Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
seiner runden Schulter ausheulen?!
Aber eigentlich kann es mir ja total schnurz sein, was die ser Buddy von mir hält. So wie es aussieht, bin ich hier sowieso bald wieder verschwunden.
»Nee, ist schon klar. Ich kann dich voll verstehen.« Buddy verzieht den Mund. »Dieses Kaff ist bestimmt nicht mit Giganto-Hamburg zu vergleichen. Also, denke ich zumindest. War ja noch nie dort. Eigentlich war ich bisher kein Stück woanders. Also in echt. In meiner Fantasie schon oft. Sozusagen ständig. Sogar auf dem Mond.«
»Na, bravo«, gratuliere ich ihm genervt.
Doch in Wirklichkeit will ich nur meine Verlegenheit verbergen. Und meine Angst. Ich fühle mich wie eine Stubenfliege, der sich eine Fliegenklatsche nähert. Ich schwirre nervös hin und her und ahne dennoch, dass ich dem erbarmungslosen Schlag nicht entkommen kann. Klatsch! Vorbei! Ende im Gelände!
Buddy kramt in seiner Umhängetasche herum und zerrt eine von den weißen Gebäcktüten hervor.
»Hier, nimm einen Donut. Mach ich auch immer, wenn ich Frust habe oder mies drauf bin.« Er hält mir die Tüte direkt unter die Nase und lächelt mir zu.
Doch ich lange nicht hinein. Stattdessen knurre ich: »Du hast oft Kummer, Junge. Sieht man dir echt an.«
Das Lächeln verschwindet aus Buddys Gesicht. »Genauso oft, wie es Typen gibt, die sich über mich lustig machen. Schönen Dank auch. Jetzt wohnt hier also noch so einer von der Sorte.«
Hektisch wirft er die Bäckertüte in seine Jutetasche, tippt sich an die Stirn und rauscht wie ’ne Dampflok ab.
Ich will ihm was nachrufen. So hatte ich das ja nicht gemeint. Schließlich hat er mir geholfen und sich astrein um Klaus gekümmert, während ich ziemlich planlos danebengestanden habe. Und als meine Mutter mich vorhin dazu verdonnert hat, hierzubleiben und auf den Lieferanten zu warten, da hat er sich wie selbstverständlich neben mich auf den Findling gehockt und erklärt, dass er mir Gesellschaft leisten würde. Eigentlich alles total korrekt von Buddy. Dennoch pappen meine Lippen wie zwei Tesafilmstreifen aufeinander.
Nach gut einer Stunde ist meine Mutter wieder zurück. Ihr Kastenwagen kommt haarscharf neben dem großen Findling zum Halten, auf dem ich noch immer hocke und Löcher in die Luft starre. Kein Plan, warum, aber was Besseres ist mir nicht eingefallen. Außerdem fehlt mir nach wie vor der Haustürschlüssel.
»War der Holländer etwa noch nicht da?«, ist das Erste, was sie beim Aussteigen von sich gibt.
»Sag mir lieber, was mit Klaus ist. Wird er jemals wieder richtig gehen können?«
Meine Sorge ist echt. Doch irgendwie scheint meine Mutter das nicht zu raffen, denn sie schaut mich total komisch an und ihre Stimme klingt fast ein wenig spöttisch. »Keine Angst, Luc. Es ist nur ein Wadenbeinbruch. Nichts Schlimmes. Das ist ruck, zuck wieder verheilt. Er muss nur über Nacht zur Beobachtung dableiben, weil er eine leichte Gehirnerschütterung hat und ja auch ein paar Minuten bewusstlos war. Morgen kann er sehr wahrscheinlich schon wieder nach Hause, hat der Oberarzt gesagt.«
»Wie-wie jetzt«, stammele ich und weiß gerade nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll. »Ihr müsst die Gärtnerei nicht aufgeben?«
Erstaunt schüttelt meine Mutter den Kopf. »Unsinn. Wie kommst du denn darauf?«
»Na ja, jetzt wo das mit seinem Bein passiert ist …« Ich bringe den Satz nicht zu Ende, weil ich mir auf einmal total lächerlich vorkomme. Stattdessen zucke ich einfach nur ratlos mit den Schultern.
»Alles wird gut.« Meine Mutter nickt mir aufmunternd zu und betastet ihre Kette mit dem violetten Anhänger, den sie von Klaus geschenkt bekommen hat und der ihr Kraft und Mut verleihen soll.
Ich klappe den Mund auf und wieder zu, weil sie mich plötzlich anstarrt, als hätte ich grüne Punkte im Gesicht.
»Sag mal, Luc, hattest du etwa gehofft …?«
Was ich gehofft habe oder nicht, wird meine Mutter nun garantiert nicht mehr erfahren – vergiss es! Ich schwinge mich auf mein Bike und bin innerhalb einer Millisekunde aus der Einfahrt raus. Das Fiese ist: Während ich ziellos davonstrampele, fühle ich mich schlecht. Und das liegt in erster Linie an dem Blick meiner Mutter, der mir noch im Rücken brennt.
Ich gebe alles und trete hammerhart in die Pedale. Ich will nur eins, nämlich weg hier, und es ist mir vollkommen egal, wohin mich meine steinharten Bikerwaden bringen. Erst als der Weg so plötzlich endet, dass ich mächtig auf die Bremse steigen muss, versuche ich, mich zu
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