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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York
Autoren: Helen D. Boylston
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noch immer heiter und zufrieden zu Haus herum.
    Susy hätte ihm am liebsten ein paar Ohrfeigen gegeben, sagte aber nichts.
    Am Nachmittag machte sie einen Besuch in derselben Straße. Dabei fiel ihr ein langer gelber Sportwagen auf. Er glitzerte und glänzte; die Hupe klang melodisch. Am Steuer saß Festus. Er fuhr den Wagen mit der Geschicklichkeit des geborenen Fahrers und lenkte ihn mit leichter Hand zwischen Lastwagen und spielenden Kindern hindurch. Neben ihm saß ein schlankes braunes Mädchen in einem Nerzmantel und sah ihn bewundernd an. Er bremste vor seinem Haus und stieg aus, zerlumpt und abgerissen, aber sehr gelassen und völlig Herr der Lage. An den Fenstern des Hauses erschienen Köpfe. Kinder umringten den schönen Wagen. Junge Mädchen blieben stehen, starrten auf den Nerzmantel und dann auf Festus.
    Ruhig stieg er die abgetretenen Stufen des Hauses hinauf. Das braune Mädchen im Wagen folgte ihm unverwandt mit den Augen. »So long, Darling!« rief es ihm nach.
    Er drehte sich langsam um und lächelte ihr zu. »So long!« Dann verschwand er im Haus.
    Susy lief ihm nach. »Hallo Festus!«
    Festus nahm seine schäbige Mütze ab und grinste. Seine Zähne blitzten aus dem dunklen Gesicht. »Guten Tag, Schwester. Haben Sie wieder Arbeit für mich?«
    »Nein, Festus. Aber ich sah Sie in dem schönen Wagen. Ich wußte ja gar nicht, daß Sie Auto fahren können. Sie fahren ganz wunderbar.«
    »Na ja, ich fahre besser als mancher Schofför.« Das war keine Aufschneiderei, sondern eine nüchterne Feststellung.
    Susy überlegte rasch. Sie kannte einen Arzt vom Gesundheitsamt, der sich gerade einen neuen Wagen gekauft hatte und einen Fahrer suchte.
    »Warum haben Sie mir bloß nichts davon gesagt, daß Sie fahren können, Festus?« Sie mußte plötzlich lachen.
    »Jetzt kommt es!« sagte er augenzwinkernd. »Aber ich will in keiner Garage arbeiten, und ich will auch keinen Lastwagen fahren.«
    »Möchten Sie vielleicht einen schönen neuen Wagen fahren - als Schofför?«
    »Das könnte man sich überlegen.«
    »Na, das ist doch — Warum haben Sie mir denn nicht gesagt, daß Sie eine Stellung als Schofför annehmen würden, als ich Ihnen Arbeit zu verschaffen versuchte?«
    Festus lächelte. »Ich hatte gerade vor, es Ihnen zu sagen.«

Alice Westons Traum
    Der November zeigte sich unfreundlich, windig und regnerisch. Der Himmel war fast immer grau verhangen, und Harlem machte einen trübseligen Eindruck. Susy gab sich Mühe, nicht an Springdale zu denken, das hoch oben in der frischen, klaren Bergluft lag. Bald würde dort der Schnee seine weißen Finger von den Berghängen herunterstrecken und die Täler zudecken. Die Bevölkerung würde vielleicht mit einer Unmenge Schnee zu kämpfen haben, aber von überfüllten Wohnungen und Schmutz wußte sie nichts.
    Verwundert und ein wenig erschrocken ertappte sich Susy dabei, daß sie immer noch nach einem Brief von Bill ausschaute, wenn sie nach Hause kam. Sie sollte das endlich bleiben lassen! Und sie sollte auch aufhören, in Gedanken Briefe an Bill zu schreiben. Immerfort tat sie das, obwohl sie es nicht tun wollte. Sie dachte sich drollige Wendungen aus, über die er lachen würde. Die Sätze formten sich ganz von selber, und Susy sah sie im Geiste auf dem Briefbogen stehen, obwohl sie sich alle Mühe gab, solche Gedanken zu unterdrücken. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, daß sie einmal aufhören könnte, Bill zu lieben. Sie würde ihn immer lieben, davon war sie überzeugt. Aber sie mußte sich daran gewöhnen, ohne ihn zu leben, und das erschien ihr mit der Zeit nur schwieriger statt leichter. Oft waren es nur Kleinigkeiten, die ihren Schmerz wachhielten. Da war der Scheck, den Pa ihr für die Aussteuer geschickt hatte, das Kettchen in ihrem Handschuhkasten, an dem sie Bills Ring getragen hatte, ein alter Briefumschlag mit dem Poststempel von Springdale. Immerfort stieß sie auf Dinge, die sie schmerzhaft an Bill erinnerten. Der ewige Kummer zermürbte sie allmählich. Sie wurde apathisch, und nur die Arbeit interessierte sie noch. Schließlich erkältete sie sich auch noch, und am Erntedank versäumte sie sowohl die Feier im Mütterklub als auch die Ausgabe der Dankfestkörbe im Büro.
    »Du brauchst Ruhe oder wenigstens eine Abwechslung«, sagte Kit eines Tages, während sie sich auf der Couch im Wohnzimmer räkelte. »Es ist nicht mehr mit anzusehen, wie du dich herumschleppst. Warum nimmst du nicht ein paar Tage Urlaub?«
    »Weil ich keine Lust habe«,
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