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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
Autoren: Stephen King
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Geruch.Wundervoll.«
    »Du bist wundervoll«, sagte er.
    Sie wandte sich zu ihm um. »Dann küss mich, Cowboy.«
    Er küsste sie dort am Rand der Tanzfläche, und nach dem zu urteilen, was er empfand, war miteinander schlafen keineswegs ausgeschlossen. Absolut nicht.
    Sie küsste seine Mundwinkel und trat dann einen Schritt zurück. »Steck bitte mal eine Münze in die Jukebox. Ich möchte tanzen.«
    David ging zur Jukebox am Ende des Tresens hinüber, warf eine Münze ein und spielte D19 – »Wasted Days and Wasted Nights« in der Version von Freddy Fender. Draußen auf dem Parkplatz erwachte Chester Dawson, der hier ein paar Stunden Pause einlegen wollte, bevor er mit seiner Ladung Elektrogeräte nach Seattle weiterfuhr; er dachte, er hätte Musik gehört, entschied dann, dass es nur ein Traum war, und schlief wieder ein.
    David und Willa bewegten sich langsam über den leeren Tanzboden, manchmal gespiegelt und manchmal nicht.
    »Willa …«
    »Pscht, David. Dein Baby will tanzen.«
    David verstummte. Er schmiegte das Gesicht in ihr Haar und überließ sich der Musik. Er dachte, dass sie nun hierbleiben würden und dass die Leute sie von Zeit zu Zeit sehen würden. Das 26 könnte durchaus in den Ruf geraten, eine Gespenster-Spelunke zu sein, aber wahrscheinlich war das nicht; die Leute dachten nicht viel an Gespenster, während sie tranken, außer sie tranken allein. Nach der Sperrstunde mochten der Barkeeper und die letzte Kellnerin (die mit dem höchsten Dienstalter, die fürs Verteilen der Trinkgelder zuständig waren), manchmal das ungute Gefühl haben, beobachtet zu werden. Manchmal würden sie noch Musik hören, nachdem die Musik aufgehört hatte, oder eine Bewegung im Spiegel neben der Tanzfläche oder den Sitznischen erhaschen, wenngleich meist nur aus den Augenwinkeln. David dachte, sie hätten auch an besseren Orten landen können, aber alles in allem war das 26 gar nicht so übel. Bis zur Sperrstunde waren Leute da. Und es würde immer Musik geben.
    Er fragte sich, was aus den anderen werden würde, wenn die Abrissbirne ihre Illusion zerstörte – und das würde sie tun. Bald. Er dachte daran, wie Phil Palmer versuchen würde, seine verängstigte heulende Frau vor herabfallenden Schuttbrocken abzuschirmen, die ihr nichts anhaben konnten, weil sie ja eigentlich gar nicht da war. Er dachte daran, wie Pammy Andreeson in den Armen ihrer schreienden Mutter kauern würde. Und wie Rattner, der begütigende Schaffner, immer mit der Ruhe, Leute, sagen würde, mit einer Stimme, die vom Lärm der großen gelben Maschinen verschluckt wurde. Er dachte daran, wie Biggers, der Buchhändler, mit seinem Hinkebein zu flüchten versuchen würde, wie er strauchelte und schließlich hinfiel, während die Abrissbirne pendelte und die Bulldozer röhrten und zubissen und die Welt einstürzte.
    Gern stellte er sich vor, dass ihr Zug vorher käme – dass ihre gemeinsame Erwartung ihn heraufbeschwören würde -, aber er glaubte eigentlich nicht daran. Er erwog sogar die Möglichkeit, dass der Schock sie vernichten würde, dass sie einfach wie Kerzenflammen in einem Windstoß verlöschen würden, aber auch daran glaubte er nicht. Er konnte sie zu deutlich sehen, nachdem die Bulldozer und Lastwagen fort waren, wie sie im Mondlicht an den rostigen stillgelegten Gleisen standen, während der Wind von den Hügeln herabfegte, über die Mesa pfiff und das Präriegras peitschte. Er konnte sie sehen, wie sie sich unter einer Milliarde Sterne zusammendrängten und im Hochland von Wyoming noch immer auf ihren Zug warteten.
    »Ist dir kalt?«, fragte Willa ihn.
    »Nein – wieso?«
    »Du hast gezittert.«
    »Vielleicht ist eine Gans über mein Grab gelaufen«, sagte er. Er schloss die Augen, und sie tanzten zusammen auf dem leeren Dielenboden. Manchmal waren sie im Spiegel, und wenn sie außer Sicht glitten, spielte im Licht einer Neon-Bergkette nur noch ein Country-Song in einem leeren Raum.
     
    AUS DEM AMERIKANISCHEN VON SABINE LOHMANN

DAS PFEFFERKUCHEN-MÄDCHEN

1
Nur schnelles Laufen half.
    Nachdem das Baby gestorben war, fing Emily mit dem Laufen an. Zuerst nur bis zum Ende der Einfahrt, wo sie vornübergebeugt stehen blieb und sich mit den Händen auf den Knien abstützte, dann bis zum Ende der Straße, dann den ganzen Weg bis zu Kozy’s Qwik-Pik am Fuß des Hügels. Dort holte sie dann Brot oder Margarine; manchmal auch nur Ho-Hos oder etwas ähnlich Süßes. Den Heimweg legte sie anfangs im Gehen zurück, aber später lief sie
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