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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller
Autoren: Tom Egeland
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bestand das Problem darin, dass die Mörder entweder Panik bekamen oder sich schlicht und einfach dumm anstellten.
    Sie wurde im September als vermisst gemeldet. Ihr Zuhälter wurde verdächtigt und in Untersuchungshaft genommen. Die Polizei ist wirklich schrecklich fantasielos, dachte er voller Schadenfreude.
    Nach vier Wochen kam der Zuhälter wieder frei. Eine Anklage wurde nie erhoben.
    Einige Monate lang amüsierte er sich über die Zeitungsartikel: das »Mona-Mysterium«. Doch schließlich verloren sowohl die Polizei als auch die Journalisten das Interesse an dem Fall.
    Aber er hatte ja noch den Film.
    Aftenposten, August 1992
    Noch immer keine Spur von vermisster Osloerin
    Die Polizei hat noch immer keine Spur von der vermissten Eirin Granvik (23) aus Oslo, die Ende Juli von einem Bootsausflug nicht mehr zurückkehrte.
    Die verheiratete Mutter dreier Kinder war alleine im Boot, als sie verschwand. Ihr Boot wurde vertäut an einem Gästeanleger im Yachthafen von Son gefunden.
    Die freikirchliche Gemeinde, zu der die Familie gehört, hat eine Belohnung von 50 000 Kronen ausgesetzt für sachdienliche Hinweise, die zur Lösung des Falles führen.
    Die Polizei hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Frau aus freien Stücken abgesetzt hat. Granvik hat eine wichtige, ehrenamtliche Stellung in der Gemeinde und einen sehr engen Kontakt zu ihrer Familie.
    Die Polizei geht davon aus, dass sie beim Vertäuen des Bootes ins Wasser gefallen ist.

GRORUD-KIRCHE, OSLO JULI 1996
    Der Lieferwagen steht im Schatten auf der Rückseite der Kirche. Sie bemerkt ihn nicht gleich. Der Splitt auf dem Asphalt knirscht unter ihren Füßen, und sie atmet die sommerlichen Düfte des Friedhofs ein. Durch das glitzernde Licht in den Baumkronen kann sie den Turm und die Kirchturmspitze sehen.
    Es ist halb neun. Jetzt hat sie die Kirche zwei Stunden für sich.
    Seit drei Monaten arbeitet sie als Organistin in der Gemeinde. Sie liebt die zerbrechlichen Töne der alten Orgelpfeifen. Den Widerhall in der Kirche, die Klangfülle.
    »Entschuldigung?«
    Sie zuckt zusammen.
    Der Mann sitzt im Lieferwagen, die Beine aus der geöffneten Tür gestreckt. Er hat das Seitenfenster heruntergekurbelt und hält in der linken Hand eine Colaflasche.
    »Sie scheinen hier zu arbeiten«, sagt er.
    Sie meint, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Wie ein alter Klassenkamerad, den man vergessen hat. Ein attraktiver Mann, auf dem ihr Blick vielleicht einen Moment hängen geblieben wäre, wenn sie ihn an einem Sonntagnachmittag im Gemeindezentrum gesehen hätte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie.
    »Ich soll hier etwas liefern. Aber es ist keine Seele hier. Oh, entschuldigen Sie den Ausdruck.«
    Er lacht. Sie lacht mit.
    »Nur einen kleinen Augenblick«, sagt sie und tastet in ihrer Tasche nach den Schlüsseln. »Was denn liefern?«
    »Die neuen Formulare.«
    »Formulare?«
    »Haben Sie denn nichts davon gehört? Alle Formulare müssen ausgetauscht werden. Abmeldungen, Anmeldungen, Hochzeiten, Taufen… alles. Ich komme gerade von der Druckerei. Für den Pastor.«
    Schließlich findet sie die Schlüssel. »Er ist nicht da.« Sie schließt die Tür der Sakristei auf. »Sommerferien. Aber Sie können die Kisten hier reinstellen. Ich werde Bescheid sagen.«
    »Sehr gut. Woher kommen Sie?«
    »Aus Dänemark. Hört man das?«
    »Ein bisschen.« Er folgt ihr hinein und sieht sich um. »Hier muss ich dann in die Höhe stapeln.«
    »Geht das?«
    »Ich denke schon.« Er zögert. »Wäre es vielleicht möglich, dass Sie mir helfen? Die Kisten sind ein bisschen umständlich aus dem Wagen zu bekommen. Sie sind nicht sonderlich schwer, aber für einen allein ziemlich sperrig«, fügt er rasch hinzu.
    »Na klar.« Sie hängt ihre Tasche an die Türklinke und geht mit ihm nach draußen.
    Er hilft ihr in den Laderaum des Lieferwagens. Die Kisten stehen ganz hinten. Sie sehen weder schwer noch sperrig aus.
    »Wenn Sie die obere nehmen würden…«, sagt er und lässt sie vorbei.
    Sie hebt die Kiste an. Sie ist viel zu leicht.
    »Aber da ist doch nichts…«, beginnt sie.
    Der Lappen legt sich ihr über Nase und Mund. Sie richtet sich auf und stößt mit dem Kopf ans Wagendach. Die Kiste fällt zu Boden. Sie versucht, sich loszureißen.
    Der beißende Gestank des Lappens ätzt und bläht sich auf… ätzt und bläht sich auf…
    Langsam und unter Schmerzen kommt sie wie nach der Blinddarmoperation vor drei Jahren wieder zu sich.
    Sie kann nicht mit Gewissheit sagen, wo
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