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Suzanna

Suzanna

Titel: Suzanna
Autoren: Nora Roberts
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eine traurige Melodie, doch um ihre Lippen und in ihren Augen lag ein Lächeln. Als sie hochblickte, hielten ihre Finger inne, aber das Lächeln blieb.
    »Ich wusste nicht, dass du spielen kannst.«
    »Wir alle haben Unterricht bekommen.« Suzanna streckte ihre Hand nach ihm aus. »Ich habe gehofft, dass wir einen Moment für uns haben, damit ich dir sagen kann, wie wunderbar du heute Morgen mit den Kindern warst.«
    Seine Finger mit den ihren verschlungen, so betrachtete er den Ring, den er ihr geschenkt hatte. »Ich war nervös.« Er lachte. »Ich wusste nicht, wie sie es aufnehmen würden. Als Jenny mich fragte, ob sie mich Daddy nennen darf … Es ist komisch, wie schnell man sich verlieben kann, Suzanna. Ich glaube, ich kann jetzt verstehen, was ein Elternteil auf sich nehmen würde, damit seine Kinder in Sicherheit sind. Ich hätte gern noch mehr Kinder. Ich weiß, dass du dir das überlegen musst. Und du sollst nicht denken, ich würde mir dadurch weniger aus Alex und Jenny machen.«
    »Das brauche ich mir nicht zu überlegen.« Sie drückte einen Kuss auf seine Wange. »Ich wollte immer eine große Familie.«
    Holt zog sie so dicht heran, dass ihr Kopf an seiner Schulter lag. »Suzanna, weißt du, wo das Kinderzimmer war, als Bianca hier lebte?«
    »Im zweiten Stock des Ostflügels. Es wird als Abstellraum benutzt, solange ich zurückdenken kann.« Sie richtete sich auf. »Glaubst du, sie hat dort die Halskette versteckt?«
    »Ich glaube, Bianca hat sie dort versteckt, wo Fergus nicht nachsehen würde, und ich kann ihn mir beim besten Willen nicht im Kinderzimmer vorstellen.«
    »Nein, aber irgendjemand wäre auf sie gestoßen. Andererseits ist das Zimmer angefüllt mit Kartons und alten Möbeln. Die Calhoun-Version eines Flohmarktes.«
    »Zeig es mir.«
    Es war schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. Selbst wenn man die Spinnweben und den Staub nicht beachtete, war es katastrophal. Kartons, Kisten, aufgerollte Teppiche, defekte Tische, Lampen ohne Schirme standen, lagen oder lehnten auf jedem Zentimeter freien Raums. Sprachlos wandte er sich Suzanna zu, die lächelnd mit den Schultern zuckte.
    »Innerhalb von achtzig Jahren sammelt sich eine Menge Zeug an«, meinte sie. »Die meisten wertvollen Gegenstände wurden weggeschafft und verkauft, als wir – nun, als die Dinge schwierig waren. Dieses Stockwerk ist schon lange unbenutzt, weil wir uns nicht leisten konnten, es zu heizen. Wir mussten uns auf den Wohnbereich konzentrieren. Wenn wir erst einmal alles ein wenig unter Kontrolle haben, wollen wir die anderen Teile des Hauses Zimmer für Zimmer in Angriff nehmen.«
    »Dafür braucht ihr einen Bulldozer.«
    »Nein, nur Zeit und Muskelkraft. In den letzten zwei Monaten haben wir viele dieser alten Räume Zentimeter für Zentimeter durchsucht, aber es geht nur langsam voran.«
    »Dann sollten wir am besten anfangen.«
    Sie arbeiteten zwei schmutzige und schwere Stunden lang. Sie fanden einen zerschlissenen Sonnenschirm, eine erstaunliche Sammlung von Erotika des neunzehnten Jahrhunderts, einen Schrankkoffer voll muffig riechender Kleider aus den zwanziger Jahren und einen Karton mit gewellten Schellackplatten.
    Es gab auch einen Karton mit Spielzeug, einer Miniaturlokomotive, einer traurigen Lumpenpuppe, verschiedenen Jojos. Dazwischen fand sich eine hübsche alte Märchenbildersammlung, die Suzanna beiseitelegte.
    »Für unser Kinderzimmer«, erklärte sie Holt. »Sieh nur.« Sie hob ein gelbes Taufkleid hoch. »Das könnte von meinem Großvater stammen.«
    »Man sollte meinen, das wäre alles sorgfältiger eingepackt worden.«
    »Ich glaube, Fergus hat nach Biancas Tod keinen sehr ordentlichen Haushalt geführt.«
    Holt zog eine Spinnwebe aus ihrem Haar. »Warum machst du keine Pause?«
    »Warum? Mir geht es blendend.«
    Er benutzte eine andere Taktik. »Ich könnte etwas zu trinken gebrauchen. Glaubst du, Coco hat etwas Erfrischendes im Kühlschrank? Vielleicht auch ein Sandwich?«
    »Sicher. Ich sehe nach.«
    Er wusste, dass ihre Tante darauf bestehen würde, das Essen zusammenzustellen, sodass Suzanna solange sitzen konnte. »Zwei Sandwiches«, fügte er hinzu und küsste sie.
    »In Ordnung.«
    Suzanna stand auf und streckte sich. »Es ist so traurig, an diese drei Kinder zu denken, die nachts hier drin lagen und wussten, dass ihre Mutter nicht zurückkommen würde, um sie ins Bett zu bringen. Übrigens, ich sollte meine Kinder lieber ins Bett stecken, bevor ich zurückkomme.«
    »Lass dir Zeit.«
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