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Taken

Taken

Titel: Taken
Autoren: Erin Bowman
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mir verboten, mit Feuer zu spielen, und genau deswegen taten wir es. Wenn sie uns dagegen gezwungen hätte, mit Feuer zu spielen, hätten wir uns wahrscheinlich mit Felsbrocken amüsiert. Und so ist es auch in dieser Situation. Das Feuer, das sie mir aufzwingen, interessiert mich nicht. Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mir sagt, was ich zu tun habe.
    »In letzter Zeit fühle ich mich nur wie ich selbst, wenn ich in den Wäldern bin«, gestehe ich. »Von selbst passiert da gar nichts.«
    »Nun gut«, sagt sie und stellt ihre Tasse auf den Holztisch zwischen uns. »Für den nächsten Monat bist du Emma Link zugeteilt. Du kennst doch Emma, oder? Carters Tochter, die im Krankenhaus arbeitet?«
    In meiner Brust bildet sich ein Klumpen. »Ja, ich kenne sie.«
    »Gut. Das ist alles, Gray. Du kannst gehen.«
    Ich gehe, ohne ihr zu danken. Zum ersten Mal, seit ich den Bilderrahmen zerbrochen habe, denke ich an etwas anderes als Mas Geheimnis. Eigentlich müsste ich froh über diese Zuweisung sein, aber das bin ich nicht. Emma ist kein Mädchen wie alle anderen. Ich möchte nicht mit ihr zusammen sein, weil man es mir befohlen hat. Entweder zu meinen eigenen Bedingungen und sie erwidert meine Gefühle, oder gar nicht.
    Vielleicht spielt es gar keine Rolle, wahrscheinlich wird Emma mich ohnehin nicht akzeptieren. Es gibt Gerüchte, dass sie noch keinen einzigen der ihr zugewiesenen Partner akzeptiert hat und alle zurückweist. Blaines Freund Septum Tate, der dem Raub vor ein paar Monaten zum Opfer fiel, hat behauptet, Emma habe ihm sogar das Knie in die Weichteile gerammt, als er sich weigerte zu glauben, dass sie wirklich »nein danke« meinte. Niemand hat ihm geglaubt, hauptsächlich, weil Emma so freundlich und sanft ist.
    Ich blicke auf und stelle fest, dass meine Füße mich ganz unbewusst zum Krankenhaus getragen haben. Eigentlich kann ich es ebenso gut jetzt hinter mich bringen. Ich stoße die Türflügel auf und trete ein.
    Im vorderen Teil des Raums behandelt Carter jemanden. Durch einen der dünnen Vorhänge kann ich die Silhouetten der beiden erkennen. Emma sitzt im hinteren Teil an einem Schreibtisch und kritzelt etwas auf ein Stück Pergament. Sie trägt ein langes weißes Kleid und hat sich das Haar nachlässig hochgesteckt. Ein paar lose Strähnchen fallen ihr beim Schreiben in die Augen. Nervös fahre ich mit einer Hand durch meine Ponyfransen, dann marschiere ich nach hinten zu ihrem Schreibtisch und lasse mich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen, ohne dass sie mich dazu aufgefordert hätte.
    »Hey.«
    »Hi«, sagt sie und blickt kaum auf. »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Nein.« Ich überlege immer noch, was ich sagen soll. Vielleicht war es eine schlechte Idee, hierherzukommen. Vielleicht sollte ich Emma während des nächsten Monats einfach aus dem Weg gehen.
    »Was machst du dann hier?« Sie legt ihre Schreibfeder weg und verschränkt die Arme vor der Brust. Wenn sie wütend ist, sieht sie schön aus.
    »Man hat mich dir zugewiesen«, erkläre ich ohne Umschweife. So, jetzt ist es heraus.
    »Ach, weiter nichts? Gut. Ich bin nicht interessiert.« Sie nimmt ihre Feder wieder zur Hand und schreibt weiter.
    »Ja, ich weiß. Ich hatte nur gehofft, ich könnte die Sache klären, damit wir wirklich Spaß miteinander haben, wenn wir den nächsten Monat zusammen verbringen.«
    Mit verwirrter Miene sieht sie mich an. »Ich weiß nicht, ob du mich richtig verstanden hast, Gray. Wir werden uns nicht treffen.«
    »Die Sache ist die, Emma: Ich möchte nicht Vater werden. Nicht in einer Million Jahre. Ich möchte nicht wie Blaine enden und ein Kind zurücklassen. Und du bist nicht interessiert. Das hast du deutlich zum Ausdruck gebracht. Aber der Rat will trotzdem, dass ich dein Partner bin, und wenn wir uns ein paar Wochen zusammen sehen lassen, werden sie denken, dass wir tun, was sie von uns wollen, und uns in Ruhe lassen. Vielleicht könnte ich sie sogar überreden, mich dir für mehrere Monate zuzuteilen, und dann brauchst du dich gar nicht mit irgendwelchen Zuweisungen abzugeben.«
    Einen Moment lang schweigt sie und ihre dunklen Augen erforschen meinen Blick. Ich bin mir nicht sicher, wonach sie sucht oder was sie denkt. Sie versteht sich viel zu gut darauf, eine ausdruckslose Miene zu zeigen.
    »Okay«, sagt sie schließlich. »Abgemacht. Was möchtest du unternehmen?«
    »Was, jetzt gleich?«
    »Ja, jetzt gleich.« Sie lächelt kaum wahrnehmbar und ruft damit diesen Schmerz in meiner Brust hervor,
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