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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger
Autoren: Marian Keyes
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Hochzeit seines Bruders nach Dublin gekommen und hatte als erstes Ashling besucht. Sie waren sich in die Arme gefallen und hatten sich minutenlang umschlungen gehalten, mit Tränen in den Augen, anscheinend von dem Rauch in der Luft.
    »Arschloch«, sagte Joy energisch.
    »Das stimmt nicht«, stellte Ashling richtig. »Er konnte mir nicht geben, was ich wollte, aber deswegen hasse ich ihn noch lange nicht.«
    »Ich hasse alle meine Verflossenen«, prahlte Joy. »Und ich kann es kaum erwarten, dass der Halb-Mann-halb-Dachs-Typ auch mein Verflossener wird, dann müsste ich nicht mehr dauernd an ihn denken. Wenn er jetzt heute Abend da ist? Ich muss unerreichbar erscheinen. Wenn ich doch nur... nein, ein Verlobungsring ginge zu weit. Ein Knutschfleck, das wäre vielleicht was.«
    »Und wo willst du den herkriegen?«
    »Von dir! Hier«, sagte Joy und schob ihre Lockenpracht zur Seite. »Macht es dir was aus?«
    »Allerdings!«
    »Bitte.«
    Und weil sie gerne hilfsbereit war, überwand Ashling ihr Zögern und setzte ihre Lippen halbherzig zu einem Knutschfleck an Joys Hals an.
    Mittendrin sagte jemand: »Oh.« Sie blickten auf und erstarrten in einer sehr schuldbewussten Pose. In der Tür stand Ted. Er wirkte verstört.
    »Die Tür stand offen ... ich wusste nicht...« Dann riss er sich zusammen und sagte: »Ich hoffe, ihr werdet glücklich miteinander.«
    Ashling und Joy sahen sich an und fingen lauthals an zu lachen, bis Ashling ihm aus Barmherzigkeit die Situation erklärte.
    Er sah die Tarot-Karten auf dem Tisch und schnappte sie sich. »Acht Stäbe, Ashling, was bedeutet das?«
    »Erfolg im Beruf«, sagte Ashling. »Dein Auftritt heute Abend wird ein durchschlagender Erfolg.«
    »Ja, aber werde ich auch die Mädels im Sturm erobern?«
    Für Ted gab es nur einen Grund, warum er Komiker werden wollte: Er wünschte sich eine Freundin. Er hatte gesehen, wie sich die Frauen an die Komiker heranschmissen, die in Dublin auftraten, und war der Auffassung, dass er als Komiker bessere Chancen haben würde als bei einer Partnervermittlung. Natürlich würde er niemals zu einer richtigen Partnervermittlung gehen, sondern immer nur zu der Ashling-Kennedy-Agentur, denn Ashling versuchte regelmäßig, Partner für ihre partnerlosen Freunde zu finden. Aber die Einzige von Ashlings Freundinnen, die Ted mochte, war Clodagh, und die war unverfügbar. Sehr unverfügbar.
    »Nimm noch eine«, forderte Ashling ihn auf.
    Er nahm eine Karte - es war der Gehängte.
    »Heute Abend wirst du auf jeden Fall Glück haben«, versprach Ashling ihm.
    »Aber das ist der Galgenmann!«
    »Das macht nichts.«
    Ashling wusste, dass ein Mann auf der Bühne - und er konnte potthässlich sein und auf der Gitarre rumdreschen und einen Wams und purpurfarbene Strumpfhosen tragen und erzählen, dass man erst Ewigkeiten auf einen Bus wartet, und dann kommen drei auf einmal - bei Frauen immer ankam. Selbst wenn er auf einem dreißig Zentimeter hohen staubigen Podest in einem zehn Quadratmeter großen Hinterzimmer stand, hatte er sofort eine eigentümliche, verführerische Ausstrahlung.
    »Ich habe beschlossen, meinen Auftritt ein bisschen abzuändern, ihm eine surreale Note zu geben. Und was über Eulen zu machen.«
    »Über Eulen?«
    »Eulen haben vielen Erfolg gebracht«, verteidigte Ted sich. »Zum Beispiel Harry Hill und Kevin McAleer.«
    Ach du lieber Himmel. Ashling wurde flau. »Kommt, lasst uns gehen.«
    Auf dem Weg zur Tür kam es zu einem kleinen Stau, weil alle drei den Glück bringenden Buddha reiben wollten.
    Die Comedy-Show fand in einem überfüllten, lauten Club statt. Ted kam erst irgendwann in der Mitte an die Reihe, und obwohl die professionellen Komiker witzig und amüsant waren, konnte Ashling sich nicht richtig daran erfreuen, weil sie so gespannt auf Teds Auftritt war.
    Vielleicht würde es Ted so ergehen wie einem anderen Neuling vor ihm. Es war ein merkwürdiger, haariger Jüngling, dessen Auftritt hauptsächlich darin bestand, die Cartoon-Figuren Beavis und Butthead zu imitieren. Die Zuschauer waren gnadenlos, sie buhten und riefen: »Aufhören mit dem Scheiß«, so dass Ashling ganz schlecht wurde, wenn sie an Ted dachte.
    Und dann war Ted dran. Ashling und Joy hielten sich an den Händen, wie stolze, doch aus guten Gründen besorgte Eltern. Nach wenigen Sekunden waren ihre Hände so glitschig vom Schweiß, dass sie sich loslassen mussten.
    Im Licht des einzelnen Scheinwerfers sah Ted zart und verloren aus. Zerstreut rieb er sich den
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