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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Autoren: Lisa J. Smith
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und den Trost von ihr empfing, die sie empfand. Wenn Damons Geist wie ein Haus gewesen wäre, hätte sie es aufräumen und jedes Zimmer mit Blumen und Sternenlicht füllen wollen. Wäre er eine Landschaft gewesen, hätte sie einen hellen Schein um den vollen weißen Mond gelegt oder Regenbögen zwischen die Wolken. Aber stattdessen präsentierte sein Geist sich als ein hungerndes, an einen Felsen gekettetes Kind. Und der Fels war so beschaffen, dass niemand ihn aufbrechen konnte. Und sie wollte das Kind trösten und besänftigen.
    Sie wiegte den kleinen Jungen sachte hin und her, rieb ihm kräftig die Arme und Beine und schmiegte ihn dicht an ihren Geistkörper.
    Zuerst fühlte er sich in ihren Armen angespannt und wachsam an. Aber nach ein wenig Zeit und nachdem infolge ihrer Berührungen nichts Schreckliches geschehen war, entspannte er sich und sie spürte, wie sein kleiner Körper in ihren Armen warm und schläfrig und schwer wurde. Sie selbst verspürte einen süßen, gewaltigen Drang, das kleine Geschöpf zu beschützen.
    Binnen weniger Minuten war das Kind in ihren Armen eingeschlafen, und Elena glaubte, den Hauch eines kleinen Lächelns auf seinen Lippen zu sehen. Sie liebkoste seinen kleinen Körper, wiegte ihn sanft und lächelte in sich hinein. Sie fühlte sich an jemanden erinnert, der sie gehalten hatte, als sie weinte. Jemand, der nicht vergessen, niemals vergessen war– doch die Erinnerung schnürte ihr vor Kummer die Kehle zu. Es war jemand, der so wichtig war… Es war von verzweifelter Wichtigkeit, dass sie sich jetzt an ihn erinnerte, jetzt – und dass sie… sie musste… ihn finden.
    Und dann brach die friedliche Nacht von Damons Geist plötzlich auf– durch Geräusche, durch Licht und durch Energien, von denen selbst Elena wusste, so jung sie im Hinblick auf Macht auch war, dass sie durch die Erinnerung an einen einzigen Namen entfacht worden waren.
    Stefano.
    Oh Gott, sie hatte ihn vergessen – sie hatte es tatsächlich getan; für einige Minuten hatte sie sich gestattet, sich in etwas hineinziehen zu lassen, das bedeutete, ihn zu vergessen. Die Qual all dieser einsamen, spätnächtlichen Stunden, da sie dagesessen und ihre Trauer und ihre Furcht ihrem Tagebuch anvertraut hatte– und dann hatten der Friede und der Trost, die Damon ihr angeboten hatte, tatsächlich dazu geführt, dass sie Stefano vergaß – dass sie vergaß, was er in ebendiesem Augenblick vielleicht erlitt.
    » Nein– nein!« Elena kämpfte, allein in der Dunkelheit. » Lass los– ich muss ihn finden– ich kann nicht glauben, dass ich vergessen habe…«
    » Elena.« Damons Stimme war sanft und ruhig– oder zumindest ohne Emotionen. » Wenn du weiter so rumzappelst, wirst du dich befreien– und es ist ein langer Weg bis hinunter zum Boden.«
    Elena schlug die Augen auf, und all ihre Erinnerungen an Felsen und kleine Kinder flogen davon, zerstreuten sich wie weiße Löwenzahnsamen in alle Richtungen. Sie sah Damon anklagend an.
    » Du– du…«
    » Ja«, sagte Damon gefasst. » Gib mir die Schuld. Warum auch nicht? Aber ich habe dich nicht beeinflusst und ich habe dich nicht gebissen. Ich habe dich lediglich geküsst. Deine Kräfte haben den Rest besorgt; sie mögen unkontrollierbar sein, aber sie sind trotzdem extrem bezwingend. Offen gesagt, ich hatte nie die Absicht, mich so tief hineinsaugen zu lassen– wenn du die Zweideutigkeit entschuldigst.«
    Seine Stimme klang unbekümmert, aber Elena hatte eine plötzliche innere Vision von einem weinenden Kind und sie fragte sich, ob er wirklich so gleichgültig war, wie er erschien.
    Aber das ist seine Spezialität, nicht wahr, dachte sie mit plötzlicher Verbitterung. Er verteilt Träume, Vorlieben, Vergnügen, die im Geist seiner… Spender haften bleiben. Elena wusste, dass die Mädchen und die jungen Frauen, denen Damon… auflauerte… ihn anhimmelten, und ihre einzige Klage war, dass er sie nicht oft genug besuchte.
    » Ich verstehe«, sagte Elena zu ihm, während sie langsam Richtung Boden schwebten. » Aber das darf nie wieder geschehen. Es gibt nur eine Person, die ich küssen kann, und das ist Stefano.«
    Damon öffnete den Mund, aber genau in dem Moment erklang eine Stimme, die genauso wütend und anklagend war wie zuvor Elenas, und die sich nicht um die Konsequenzen scherte. Elena erinnerte sich an die andere Person, die sie vergessen hatte.
    » DAMON, DU BASTARD, BRING SIE RUNTER!«
    Matt.
    Elena und Damon landeten wirbelnd und elegant direkt an dem Jaguar.
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