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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Autoren: Lisa Jackson
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her. Mindestens.
    Jetzt war sie hier gefangen, in diesem Zimmer, während all die gesichtslosen Leute um sie herum mit gedämpften Stimmen sprachen und davon ausgingen, sie könne sie nicht hören, doch sie hörte sie. Natürlich hörte sie sie!
    Manchmal fragte sie sich, ob die anderen wussten, dass sie wach war, ob sie das absichtlich taten. Vielleicht waren ihre ganzen Beileidsbekundungen, das Mitgefühl, das sie ihr entgegenbrachten, nichts als Fassade, und sie war gefangen in diesem grauenvollen Labyrinth, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Sie vertraute niemandem. Doch dann fiel ihr ein, dass all das zu ihrem Krankheitsbild gehörte, zu ihrer Paranoia.
    Taumelnd kehrte sie zum Bett zurück und ließ sich auf die weiche Matratze mit der teuren Bettwäsche fallen. Hoffentlich klang der Kopfschmerz bald ab. Sie versuchte, den Kopf zu heben, doch das tat so weh, dass sie anfing zu zittern. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzuschreien.
    Niemand sollte so leiden müssen. Gab es dafür keine Schmerztabletten? Migränemittel? Andererseits nahm sie schon so viele Medikamente, weshalb sie sich manchmal fragte, ob der Kopfschmerz nicht genau daher rührte.
    Sie verstand nicht, warum offenbar alle darauf aus waren, sie zu quälen, sie glauben zu machen, sie sei verrückt. Und sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich das nicht nur einbildete. Alle steckten unter einer Decke: die Pflegerinnen, die Ärzte, das Hausmädchen, die Anwälte und Wyatt, ja, allen voran ihr Ehemann.
    Mein Gott, klang das paranoid.
    Vielleicht war sie tatsächlich verrückt.
    Sämtliche Kräfte zusammennehmend, stieg Ava erneut aus dem Bett. Irgendwann würde der Schmerz schon vergehen. Das tat er doch immer. Nur beim Aufstehen war es die Hölle.
    Vorsichtig durchquerte sie das Zimmer, trat an eines der Fenster, schob die Vorhänge zurück und öffnete die Jalousien.
    Es war ein grauer, trüber Tag, genau wie damals, als … als Noah …
    Nein, denk nicht daran! Es bringt nichts, wenn du dich immer wieder mit der Erinnerung an die schlimmsten Momente deines Lebens peinigst!
    Sie blinzelte, zwang ihre Gedanken, in die Gegenwart zurückzukehren, und starrte durch das schlierige Bleiglas im ersten Stock dieses alten, ehedem prachtvollen Herrenhauses. Der Herbst ging in den Winter über, und sie kniff die Augen gegen das Zwielicht zusammen. Ihr Blick fiel auf den Anleger, der umwabert war von Nebelschwaden.
    Es war gar nicht Morgen, es war fast Abend, wurde ihr klar, wenngleich ihr das merkwürdig vorkam. Hatte sie tatsächlich so lange geschlafen, Stunden … Tage vielleicht?
    Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf, jetzt bist du ja wach.
    Sie legte eine Hand auf die kühle Scheibe. Langsam nahm sie die Umgebung deutlicher wahr. Das Holz des Bootshauses am Ufer war mit den Jahren grau geworden, der Anleger, der daneben in das vom Wind aufgewühlte Wasser der Bucht führte, ebenfalls. Die Flut kam, schäumende Wellen rollten an die Küste.
    Genau wie an jenem Tag …
    Ein Schauder, kalt wie die Tiefen des Meeres, überlief sie, ein Frösteln, das tief aus ihrem Innern kam.
    Das Fenster beschlug von ihrem Atem, als sie die Stirn gegen das Glas lehnte.
    Sie spürte den vertrauten Kloß in ihrem Hals, wusste, was nun kommen würde.
    »Bitte …«
    Die Augen zusammengekniffen, starrte sie auf das Ende der Pier.
    Und da war er, ihr kleiner Sohn, am Rande des Abgrunds, ein geisterhafter Schemen im Nebel.
    »Noah«, flüsterte sie, plötzlich außer sich vor Angst. Ihre Finger glitten voller Panik die Scheibe hinab. »O Gott, Noah!«
    Er ist nicht hier. Dein angeschlagener Verstand spielt dir einen Streich.
    Doch sie durfte es nicht darauf ankommen lassen. Was, wenn diesmal, dieses eine Mal, wirklich ihr Junge auf dem Anleger stand? Er trug seinen roten Kapuzenpullover und hatte ihr im feuchten Nebel den Rücken zugedreht. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
    »Noah!«, rief sie und hämmerte gegen das Glas. »Noah! Komm zurück!«
    Hastig versuchte sie, das Fenster zu öffnen, doch anscheinend hatte man es zugenagelt.
    »Komm schon, bitte!«, schrie sie und zerrte mit aller Kraft am Rahmen. Ihre Fingernägel brachen. Das verdammte Fenster gab keinen Millimeter nach. »Oh, mein Gott …«
    Barfuß, beflügelt von ihrer Furcht, riss sie die Tür auf, stürzte aus ihrem Zimmer und den Gang entlang zur Hintertreppe, ihre nackten Füße klatschten auf den glatten Holzboden. Runter, runter, runter … Eine Hand am Geländer, flog sie
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