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Titel: talon005
Autoren: Unsichtbare Augen
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zu dem Holster an seinem Gürtel. Der kleine Revolver hatte den Unfall unbeschadet überstanden. Mauris öffnete das Magazin und kontrollierte zufrieden die Patronen.
    Talon hatte ihn stumm beobachtet.
    „Nein“, entgegnete er nur knapp.
    „Was?!“, rief der Belgier entgeistert auf und sah dem Mann mit dem rotbraunen wilden Haar entsetzt an.
    „Was meinen Sie –“ löste es sich von Alices Lippen.
    „Ich muss der Fährte nach“, erklärte er. Sein Blick ging weiter in Richtung der Allee, die durch die riesenhaften Pfeiler gebildet wurde. Er trat einige Schritte nach vorne. Seine Augen verloren sich in der Ferne.
    Hart packte Eugene ihn an der Schulter und riss ihn herum.
    „Verdammt, wollen Sie uns hier verrecken lassen?“, fragte er Talon. Seine Augen suchten die des anderen Mannes. Dieser musterte ihn ungerührt.
    „Ich habe Sie nicht gebeten, hierher zu kommen.“
    Zwischen den beiden Männern begann die Luft zu knistern.
    „Ruhe, alle beide!“, unterbrach Janet die angespannte Atmosphäre und trennte die beiden, indem sie mit der Hand dazwischen fuhr. Sie humpelte langsam wieder zurück auf ihren Platz und atmete erleichtert auf, als sie sich auf den kühlen Stein setzen konnte.
    „Mauris, ich bin hier der Boss“, setzte sie mit ruhiger Stimme an. „Wir gehen mit ihm, klar? Talon –“ Sie sah den halbnackten Mann ernst an. „ – Sie sind uns was schuldig. Wir haben Sie aus der Savanne gerettet. Nehmen Sie uns mit!“
    Sie spürte die Unwilligkeit, mit der die beiden Männer auf ihren Vorschlag reagierten. Alice stellte sich neben die Frau.
    „Talon, wenn es Sie nicht stört –?“, unterstützte sie Janet „Eugene, mir wäre eine Fotosafari lieber, als mich jetzt alleine irgendwie nach Bangui durchschlagen zu müssen. Was weiß ich, was unterwegs auf uns lauert!“
    Eugene antwortete mit einem kehligen Lachen und zuckte mit den Schultern. Er warf Talon einen eisigen Blick zu. „Ich bin ja sowieso überstimmt.“
    „Das sind Sie“, stimmte ihm Janet Verhooven zu. „Nun?“, wandte sie sich an Talon. Dieser bedachte sie mit einem unbestimmten Blick. Er wartete einige Augenblicke mit seiner Antwort.
    „Gut, kommen Sie mit“, ein schmales Lächeln löste sich von seinen Lippen. „Wegen Ihres Fußes – ich werde Sie tragen.“
    „Den ganzen Weg?“, fragte Janet nach. „Hmm, ein wahrer Held!“ Auffordernd streckte sie ihm ihre Hände entgegen. Ohne Mühe hob Talon sie hoch und wartete, bis sich die junge Frau in seinen Armen zurechtgelegt hatte. Etwas fester als nötig schlang sie ihre Arme um seinen Hals.
    „Sie sind eine schreckliche Frau“, stellte Talon kopfschüttelnd fest.
    Janet schenkte ihm ihr selbstsicherstes Lächeln.
    „Das sagen alle meine Männer.“

    Gegen Abend des nächsten Tages erreichte die Gruppe das Ende der ausgedörrten Savanne. Ohne Wechsel ging die Einöde in die grüne Wand des Dschungels über. Zerfallene Überreste mehrerer Säulen ragten vereinzelt aus dem Gewirr von Ästen und Blättern.
    Kurz legten die Menschen das Gepäck ab, das sie noch aus dem Wagen retten konnten, und legten eine Pause ein. Alice hatte ihre schussbereite Kamera von der Schulter genommen und machte unablässig Bilder.
    „Das ist doch nicht normal!“, stellte Eugene fest. „So krass ändert sich keine Landschaft!“
    Eine Unruhe erfüllte Talon, die er bereits seit Stunden in sich spürte.
    „Es ist ein besonderes Gebiet. Niemand geht dorthin“, klang seine Antwort ungewohnt vorsichtig.
    „Wieso nicht?“, fragte der Belgier nach. Er ging in die Knie und betrachtete sich die Landschaft genau.
    Talon legte die Hände an die Hüfte und trat unruhig auf der Stelle.
    „Um es abergläubisch auszudrücken – das Gebiet ist tabu. Ich habe nur von anderen davon gehört. Das Land ist fremd Als gehöre es schon lange nicht mehr hierher.“
    Eugene musterte ihn nachdenklich.
    „Sie sagen das so, als ob Sie daran glauben.“
    Janet Verhooven wischte sich Hals und Gesicht trocken. Es ärgerte sie, wie sehr ihr die Hitze zu schaffen machte. Umso mehr, da die anderen nicht mit diesen Problemen zu kämpfen schienen. Zum Glück war ihr Fuß nicht so stark angeschwollen wie befürchtet.
    „Wollen Sie immer noch da rein?“, wollte sie von Talon wissen.
    Dieser nickte. „Ich muss.“
    Ein Schrei entfuhr Alices Lippen. Hastig rief sie Talons Namen. Sie zeigte vor sich in das undurchdringliche Dickicht. Aus dem Unterholz löste sich ein ockerfarbener Schatten, der sich langsam der Gruppe
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