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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Autoren: Susan Schwartz
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riskieren. So manch einer hätte diese Gedanken vielleicht für Marginalien angesehen, da der Jäger samt Inhalt in den nächsten Minuten in der Atmosphäre des glühendheißen Gasriesen, der wie Jupiter des heimatlichen Systems beinahe eine Sonne geworden wäre, vergehen würde. Aber solange Shanija lebte, würde sie kämpfen. Sie ließ die Verbindung von Handschuh und Ärmel aufschnappen und hielt das Handgelenk an die ID-Optik des Moduls. Vielmehr, sie bemühte sich, einigermaßen stillzuhalten. »Sperre öffnen«, befahl sie.
    »So schaust du aus!«, plärrte PONG fröhlich. »Der Kristall gehört jetzt mir! Mein Eigentum! Ätsch!«
    »Mach sofort auf, oder ich nehme dich auseinander!«
    »Versuch’s doch! Schaffste nicht!«
    Shanija hatte keine Zeit mehr, mit einem verrückt gewordenen Computer zu streiten. Der Gasriese füllte das ganze Fenster aus, und es wurde allmählich heiß in der Kabine, ebenso im Anzug. Die Sauerstoffzufuhr sank. Sie hielt den Atem an, riss die Handschuhe herunter, öffnete den Halsring des Anzugs und die Verschlüsse über der Brust, darunter die der Uniform. Jede Bewegung war anstrengend, und sie war bald schweißgebadet. Sie packte PONG und presste ihn direkt auf ihr Brustbein. Wenn schon, dann würden sie alle gemeinsam untergehen, unauflöslich.
    »He!«, protestierte das Modul. »Das könnte ich als Nötigung auslegen!«
    Sein weiteres Gemaule verstummte, als Shanija den Anzug hastig wieder schloss und die Handschuhe überzog. Es war inzwischen glühendheiß, und sie hatte das Gefühl, als würden Flammenfinger gierig nach dem Jäger greifen. Der Systemcomputer gab mit sterbender Stimme noch einige Meldungen von sich, die völlig sinnlos waren. Eine Konsole fing zu brennen an.
    Shanija bereitete sich aufs Sterben vor. Kein angenehmer Tod, den sie da vor sich hatte. Sie überlegte, die Sauerstoffzufuhr ganz abzustellen, um sich im Stickstoff-Delirium den Schmerz zu erleichtern. Aber sie konnte sich nicht mehr koordiniert bewegen, und ihre Gedankengänge wurden auch so schon zusehends unkonzentrierter.
    Erneut wurde sie von Halluzinationen überwältigt, denn sie hatte plötzlich das Gefühl, als würde die Nase des Jägers abrupt nach unten gedrückt, und der Gasplanet rückte ein wenig aus der Sicht. Und dann sah sie … ja, was? Etwas Kleines, Rundes, ein winziger Punkt vor dem Riesen und seiner Sonne, der rasch näherkam. Nein, es waren drei Punkte.
    Öde, kleine Steinbrocken
, dachte Shanija,
nur dumme Monde, Splitter irgendeines unbedeutenden Zusammenstoßes, die sich nicht trauen, ins All zu fliegen, zu nichts nutze
.
    Das Denken schmerzte, doch es hielt sie wenigstens einigermaßen bei Bewusstsein. Der Jäger schien sich um sie her aufzulösen, zu verschwimmen, zu gallertartigem Schleim zu zerlaufen. Als wäre er ein Vogel aus Gelee, der über offener Flamme langsam geröstet wurde. Sie sah sogar seine Flügel träge auf- und abschlagen, als wolle er seinem Schicksal entfliehen. PONG trommelte gegen ihre Brust, sie hörte ihn fiepen und schreien. Sein Gewicht brannte fürchterlich, als erhielte sie wie ein Stück Vieh ein Abzeichen mit glühendem Eisen; oder als hätte jemand Säure über sie ausgegossen, die sich bis auf die Knochen in sie fraß, Haut, Fleisch und Muskeln zersetzend.
    Shanijas Mund schnappte auf und zu, aber sie brachte keinen Ton mehr heraus. Ein Kichern schallte in ihrem Inneren, als der Sturmvogel mit lahmen Schwingen unbeirrt auf die Punkte zuhielt. Sein langer, spitzer Schnabel wirkte wie ein Zielfernrohr, pendelte hin und her, entschied sich schließlich für den mittleren der drei Punkte, die inzwischen schon faustgroß waren.
    Die Lungen schrien nach Sauerstoff, doch Shanija empfand keine Furcht zu ersticken. Darüber war sie bereits hinaus. Ganz ihren Halluzinationen hingegeben, den grausamen Schmerz auf ihrer Brust ignorierend, genoss sie den letzten Ritt auf dem Sturmvogel, der im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend war.
    Einen Moment lang musste sie das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich war der Mond, auf den Sturmvogels Schnabel zeigte, sprunghaft nah und gar nicht mehr so klein. Riesig, vielmehr. Um nicht zu sagen:
Gewaltig
. Größer als der Ausschnitt des Fensters. Und er war … wie lächerlich … grün und weiß, wie weiße Schokolade mit Minzfüllung. (Eine Erinnerung an ihre Kindheit, eine der wenigen wirklich süßen, für die sie heute noch schwach werden konnte. Was gäbe sie jetzt um ein Stückchen … aber bald würde
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