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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Autoren: Lisa Jackson
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Ehemann auch nur einen einzigen Tag seines Lebens gelitten hatte. Am liebsten hätte sie sich bemerkbar gemacht, doch sie wollte hören, was die Frauen noch sagten, welcher Klatsch in den langen Fluren von Neptune’s Gate kursierte, diesem hundert Jahre alten Haus, errichtet und benannt von ihrem Ururgroßvater.
    Neptune’s Gate – die Pforte des römischen Meeresgottes.
    »Nun, etwas muss doch passieren, die sind doch reicher als Gott!«, murmelte eine der Frauen. Ihre Worte verklangen, als würde sie sich von der Tür entfernen.
    »Um Himmels willen, sprich leise! Die Familie sorgt immerhin dafür, dass sie die bestmögliche Pflege bekommt …«
    Die Familie?
    Avas Kopf hämmerte, als sie die dicke Federdecke abwarf und mit nackten Füßen auf den flauschigen Teppich trat, der auf dem Hartholzboden lag. Tannen … Der Boden war aus Tannenholz, fiel ihr ein, die Planken zugesägt von der Sägemühle, die einst das Herz von Church Island gewesen war. Derselbe Ururgroßvater, der Neptune’s Gate erbaut hatte, hatte auch der Insel ihren Namen gegeben.
    Ein Schritt, zwei … Ava verlor das Gleichgewicht und klammerte sich an den hohen Bettpfosten.
    »Die Familie braucht Antworten …«
    »Brauchen wir die nicht alle?« Ein leises, boshaftes Kichern.
    Bitte, lieber Gott, mach, dass das nicht Khloe ist.
    »Aber uns gehört nichts von dieser verfluchten Insel.«
    »Das wäre was … wenn sie uns gehörte, meine ich.« Die Stimme klang sehnsüchtig.
    Ava machte einen weiteren Schritt und spürte, wie ihr übel wurde. Sie schmeckte Galle auf der Zunge und fürchtete schon, sich übergeben zu müssen, doch dann schluckte sie mühsam, holte tief Luft und unterdrückte den Brechreiz.
    »Sie ist völlig durchgedreht, trotzdem wird er sie nicht verlassen«, sagte eine der beiden Frauen jetzt. Ava verharrte in der Bewegung und verfluchte im Stillen ihre getrübte Erinnerung, ihr umwölktes Gehirn.
    Früher einmal war sie blitzgescheit gewesen, hatte stets zu den Klassenbesten gezählt. Und später war sie eine tüchtige Geschäftsfrau gewesen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen tappte sie weiter bis zur Tür und spähte vorsichtig hinaus. Zwei Frauen gingen zur Treppe in der Mitte der Galerie. Keine von beiden war Khloe, wie Ava befürchtet hatte. Ava sah Virginia Zanders, Khloes Mutter, eine Frau, in die ihre Tochter zweimal hineingepasst hätte. Sie war die Köchin von Neptune’s Gate. Die andere Frau war Graciela, die aushilfsweise als Hausmädchen arbeitete. Als habe sie gespürt, dass Ava in der Tür stand, warf sie einen Blick über die Schulter. Ihr Lächeln war so sacharinsüß wie der Eistee, den Virginia an heißen Sommertagen zubereitete. Anders als ihre Begleiterin war Graciela klein und zierlich, ihr glänzend schwarzes Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Wenn sie wollte, konnte Graciela so strahlend lächeln, dass es den Zuckerguss eines M&M’s zum Schmelzen gebracht hätte. Heute erinnerten ihre Lippen eher die der Grinsekatze aus
Alice im Wunderland -
als hüte sie irgendein großes, dunkles Geheimnis.
    Über ihren Arbeitgeber. Oder ihre Arbeitgeberin.
    Die Härchen auf Avas Unterarmen sträubten sich. Ein Frösteln rieselte ihr das Rückgrat hinunter. Gracielas dunkle Augen funkelten rätselhaft, dann verschwand sie mit Virginia die Treppe hinunter. Ihre Schritte verklangen.
    Mit einem Ruck zog Ava die Tür zu und wollte automatisch absperren, aber das Schloss fehlte. An seiner Stelle hatte man eine optisch passende Scheibe angebracht, um das Loch in der Tür zu verdecken.
    »Gott steh mir bei«, flüsterte sie, überlegte kurz, ob sie die Kommode davorschieben sollte, doch dann lehnte sie sich bloß mit dem Rücken gegen das Türblatt und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
    Lass dich nicht unterkriegen. Lass nicht zu, dass sie dich zum Opfer machen. Wehr dich!
    »Wogegen?«, fragte sie ins dunkle Zimmer hinein, dann tappte sie hinüber zu den Fenstern, abermals verärgert über ihren benebelten Zustand. Wann war sie ein solcher Schwächling geworden?
Wann?
War sie nicht immer stark gewesen? Unabhängig? Ein Mädchen, das mit seiner Stute auf den Klippen oberhalb des Meeres entlanggaloppiert war, das die steilsten Gipfel auf dieser Insel erklommen hatte, das nackt in den eisigen, schäumenden Wassern des Pazifiks geschwommen war, dort, wo sie in die Bucht hineinstrudelten? Sie war gesurft, geklettert und … und nun kam es ihr so vor, als sei das tausend, nein, Millionen Jahre
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