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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me
Autoren: Dietmar Sous
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raus ans Klavier und fang an zu klimpern, und da schreit Keith, der nach dreißig Pink Vodka stoned in den Seilen gehangen hatte, plötzlich ganz aufgeregt: ›He, Mann, was spielst du da? Spiel das beschissene Zeug noch mal!‹ Nun ja, die Nummer ist ein paar Monate später unter dem Namen Start Me Up ziemlich bekannt geworden. Die Stones spielen sie bei ihren Auftritten oft als erste.«
    » Eins meiner Lieblingsstücke!«, rief Gitta. » Und das ist von dir?«
    Ich winkte bescheiden ab, errötete vielleicht sogar charmant, und dann sagte ich: » Bist du nicht viel zu jung für so alten Männerkram?«
    Gitta beantwortete meine Frage vor ihrer Haustür. Bis dahin war es nicht weit, gerade mal um die Ecke. Sie küsste mich, dass jede Faser, jede Zelle meines Körpers nach Paarung schrie. Auch im Aufzug zur zweiten Etage und vor ihrer Wohnungstür flatterte ihre heiße Zunge, bis ich außer mir war. Ich öffnete zitternd ihren Mantel, begrüßte stürmisch ihre Brüste, tastete ihre festen Pobacken ab. Gitta stöhnte willig, sie rieb zwischen meinen Beinen, sagte: » Wow!«
    Ihre Wohnung roch genau wie sie nach Frühlingsrosen und Orangen. Bunte Lichterketten erhellten sanft und romantisch die Dunkelheit. Aber ich stolperte über etwas, das sich als Gittas Katze herausstellte. Im Fallen riss ich ein Schränkchen mit und das, was darauf gestanden hatte. Gitta schrie, die Märchenbeleuchtung wurde von unerträglich hellem Licht verdrängt. Aus den Trümmern schloss ich auf eine große chinesische, koreanische oder japanische Vase, jedenfalls asiatisch. Ein Familienerbstück, das laut Gitta zwei Welt- und mehrere Scheidungskriege heil überlebt hatte. » Und jetzt tauchst du hier auf, und fünf Sekunden später ist alles kaputt«, sagte Gitta leise und fing an zu weinen.
    » Nicht alles«, sagte ich hilflos.
    Gitta forderte mich auf zu gehen, jetzt, sofort. Ich stotterte, stammelte, lallte, brachte dann die Worte Schadensersatz und Wiedergutmachung über die Lippen, suchte besänftigend nach Gittas Hand.
    » Raus hier«, schrie sie, » Tölpel, Trottel, Vollidiot!«
    Ich hatte die Tür fast erreicht, da schlug die verdammte Katze ihre scharfen Krallen in mein rechtes Bein.
    Einer der beiden Hunde, Sammy oder Mars, steckte überheblich seinen Kopf aus der Tür und knurrte mich an.
    » Übrigens«, sagte ich, » eure Hunde bellen in letzter Zeit immer nachts. Könnt ihr mal ein bisschen darauf achten?«
    Heike stieß Luft durch die Nasenlöcher aus. » Das ist wegen der Alten da oben. Weil die immer so laut ist mit ihrem Fernseher.«
    » Entschuldige, aber das stimmt nicht ganz«, sagte ich und lächelte gutmütig.
    Heike ließ ihren Besen los, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. » Soll das heißen, ich lüge? Komm mir jetzt bloß nicht komisch!« Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick. » So was Unverschämtes! Nach allem, was Tom für euch getan hat!«
    Mein Magen zog sich zusammen, meine Ohren sausten. In meinem Kopf hagelte es. Tom stellte den Lautsprecher ab, um die Hände frei zu haben. Er richtete beide Zeigefinger auf mich.
    » Klartext«, sagte er. » Wenn du Krieg willst, kannst du Krieg haben.«
    Ich hatte das Gefühl, von einem weit überlegenen Gegner unter Wasser gedrückt zu werden. In unserer Wohnung läutete das Telefon. Ich ging die Treppe hinunter, nicht allzu schnell, damit es nicht nach Flucht aussah. Mein Gang war unsicher, ich musste mich am Geländer festhalten. Heike rief mir zischend etwas hinterher. Meine Hände hatten Schwierigkeiten, den Schlüssel zu finden und die Tür zu öffnen. Der Anrufer nannte nicht seinen Namen. Obwohl ich seine Stimme seit über zwanzig Jahren nicht gehört hatte, erkannte ich sie sofort.
    » Meine Frau ist gestorben«, sagte er. » Deine Mutter. Sie wird heute um zwei auf unserem Friedhof verstreut.«
    » Verstreut?«, fragte ich.
    » Kannst du kein Deutsch?«, fragte mein zweiter Vater, bevor er auflegte.
    Ich ging zum CD -Regal, zog irgendwas raus. Ich setzte Kopfhörer auf und stellte auf volle Lautstärke, um die Insektenplage in meinen Ohren zu vernichten.

13
    D ie Straße glänzte vor Nässe. Zwielicht schon am frühen Nachmittag. Die Landschaft, die an mir vorbeizog: verzettelt, brockig mit Kalkflecken. Fragezeichen qualmten aus Kaminen, in Vorgärten blitzte und blinkte der Advent. Ich war spät dran.
    Tom hatte meine Garage mit seinem silbergrauen Ford zugeparkt. Ich läutete, Heike riss die Tür auf, schrie: » Er kommt«, und schlug die Tür wieder
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