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Tag der geschlossenen Tür

Tag der geschlossenen Tür

Titel: Tag der geschlossenen Tür
Autoren: Rocko Schamoni
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tolle Geschäftsidee.«
    »Ich hab’s mir fast schon gedacht, also, lass dich nicht aufhalten, raus damit!«
    »Wir werden ein Restaurant eröffnen. Den Namen weiß ich auch schon: Restaurant vier Tafeln . Gerichte aus vier verschiedenen Ländern!«
    »Nowak, das ist ja mal was. Und wo willst du das Restaurant eröffnen – hier in deiner Bude, zwischen den Zeitschriften?«
    »Nee, nee, das wird ein Lieferservice, wir bringen den Leuten das Essen aus vier verschiedenen Nationalitäten nach Hause, verstehst du?«
    »Hm, tja, und wo hast du die Küche, um die Gerichte zuzubereiten? Und kannst du überhaupt kochen? Woher willst du denn Gerichte aus vier verschiedenen Ländern kochen können?«
    »Sonntag, das ist es ja grade, jetzt kommt der Clou: Ich koche es nicht selber, ich lasse kochen!«
    »Wie bitte?«
    »Pass auf, ich habe hier die Karten von vier guten, aber billigen Restaurants aus dem Viertel. Diese Gerichte schreibe ich alle mit Länderbezeichnungen auf die Karte unseres Restaurants Vier Tafeln , und das Ganze schmeißen wir dann in der ganzen Stadt in die Briefkästen, mit unserer Telefonnummer!«
    »Und dann?«
    »Und dann? Na, dann rufen die Leute bei uns an, bestellen das Essen, und wir rufen in dem betreffenden Restaurant an und bestellen dort das bestellte Essen. Und du fährst dann mit dem Moped rum, holst das Essen im Restaurant ab und fährst es zum Kunden! Was sagst du?«
    Ganz langsam fällt bei mir der Groschen.
    »Du willst bestelltes Essen bei anderen bestellen?«
    »Ja, wir setzen einfach den Preis ein bisschen höher und haben eine satte Gewinnmarge, ohne eine Küche, Gasträume, Toiletten, Personal und so weiter haben zu müssen. Was sagst du?«
    Er schaut mich triumphierend an. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Die Idee ist absurd, aber es lässt sich kein zwingendes Gegenargument auftreiben.
    »Nowak, ich glaube, so was ist verboten, du kannst doch nicht einfach …«
    Mir fällt nicht ein, was er nicht einfach könnte.
    »Was soll daran verboten sein, ich kaufe doch regulär deren Essen! Ich werde deren bester Kunde! Die Restaurants werden sich noch bei mir bedanken, dass ich deren Umsatz verdoppele! Schnallst du die Chance überhaupt?«
    Ich schnalle die Chance.
    »Okay, Nowak, wann willst du damit anfangen?«
    »Du, so bald wie möglich, ich hab mir schon eine Liste mit den besten Gerichten aufgeschrieben. Die schlechteren müssen wir ja nicht mit auflisten.«
    »Du hast dich bereits durch diese vier Karten durchgegessen?«
    »Natürlich, was glaubst du denn, für so einen Betrieb muss man eine gründliche Recherche betreiben. Das hat mich über ein Jahr gekostet. Diese Investitionen möchte ich mir natürlich von unserem Reingewinn wiederholen, ist ja wohl klar.«
    Ist natürlich total klar. Der Nowak stellt mir noch ein Bier hin. Ich muss zwar innerlich grinsen über die Beknacktheit seiner Idee, aber auf der anderen Seite glimmt in mir auch eine gewisse Hoffnung. Wer weiß, vielleicht funktioniert es ja. Auf jeden Fall hab ich wieder ’nen Job.

Hölle der Meinungen
     
    K inder schreien im Hof. Müssen diese beknackten Kinder ausgerechnet jetzt anfangen zu streiten? Es ist doch eh schon alles anstrengend genug. Gleich kommt die keifende Mutter, ich könnte wetten, dass es Birgit und ihre Blagen sind. Die gesamte Familie ist ohne jegliches Gefühl für Mitmenschen und Umwelt, total asozial. Dumm sind sie nicht, aber asozial.
    Ich gehe in die Küche zu dem Waschbecken mit den Wasserbomben. Ich habe immer ein paar mit Wasser gefüllte Luftballons in meinem Waschbecken, für all die Idioten da unten. Ich schaue kurz zu den Fenstern auf der anderen Straßenseite, um zu sehen, ob mich jemand beobachtet, dann lasse ich eine der Bomben aus dem Fenster springen. Ich betrachte den Bogen der Flugbahn und drehe mich freudvoll gespannt hinter den Fensterrahmen. Dann das dumpf platschende Geräusch des Aufpralls, eine Sekunde Stille, danach Geschrei. Schönes Geschrei. Ich bin kein schadenfroher Mensch, wirklich nicht, aber manchmal sind Worte so überflüssig. Die Kinder verschwinden, rennen heulend zu ihrer Mutter. Vorerst Ruhe. Wenn Birgit kommt, geh ich nicht an die Sprechanlage, mir kann keiner was nachweisen.
    Bei der Aktion kommt mir eine schöne Idee. Ich werde die CD mit den fünfzig schlimmsten Kindersounds aufnehmen. Brabbelnde und greinende Babys. Heulende und nölende Kleinkinder. Vor allem aber laut streitende und schreiende Blagen in allen Tonlagen, Lautstärken und
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