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Suzanna

Suzanna

Titel: Suzanna
Autoren: Nora Roberts
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legte Biancas Smaragde frei.
    Sie blinkten wie grüne Sonnen, waren voll Leben und Leidenschaft. Sie hob die Halskette hoch, die beiden herrlichen Reihen, und fühlte die Wärme auf ihren Händen. Achtzig Jahre zuvor in Hoffnung und Verzweiflung versteckt, waren sie nun frei. Das Dämmerlicht, das den Raum erfüllte, wurde ihnen nicht gerecht.
    Suzanna kniete sich hin, ließ die Halskette von ihren Händen hängen, griff in die Kassette und holte passende Ohrringe heraus. Seltsam, dachte sie. Die hatte sie vergessen. Sie waren schön, exquisit, aber die Halskette dominierte. Sie war geschaffen, um zu dominieren.
    Wie betäubt blickte Suzanna auf die Macht in ihren Händen. Das waren nicht bloß Edelsteine, nicht nur einfach schöne Steine. Das waren Biancas Leidenschaften und Hoffnungen und Träume. Seit der Zeit, zu der sie in die Kassette gelegt worden waren, bis jetzt, da sie von Biancas Nachfahrin herausgeholt worden waren, hatten sie darauf gewartet, das Licht wiederzusehen.
    »Oh, Bianca.«
    »Ein bezaubernder Anblick.«
    Ihr Kopf ruckte bei dem Klang der Stimme hoch. Der Mann stand an der Tür, kaum mehr als ein Schatten. Als er in den Raum trat, sah Suzanna das Schimmern der Waffe in seiner Hand.
    »Geduld zahlt sich aus«, sagte Livingston. »Ich habe zugesehen, wie Sie und der Polizist in den Raum am Ende des Korridors gingen. Ich habe ziemlich viele schlaflose Nächte damit verbracht, nachts durch diese Räume zu wandern.«
    Als er näher kam, starrte sie ihn an. Er sah nicht so aus wie der Mann, an den sie sich erinnerte. Seine Haarfarbe stimmte nicht, sogar seine Gesichtsform war verändert. Sie stand ganz langsam auf, das Buch und die Ohrringe in der einen Hand, die Halskette in der anderen.
    »Sie erkennen mich nicht, aber ich kenne Sie. Sie sind Suzanna, eine von den Calhouns, die mir eine ganze Menge schulden.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Drei Monate meiner Zeit und nicht wenig Mühe. Dann der Verlust von Hawkins, natürlich. Er war kein besonders guter Partner, aber er gehörte mir, genau wie das hier.« Er betrachtete die Halskette. Sie betäubte ihn. Mehr, als er sich erträumt, mehr als er sich ausgemalt hatte. Alles, was er wollte. Seine Finger zitterten leicht an der Waffe, als er die Hand ausstreckte. Suzanna zuckte zurück. Er hob eine Braue. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten mir die Kette vorenthalten? Sie ist für mich bestimmt. Und sobald die Steine mir gehören, gehört mir auch alles, was sie darstellen.«
    Er trat noch näher, und als Suzanna sich nach einer Fluchtmöglichkeit umsah, krallte er seine Hand in ihr Haar.
    »Manche Steine besitzen Macht«, sagte er leise. »Tragödien durchdringen sie und machen sie noch stärker. Tod und Kummer schärfen sie. Hawkins verstand das nicht, er war ein einfacher Mann.«
    Und der Mann, dem sie gegenüberstand, war ein Verrückter. »Die Halskette gehört den Calhouns, hat ihnen immer gehört und wird ihnen immer gehören.«
    Er riss hart und schnell an ihren Haaren. Sie hätte aufgeschrien, doch die Waffe drückte sich gegen den jagenden Puls an ihrem Hals. »Sie gehört mir, weil ich klug genug war, weil ich entschlossen genug war, um darauf zu warten. In dem Moment, als ich von den Smaragden las, war es mir klar. Und heute Abend ist es geschafft.«
    Suzanna wusste nicht, was sie getan hätte, ihm die Steine geben oder mit ihm reden. Doch in diesem Moment schob sich ihr kleines Mädchen durch die Tür. »Mom.« Ihre Stimme zitterte, während sie sich die Augen rieb. »Es donnert. Du sollst doch zu mir kommen, wenn es donnert.«
    Es passierte blitzschnell. Der Mann drehte sich um und schwenkte seine Waffe herum. Mit aller Kraft warf Suzanna sich auf ihn und blockierte sein Ziel. »Lauf!«, schrie sie Jenny zu. »Lauf über den Korridor zu Holt!« Sie versetzte Livingston einen Stoß und rannte hinter ihrer Tochter her. Die Entscheidung musste in dem Augenblick fallen, als sie die Tür erreichte. Als sie Jenny nach rechts und, wie sie hoffte, in Sicherheit davonrennen sah, wandte Suzanna sich in die entgegengesetzte Richtung.
    Er würde ihr und nicht dem Kind folgen, weil sie noch immer die Halskette hatte. Die nächste Entscheidung musste sie an der Treppe treffen. Nach unten zu ihrer Familie zu laufen und sie in Gefahr bringen. Oder nach oben – wo sie allein war.
    Sie war halb die Treppe hinauf, als sie ihn hinter sich auf den Stufen hörte. Sie zuckte ängstlich zusammen, als eine Kugel dicht neben ihrer Schulter in den
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