gezerrt worden war.
    »Stell ihm irgendwelche unwichtigen Fragen, bis Xanetia uns das Zeichen gibt, daß sie alles aus seinem Gedächtnis herausgeholt hat.«
    Bevier nickte. »Ich kann es so sehr in die Länge ziehen, wie du möchtest, Sperber. Fangen wir an.«
    Die flackernden Flammen verliehen Ritter Beviers strahlendweißem Wappenrock einen rötlichen Schimmer, so daß der Cyriniker wie ein Priester aussah, der eine rituelle Handlung vornahm. Ehe er mit dem Verhör begann, rezitierte er feierlich ein langes Gedicht; dann wurde er vollkommen sachlich.
    Djarian beantwortete die Fragen knapp und angespannt mit hohlklingender Stimme, die sich anhörte, als käme sie aus einem tiefen Gewölbe. Bevier achtete scheinbar nicht auf das mürrische Benehmen des Gefangenen. Er wirkte überkorrekt, ja pedantisch, und er steigerte diesen Eindruck, indem er fingerlose Handschuhe trug, wie Schreiber und Schriftgelehrte es bei kaltem Wetter tun. Wiederholt stellte er bereits beantwortete Fragen und wies dann auf Unstimmigkeiten in den Antworten des Gefangenen hin.
    Nur einmal war Djarian nicht so
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