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Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
Autoren: Lisa J. Smith
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mit uns wird. Du sollst mich nicht verwandeln, wie sie dich verwandelt hat. Aber wir können doch ein wenig miteinander teilen, ohne daß das geschieht, nicht wahr? Ich weiß, wie sehr du Katherine geliebt hast“, fügte sie noch leiser hinzu. „Aber sie ist fort, und ich bin hier. Und ich liebe dich, Stefan. Ich möchte mit dir zusammen sein.“
    „Du hast keine Ahnung, wovon du redest!“ Sein Körper war angespannt und sein Blick voller Seelenqual. „Wenn ich einmal nachgebe, was sollte mich dann davon zurückhalten, dich zu verändern oder dich sogar zu töten? Diese... Gier ist größer, als du es dir vorstellen kannst. Verstehst du denn immer noch nicht, was ich bin und wozu ich imstande bin?“ Elena blieb ganz ruhig stehen. Sie betrachtete ihn schweigend, das Kinn entschlossen vorgestreckt. Irgendwie schien ihn das noch mehr zu quälen.
    „Hast du noch nicht genug gesehen? Soll ich dir mehr zeigen?
    Kannst du dir nicht ausmalen, was ich dir antun könnte?“ Er ging zu dem kalten Kamin und nahm ein Stück Holz, das dicker war als beide Handgelenke Elenas zusammen. Mühelos brach er es wie einen Zahnstocher entzwei. „Deine zarten Knochen“, schrie er, mit einem Mal wütend. Vom Bett hob er ein Kissen auf und zerschlitzte die Seidenhülle in Sekundenschnelle mit seinen scharfen Fingernägeln. „Deine weiche Haut.“ Dann war er schnell wie ein Blitz bei Elena und packte ihre Schultern, bevor sie wußte, was überhaupt geschah. Er starrte sie einen Moment lang an. Dann zog er mit einem Fauchen, bei dem sich ihr die Haare im Nacken sträubten, die Lippen zurück.
    Es war dieselbe Fratze, die sie auf dem Dach gesehen hatte.
    Seine weißen Zähne waren entblößt und jetzt von unglaublicher Länge und Schärfe. Das Gebiß eines Raubtiers, eines Jägers. „Dein weißer Hals“, sagte er eiskalt. Seine Stimme hatte kaum mehr etwas Menschliches an sich. Elena blieb einen Augenblick wie erstarrt stehen und schaute wie hypnotisiert in dieses furchteinflößende Gesicht. Dann regte sich etwas tief in ihrem Unterbewußtsein. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und spürte seine Wangen kühl gegen ihre Handflächen. So hielt sie ihn ganz sanft, als wollte sie den brutal harten Griff seiner Hände auf ihren bloßen Schultern wortlos tadeln. Sie sah, wie die Wut der Verwirrung Platz machte, als er erkannte, daß sie das nicht tat, um sich zu wehren oder ihn wegzustoßen.
    Elena wartete, bis der Zorn aus seinen Augen wich und sie einen fast flehenden Ausdruck bekamen. Sie hatte keine Angst. Beide atmeten jetzt hastig, aber im selben Rhythmus.
    Elena spürte, wie er wieder zu zittern begann. Genau wie vorhin, als die Erinnerungen an Katherine zuviel für ihn wurden. Dann zog sie sehr sanft seinen Mund zu ihren Lippen.
    Er versuchte, sich gegen sie zu wehren. Aber ihre Sanftheit bezwang all seine übermenschliche Kraft. Elena schloß die Augen und dachte nur an Stefan, nicht an die schrecklichen Dinge, die sie heute nacht über ihn erfahren hatte. Sondern an den Stefan, der so vorsichtig ihr Haar gestreichelt hatte, als habe er Angst, sie könnte unter seinen Händen zerbrechen. Sie dachte daran und küßte den Raubtiermund, der sie noch vor ein paar Minuten bedroht hatte.
    Sie fühlte die Verwandlung, während er hilflos ihre zarten Küsse genauso zart erwiderte. Sie fühlte die Schauder, die ihn durchfuhren, und merkte, wie der brutale Griff seiner Hände zu einer Umarmung wurde. Da wußte sie, daß sie gewonnen hatte. „Du würdest mir niemals weh tun“, flüsterte sie. Es schien, als würden die Küsse alle Furcht, Einsamkeit und Verzweiflung, die in ihnen herrschte, vertreiben. Elena merkte, wie die Leidenschaft sie wie ein Blitz durchzuckte, und spürte in Stefan das gleiche Gefühl. Aber vor allem war da die Zärtlichkeit, fast schon angsteinflößend in ihrer Stärke. Es gibt keinen Grund für Hast oder Grobheit, dachte Elena, während beide engumschlungen auf das Bett glitten.
    Die Küsse wurden drängender. Elenas Herz hämmerte, und ihr Atem ging in kurzen Stößen. Ein süßes, schwindelerregendes Gefühl packte sie. Sie schloß die Augen und ließ den Kopf wehrlos nach hinten fallen. Es wird Zeit, Stefan, dachte sie. Und sehr, sehr sanft führte sie seinen Mund an ihren Hals. Sie fühlte, wie seine Lippen ihre Haut berührten, fühlte seinen Atem, heiß und kühl zugleich. Und dann einen scharfen Stich.
    Aber der Schmerz verging gleich wieder. Er wurde von einer übermächtigen Freude verdrängt,
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