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Tage wie in einem Rausch

Tage wie in einem Rausch

Titel: Tage wie in einem Rausch
Autoren: Diana Hamilton
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Pilar in ihrem gebrochenen Englisch.
    Elena sah an sich hinunter. Sie war erst im vierten Monat - sah man ihr die Schwangerschaft schon so deutlich an?
    Gleich darauf klärte Pilar sie auf. "Senor Nolan hat mir die gute Nachricht erzählt. Er sagt, dass Sie wieder zu Hause sind und Hilfe brauchen."
    "Wann war er bei Ihnen? Heute Morgen?" War er etwa im Dorf gewesen, ohne bei ihr vorbeizukommen? Schloss er sie schon wieder aus seinem Leben aus?
    "Nein, nein." Pilar sah Elena an, als zweifelte sie an ihrem Verstand. "Gestern um die Mittagszeit. Er hat im Dorf nach mir gefragt. Und weil ich all die Jahre darauf bestanden habe, dass Sie Englisch mit mir sprechen, konnte ich ihn sogar ganz gut verstehen."
    Elena allerdings verstand nichts. Gestern Mittag hätte Jed in Sevilla sein müssen. Doch Pilar ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. "Tomas soll den Garten bewässern und die andere schwere Arbeit machen.
    Das ist sehr gut. Er ist mit dem Fahrrad auf dem Weg hierher, weil mein Moped uns beide nicht trägt. Wollen Sie nur Obst essen, oder soll ich Ihnen eine schöne Tortilla machen?"
    "Obst", erwiderte Elena schwach und fuhr in ihrer Arbeit fort, bevor Pilar ihre Drohung wahr machen konnte.
    Sie konnte Pilars Begeisterung verstehen. Pilars Mann Tomas arbeitete nur höchst ungern. Er saß lieber den ganzen Tag im Café, trank Kaffee, rauchte seine stinkenden Zigarillos und las die Zeitung, während er es seiner Frau überließ, die Familie zu ernähren. Sie war sicher entzückt, dass er etwas hinzuverdienen konnte.
    Als Pilar mit Eimern und Besen herumzuklappern begann, nahm Elena ihren Obstsalat mit in den Garten und setzte sich in den Schatten des großen Feigenbaumes. Pilar würde sie holen, wenn Jed anrief. Obwohl sie aufgehört hatte, auf seinen Anruf zu hoffen.
    Aus Pflichtgefühl hatte er dafür gesorgt, dass sie alle Hilfe hatte, die sie brauchte, hatte Pilar wahrscheinlich auch ermahnt, darauf zu achten, dass sie, Elena, genug aß. Er kümmerte sich um ihr Wohlergehen und um das des ungeborenen Kindes seines Bruders, aber das war auch alles.
    Gegen Abend waren der Schmerz und das Gefühl des Verlustes unerträglich geworden. Seine Geschäfte in Sevilla konnten so lange doch nicht dauern, oder? Wenn er zurückkommen wollte, dann wäre er jetzt schon hier. Vom ständigen Lauschen auf seinen Wagen hatte sie Kopfschmerzen.
    Als Pilar ihr Moped durch den Hof schob, um sich auf den Heimweg zu machen, ermahnte sie Elena, auch ja von dem Hähnchen in Tomatensauce zu essen, das sie zubereitet hatte. Elena stand an der Tür, rang sich ein Lächeln ab und versprach es. Sie wollte sich Pilar gegenüber nicht anmerken lassen, wie verzweifelt und unglücklich sie sich fühlte.
    Dann hörte sie das Geräusch eines sich nähernden Wagens, und jetzt lächelte sie vor Freude und Erleichterung. Er war zurückgekommen!
    Die Knie wurden ihr weich, und sie ließ sich gegen den Türrahmen sinken, als Jed durch die Außentür in den Hof trat. Selbst durch den Tränenschleier in ihren Augen bemerkte sie, wie erschöpft und müde er aussah. Nachdem er einige Worte mit Pilar gewechselt hatte, kam er auf Elena zu, und seine finstere Miene ließ sie frösteln. Nichts hatte sich geändert.
    Er ging an ihr vorbei ins Haus. Sie folgte ihm, und als sie ins Wohnzimmer traten, fragte er: "Sollen wir reden?"
    Genau das wollte sie. Seine eiskalte Stimme, seine Augen, sein Verhalten verrieten ihr jedoch, dass er etwas sagen würde, das sie nicht ertragen konnte.
    Ihr zitterten die Knie so stark, dass sie sich an der Rückenlehne eines Stuhls festhalten musste. Jed stellte seine Aktentasche auf dem Tisch ab und sagte: "Sicher hast du schon bemerkt, dass Pilar und Tomas dir jede Hilfe geben werden, die du brauchst. Gestern Abend habe ich Catherine angerufen und ihr gesagt, dass du die Geburt des Kindes in Las Rocas abwarten willst, weil du dich hier am wohlsten fühlst."
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und blickte zum Fenster hinaus, als wäre sie gar nicht da. "Morgen fliege ich für vier, vielleicht fünf Wochen nach New York. Danach werde ich ab und zu vorbeikommen, und kurz vor der Geburt werden wir in ein Hotel in Cadiz ziehen. Ich habe dich dort in einer Privatklinik angemeldet."
    Ausdruckslos fügte er hinzu: "Du hast dich doch bestimmt mit diesen Dingen beschäftigt, als du beschlossen hast, ein Kind zu bekommen."
    Ungläubig hatte Elena zugehört, wie er in leidenschaftslosem Ton Pläne für eine düstere Zukunft machte, und jetzt
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