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Tai Chi Chuan

Tai Chi Chuan

Titel: Tai Chi Chuan
Autoren: Andrea Schönig
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hinein, sodass der sich etwas anhebt und lassen Sie mit dem Ausatmen den lang gezogenen Bauchton erklingen. – Nachdem Sie auf diese Weise eine Zeit lang Ihren Bauchraum erfahren und erkundet haben, suchen Sie mit den Fingern tastend Ihren Bauchnabel. Drei Fingerbreiten direkt unter dem Bauchnabel drücken Sie mit dem Zeigefinger den Bauch etwas ein. Sie spüren den leichten Druck der Fingerspitze im Unterbauch. Sie denken sich eine horizontale Verbindungslinie von diesem Druckpunkt zur Wirbelsäule hin. Nach etwa einem Drittel dieses Weges finden Sie einen Bereich in Ihrem Körper vor, den die meisten alten Kulturen als energetisches Zentrum im Unterbauch angesehen haben. Die Chinesen nannten diesen Bereich Tan Tien 1 , die Inder kannten hier das „Nabelchakra“, die Japaner verorten hier den „Hara“. Auch liegt auf dieser Höhe der Meridianpunkt „Meer der Energie“.
    Versuchen Sie, diesen Bereich in Ihr Körperbewusstsein aufzunehmen und immer wieder ausfindig zu machen. Sie können ihn sich als Energiekugel oder -gefäß vorstellen, wo alles hinströmt und wovon alles ausgeht.
    Alle Bewegungen des Tai Chi entstehen aus der Aufmerksamkeit für den „Tan Tien“. Wir nennen diesen Vorgang derWahrnehmungslenkung, „sich auf den Tan Tien zentrieren“ oder einfach „sich zentrieren“.
    Also: Zentrieren Sie sich bewusst noch einmal.
    Gehen Sie anschließend noch einen letzten Schritt mit uns weiter. Lenken Sie Ihren Atem in den Bauchraum hinunter.
    Stellen Sie sich vor, Sie atmen in Ihr „Meer der Energie“ hinein. Sie füllen es mit Ihrem Atem auf und schicken Ihre Energie mit dem Ausatmen in Ihren gesamten Leib hinein.
    Ihr Atem ist sanft und regelmäßig, langsam und ohne Pausen. Er ist so fein, dass er nicht hörbar ist.
    So wird im Tai Chi Chuan in der Grundhaltung, aber auch während der kleinen Tai-Chi-Bewegungsfolgen und der Formen geatmet.
    Sie haben sich nun die Grundhaltung und die Zentrierung auf den Tan Tien in Form eines Selbsterfahrungsexperiments erarbeitet.
    Für heute ist es nun wohl genug.
    Versuchen Sie, morgen und übermorgen mit zunehmender Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Text ähnliche Erfahrungen mit der Tai-Chi-Grundhaltung zu machen. Dann erst wenden Sie sich dem nächsten Bewegungsexperiment zu.
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    1) Eigentlich gibt es drei Tan Tien im menschlichen Körper. Wenn wir also Tan Tien sagen, meinen wir einen der beiden unteren Tan Tien – nämlich den soeben beschriebenen. Dies entspricht der üblichen Verwendung des Begriffs.

6 Meditation und Wahrnehmung im Tai Chi Chuan – ein zweites Bewegungsexperiment
    Meditation ist keine Abkehr von der Welt, sondern stellt – im Gegenteil – ein sehr bewusstes Einlassen auf die Welt dar. Innere und äußere Welten und vor allem ihre Verbindung – letztlich ihre Einheit – werden in der Meditation wahrgenommen. Hiermit verbindet sich die Hoffnung, dass auch der Lebensalltag Strukturen und Rahmenbedingungen erreichen kann, die einer meditativen Wirklichkeitswahrnehmung zuträglich sind. Bedingungen unseres Lebens, die uns ermuntern, hellwach zu sein, um Trennungen und Begrenzungen zu wissen, aber auch das Ganze intuitiv spüren zu können.
    Unser zweites Bewegungsexperiment befasst sich mit diesem Thema.
    Lesen Sie sich bitte den nachstehenden Text mehrmals genau durch und versuchen Sie, sich die verschiedenen Wahrnehmungsaufgaben zu merken. Ein Partner kann natürlich auch die Aufgabe der begleitenden Textinstruktion übernehmen.
    Dann suchen Sie sich wieder einen ruhigen Ort, am besten im Park oder im Garten. Bauen Sie für sich in aller Ruhe die Tai-Chi-Grundhaltung von unten nach oben und wieder hinunter zum Bauchraum auf.

    1 Hinweis:
    Schließen Sie die Augen und spüren Sie in sich nach.
    Versuchen Sie, insbesondere Ihre Mitte zu erfühlen und in Ihren Tan Tien hineinzuspüren.
    Lösen Sie sich aus Ihrem Gedankenstrom und nehmen sich mehr und mehr über Ihre leibliche Intuition wahr.
    Nun richten Sie sich allmählich wieder in den Knien auf, um anschließend wieder in die Grundhaltung einzusinken. Unten angekommen, leiten Sie schon wieder die Gegenbewegung ein. Sie richten sich auf. Der höchste Punkt ist nun wieder die Umkehrposition.
    Dies machen Sie nun einige Male sehr langsam, aufmerksam und bewusst. Beim Einsinken stellen Sie sich jedes Mal vor, Sie würden alle Spannungen lösen, schwer werden und Ihren Schwerpunkt aus einer oberen Region in den Unterbauch verlagern. Haben Sie schon einmal gespürt, wie
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