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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Autoren: Lisa Jackson
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die Stufen hinab.
Noah, mein lieber, süßer Junge. Noah!
    Unten angekommen, rannte sie in die Küche, dann zur Hintertür hinaus, über die windgeschützte Veranda, durch den riesigen Garten und weiter Richtung Ufer.
    Jetzt konnte sie laufen. Schnell sogar. Die Abenddämmerung senkte sich herab.
    »Noah!«, rief sie, während sie über die grasüberwucherten Wege rannte, an verwelkten Rosenbüschen und tropfnassen Farnen vorbei zur Pier, deren Ende vom Nebel und der Dunkelheit verschluckt war. Keuchend stieß sie den Namen ihres Sohnes hervor, verzweifelt und doch voller Hoffnung, dass er aus dem Nebel auftauchen und sie mit seinen großen, vertrauensvollen Augen anschauen würde …
    Der Anleger war leer. Die Nebelschwaden warfen zuckende Schatten aufs Wasser, in der Ferne kreischten Möwen.
    »Noah!«, schrie sie und rannte über die schlüpfrigen Planken. »Noah!«
    Sie hatte ihn gesehen, ganz bestimmt!
    O Liebling …
»Noah, wo bist du?«, fragte sie schluchzend, als sie das Ende der Pier erreicht hatte. »Ich bin’s, Schätzchen, Mama …«
    Ein letzter gehetzter Blick über den Anleger und das Bootshaus bestätigten ihr, dass er nicht da war. Ohne zu zögern sprang sie ins eisige Wasser. Die Kälte fuhr ihr in die Glieder, sie schmeckte Salzwasser auf ihren Lippen, während sie hektisch mit Armen und Beinen ruderte und verzweifelt nach ihrem Sohn Ausschau hielt.
    »Noah!«
    »Du lieber Himmel, wo kann er nur sein?«
    Sie tauchte unter, kam hustend und spuckend wieder an die Oberfläche. Nichts. Trotzdem tauchte sie wieder und wieder unter, in der Hoffnung, ihn in der trüben, dunklen Tiefe zu entdecken.
    Lieber Gott, bitte mach, dass ich ihn finde. Bitte hilf mir, ihn zu retten! Lass ihn nicht sterben! Er ist doch ein unschuldiges Kind!
    Ihr Nachthemd bauschte sich auf der Wasseroberfläche, sie hatte ihr Haarband verloren, nun schwebten die langen Haare wie ein Fächer um ihren Kopf. Langsam machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Als sie wieder einmal auftauchte, stellte sie fest, dass sie ein gutes Stück vom Anleger abgetrieben war. Plötzlich meinte sie, eine Stimme zu vernehmen.
    »He!«, rief ein Mann. »He, Sie da draußen!«
    Sie tauchte erneut unter, zwang sich, die vom Salzwasser brennenden Augen zu öffnen und die Luft anzuhalten, bis sie das Gefühl hatte, ihre Lungen würden zerreißen.
Wo ist er? Noah, o Gott, mein Kleiner …
Sie spürte, wie ihr schwindelig wurde, doch sie durfte jetzt nicht aufhören zu suchen. Musste ihren Sohn finden … Das Wasser um sie herum wurde dunkler und kälter. Noch immer keine Spur von Noah.
    Plötzlich war jemand neben ihr.
    Starke Arme umschlossen ihren Brustkorb. Sie war schwach, stand kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, als sie an die Oberfläche gezogen wurde.
    Hustend schnappte sie nach Luft, spuckte Salzwasser aus und blickte in das ernste, entschlossene Gesicht eines Fremden.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, fragte er. Doch bevor sie eine Antwort geben konnte, knurrte er: »Ach, zum Teufel!«, und fing an, sie mit kräftigen Beinschwüngen zum Ufer zurückzuschleppen. Im hüfthohen Wasser angekommen, wurde ihr klar, wie weit sie von der Pier abgetrieben war. Der Mann ließ sie los, stützte sie nur noch mit einem Arm und half ihr durch die ausrollenden Wellen ans sandige Ufer.
    Ihre Zähne klapperten, und sie zitterte am ganzen Körper, doch Ava fühlte nichts außer ihrer tiefen, alles überwältigenden Trauer. Sie schluckte mühevoll, schmeckte das Salz auf ihren Lippen, dann endlich sah sie ihren Retter an. Wer mochte er sein? Sie war ihm noch nie zuvor begegnet.
    Oder doch? Er kam ihr vage vertraut vor, dieser etwa dreißigjährige, ungefähr eins fünfundachtzig große Mann mit seinem nassen, langärmeligen Hemd und den durchweichten Jeans. Er wirkte abgehärtet, rau, als hätte er die größte Zeit seines Lebens draußen verbracht.
    »Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?«, schimpfte er und wischte sich das widerspenstige Haar aus den Augen. »Sie hätten ertrinken können!« Und dann: »Ist alles in Ordnung?«
    Natürlich nicht. Gar nichts war in Ordnung. Und sie war sich absolut sicher, dass nichts mehr jemals auch nur ansatzweise wieder in Ordnung kommen würde.
    »Ich bringe Sie ins Haus.« Ohne ihren Arm loszulassen, half er ihr den Weg zum Herrenhaus hinauf, vorbei an seinen Stiefeln, die er scheinbar hastig ins Gras geworfen hatte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    Er musterte sie von oben bis unten. »Austin Dern.« Als sie
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