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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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nicht zweimal zur gleichen Zeit in derselben Dimension existieren. Jesses Körper war ohne Seele hierher mitgekommen – so wie Jesses Seele all die Jahre ohne Körper existiert hatte.
    Und nun waren die beiden wieder vereint.
    Und ich würde sie beide verlieren.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dastand und Jesses Hand hielt, während ich ihn mit wachsender Verzweiflung anstarrte. Jedenfalls so lange, bis Pater Dominic irgendwann zurückkam. »Keine Sorge, Susannah«, sagte er, »ich habe mich um alles gekümmert. Jesse wird alle Untersuchungen bekommen, die er benötigt.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr …«, murmelte ich, während ich Jesses kalte Hand hielt.
    »Geben Sie die Hoffnung nicht auf, Susannah«, sagte Pater Dom. »Geben Sie niemals die Hoffnung auf.«
    Ich lachte bitter auf. »Und warum nicht, Pater?«
    »Die Hoffnung ist das Einzige, was uns bleibt.« Er legte mir seine Hand auf die Schulter. »Was Sie getan haben, Susannah, geschah aus Liebe zu ihm. Sie haben ihn genug geliebt, um ihn gehen zu lassen. Sie hätten ihm kein größeres Geschenk machen können.«
    Ich schüttelte den Kopf, meine Augen immer noch voller Tränen.
    »Aber so geht er doch gar nicht, Pater.«
    »Wer geht nicht wie?«, fragte er sacht.
    »Der Spruch. Der Spruch heißt: Was du liebst, das sollst du ziehen lassen. Wenn es für dich bestimmt war, kommt es zurück. Den kennen Sie doch? Oder haben Sie ihn nie gelesen?«
    Ich blickte auf, um Pater Dominics Reaktion zu sehen, aber er bemerkte mich nicht einmal. Er starrte Jesse an und seine blauen Augen waren genauso tränenfeucht wie meine.
    »Susannah«, sagte er mit erstickter Stimme. »Schauen Sie!«
    Ich schaute. Und während ich noch den Kopf drehte, fühlte ich schon, wie Jesses Finger sich in meiner Hand bewegten. Jesses eben noch leichenblasses Gesicht bekam langsam Farbe. Er war jetzt nicht mehr so weiß wie das Laken, auf dem er lag. Jetzt hatte er wieder den dunklen Teint, den ich in der Scheune der O’Neils an ihm bemerkt hatte.
    Aber das war noch nicht alles. Sein Brustkorb hob und senkte sich jetzt sehr viel deutlicher unter der Bettdecke und an seinem Hals sah ich die Schlagader pulsieren.
    Während ich dieses Schauspiel noch fasziniert beobachte, öffnete er die Augen.
    Sofort versank ich wieder in ihnen, in diesen dunklen, tiefgründigen Augen. Augen, die mich nicht nur sahen, sondern erkannten . Die direkt in meine Seele blickten.
    Er hob die freie Hand, zog sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht und sagte ein Wort.
    Ein einziges Wort, das mein Herz zum Singen brachte.
    »Querida.«

Kapitel 21
    S uze!«, rief meine Mutter mich von unten. »Suze!«
    Ich saß vor meinem Spiegel und bewunderte das Kunstwerk, das ich mit dem Glätteisen erschaffen hatte. CeeCee und ich hatten den Nachmittag damit verbracht, unsere Haare und Nägel zu machen. CeeCees weißblonde Haare waren von Natur aus glatt. Sie hatte sie hochgesteckt und fürchtete nun die ganze Zeit, das Kunstwerk könnte in sich zusammenbrechen.
    Ich hingegen hatte mit dem Glätteisen wahre Wunder vollbracht. Meine Haare waren zur Abwechslung mal kein Wischmopp, und sie glänzten und schimmerten, als käme ich gerade frisch vom Friseur.
    »Suze!« Zum dritten Mal rief meine Mutter. Das war traditionell das letzte Mal. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte ihn jetzt fünf Minuten warten lassen. Das musste reichen.
    »Komme gleich!«, rief ich zurück. Ich griff nach meiner Handtasche und der hauchdünnen Stola, die zu meinem Kleid gehörte.
    Ich ging zur Tür und stieß sie auf. Jake kam mir auf der Treppe entgegen, als ich gerade hinunterschreiten wollte. Er hatte einen ganzen Rucksack voller Bücher dabei. Aus der Bibliothek.
    »Mein Gott, die Schweine haben endlich fliegen und Jake hat endlich lesen gelernt!«, rief ich aus, als er an mir vorbei in sein Zimmer ging.
    »Sehr lustig«, gab er zurück. »Ich hab Abschlussklausuren.« Er verharrte kurz auf der Schwelle seines Zimmers, drehte sich noch einmal um und sagte vollkommen ernst: »Hübsches Kleid.« Dann verschwand er in seiner Junggesellenhöhle.
    Ich musste unwillkürlich lächeln. Das war das erste Mal, dass ich ein Kompliment von Jake bekommen hatte.
    Mit einer Hand hob ich den Saum meines Kleides an und stieg die Treppe hinab. Es war immer noch dieselbe Treppe wie die, von der aus mich Mrs O’Neil vor die Tür bugsiert hatte, vor … na, gut hundertfünfzig Jahren. Ob sie mich in diesem Aufzug immer noch für eine Wanderhure gehalten hätte? Wohl
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