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Tage wie in einem Rausch

Tage wie in einem Rausch

Titel: Tage wie in einem Rausch
Autoren: Diana Hamilton
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stieß sie hervor: "Tu uns das nicht an, Jed!"
    Langsam drehte er sich zu ihr um. "Meine Liebe, ich glaube nicht, dass ich es bin, der ,uns' etwas antut."
    Er öffnete seine Aktentasche und zog ein allzu vertrautes Päckchen hervor. "Das gehört dir. Ich hoffe, du gehst jetzt vernünftiger damit um." Als er ihren verwirrten Blick bemerkte, fügte er schroff hinzu:
    "Gestern Morgen bin ich auf der Suche nach ihm durchs Dorf gefahren. Ich dachte mir, dass er in der Nähe wohnen muss, angesichts eurer nächtlichen Verabredung. Vor einer billigen Pension stand sein Auto. Ich habe ihn überredet, dies hier zurückzugeben." Jed ließ das Paket auf den Tisch fallen, einen angewiderten Ausdruck im Gesicht.
    "Hoffentlich bist du nicht zu enttäuscht - aber du wirst nie mehr etwas von ihm hören oder sehen. Ich habe ihm das so deutlich gemacht, dass selbst er es nicht missverstehen könnte."
    Jed schloss die Aktentasche. "Ich rufe dich von New York aus an."
    Damit ging er.
    Elena ließ ihn gehen. Es hätte keinen Zweck gehabt, ihm hinterherzulaufen, mit ihm zu streiten, ihn anzuflehen. Jed Nolan hatte sich zu etwas entschlossen, und sie konnte nichts tun oder sagen, um ihn davon abzubringen.
    Pflichtbewusst rief er jede Woche aus New York an. Elenas Verzweiflung wich Hoffnungslosigkeit und dann stumpfer Apathie.
    Seine Fragen waren einseitig und unverblümt, und sie musste sich zwingen, sie zu beantworten: Ja, es ging ihr gut. Ja, sie ging regelmäßig zu ihrem Gynäkologen in Cadiz. Ja, sie hatte sich das Krankenhaus angesehen.
    Und das war es. Das war alles.
    Noch mehr als seine Anrufe deprimierte sie Jeds erster Besuch. Es war Mittags, und er trug ein dünnes weißes T-Shirt und eine leichte graue Hose. Elena schwitzte in der Mittagshitze, und das Haar fiel ihr strähnig ins Gesicht. Sie fühlte sich dick und hässlich und wollte ihn nicht sehen.
    Er ging, als Pilar ging, und Elena kauerte sich auf dem Sofa zusammen und weinte. Ihr war, als hätte man sie in ein tiefes Loch gestoßen, aus dem sie nie wieder herauskommen würde. Vielleicht wollte sie es auch nicht.
    Bei seinem zweiten Besuch einen Monat später ging er lange vor Pilar, die ganz außer sich war vor Aufregung. "Senor Nolan kümmert sich so um Sie! Nur schade, dass er wegen seiner Arbeit immer weg ist. Aber ...", sie konnte kaum an sich halten, "... letztes Mal hat er gesagt, dass er uns ein Auto kauft. Und gestern ist es gekommen. Ein neues Auto, für uns, damit Tomas Sie überall hinfahren kann. Senor Nolan wollte wissen, ob Tomas auch ein sicherer Fahrer ist, und ich habe ihm gesagt, dass er viel zu faul ist, um schnell zu fahren!"
    Jed tat seine Pflicht. Darin war er gut. Elena fürchtete sich vor seinem nächsten Besuch. In einem Monat würde sie noch dicker sein.
    Sie wollte nicht, dass er sie so sah: fett, langweilig, leblos. Sie fürchtete seine höflichen Fragen nach ihrem Befinden, ob sie genug esse und sich genügend ausruhe.
    Er brachte auch einige Neuigkeiten, nicht über sich, sondern über Catherine und Susan - wie gut sie sich in ihrem Cottage eingelebt hätten, dass sie den ganzen Garten umgestalten ließen und Flohmärkte und Antiquitätenläden auf der Suche nach Möbeln durchstreiften.
    Also musste er inzwischen auf Netherhaye gewesen sein.
    Er erzählte ihr auch, dass die beiden mit dem Gedanken spielten, sie zu besuchen, und dass er ihnen abgeraten habe, indem er ihnen sagte, dass sie an einem neuen Buch arbeite. Schrieb sie zurzeit?
    Sie schüttelte den Kopf. Nein. Sie versuchte nur, einen Tag nach dem anderen hinter sich zu bringen, und selbst das überstieg manchmal ihre Kräfte.
    Ohne dass er darüber gesprochen hatte, wusste sie, dass er sich nach der Geburt scheiden lassen würde. Catherine hatte sich gefangen und war mit ihrem neuen Leben beschäftigt. Es gab keinen Grund mehr, ihr etwas vorzumachen.
    Seltsamerweise verstand Elena ihn jetzt besser als zuvor. Er war ein durch und durch ehrenhafter Mann, der Pflicht und Verantwortung ernst nahm - das bewies allein die Tatsache, dass er sich um sie kümmerte, wenn auch nur aus der Ferne.
    Ein Mann, der Wort hielt. Für eine Frau, die etwas getan hatte, das er als Verrat betrachtete, konnte er nur Verachtung übrig haben.
    Sie wusste, dass er sie einmal geliebt hatte. Aber er konnte nicht bei ihr bleiben.
    Nichts würde ihn halten.
    Nicht einmal ihre große und ehrliche Liebe?
    Anfang Oktober, als die ersten kühlen Herbstwinde von den Bergen herabwehten, traf ein Paket mit Babysachen
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