Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Autoren: Candace Bushnell
Vom Netzwerk:
berühmte Campbell-Tomatensuppendose. Als kleiner Tribut an Valerie Solanas, du weißt schon.« Sie wartet einen Moment, und als ich nicht reagiere, sagt sie: »Das S.C.U.M.-Manifest? Andy Warhol?«
    »Ach so. Ja, klar.« Ich habe zwar nicht den blassesten Schimmer, wovon sie redet, will mir meine Unwissenheit aber nicht anmerken lassen. Außerdem hört sich dieses Mädchen irgendwie … interessant an.
    »Okay. Dann bis nachher.« Sie legt auf, bevor ich sie nach ihrem Namen fragen kann.
    Hurraaa! Ich wusste es. Seltsamerweise hatte ich schon die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich meine geliebte Carrie-Tasche wiederbekommen würde. Es ist wie aus einem dieser Psychoratgeber für mentales Training: Visualisiere, was du dir wünschst, und es wird Wirklichkeit.
    »Ä-hem.«
    Lautes Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken.
    Als ich vom Bett auflicke, sehe ich meine Vermieterin Peggy Meyers in der Tür zu meinem winzigen Zimmer stehen. Sie trägt einen wurstpellenartigen grauen Ganzkörpergummianzug, in dem sie mit ihrem runden, rosig glänzenden Gesicht aussieht wie das Männchen aus der Michelin-Reifenwerbung. »Hast du
gerade jemanden angerufen?«, fragt sie mit Gouvernantenstimme.
    »Nein«, antworte ich und runzle irritiert die Stirn. »Ich bin angerufen worden.«
    Peggys Seufzen drückt eine sorgfältig abgewogene Mischung aus Enttäuschung und gereizter Ungeduld aus. »Ich dachte, wir hätten die Regeln gestern besprochen.«
    »Ja, haben wir auch.« Ich nicke beflissen, um ihr meine Bereitschaft zu signalisieren, eine vorbildliche Untermieterin zu sein.
    »Telefoniert wird ausschließlich im Wohnzimmer. Keine Anrufe über fünf Minuten und sämtliche ausgehenden Gespräche müssen mit exakter Zeitangabe auf der neben dem Telefon liegenden Anrufliste verzeichnet werden.«
    Zu Befehl, Feldwebel Myers, würde ich am liebsten antworten, verkneife es mir aber.
    »Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?«
    Ich schüttle stumm den Kopf.
    »Gut. Ich gehe jetzt joggen und danach direkt zu einem Vorsprechen. Vergiss nicht, den Schlüssel mitzunehmen, falls du rausgehst.«
    »Bestimmt nicht«, beteuere ich.
    Sie will sich gerade umdrehen, als ihr Blick an meinem Schlafanzug hängen bleibt. »Du hast doch hofentlich nicht vor, den ganzen Tag im Bett herumzulungern?«, erkundigt sie sich stirnrunzelnd.
    »Oh, natürlich nicht. Ich gehe gleich zu Saks.«
    Peggy presst missbilligend die Lippen zusammen, als wäre damit ihr Verdacht bestätigt, dass ich ein oberflächliches, verwöhntes Ding bin, das nur zu seinem Vergnügen in New York
ist. »Ach, übrigens – dein Vater hat angerufen. Du sollst dich bei ihm melden.«
    »In Ordnung. Danke.«
    »Aber bitte denk dran: Ferngespräche nur, wenn der Angerufene die Kosten übernimmt.« Ich unterdrücke den Impuls, ihr die Zunge herauszustrecken, als sie steifeinig wie eine Mumie aus dem Zimmer stakst, und frage mich, wie sie in diesem Gummianzug joggen will, wenn sie es schon kaum schafft, ganz normal darin zu gehen.
    Obwohl ich Peggy erst knapp vierundzwanzig Stunden kenne, weiß ich genau, dass wir niemals Freundinnen werden. Ich würde sogar so weit gehen, es Hass auf den ersten Blick zu nennen.
    Als ich gestern Vormittag ziemlich durcheinander und etwas verloren vor der Tür stand, lautete ihre wenig herzliche Begrüßung: »Schön, dass du dich auch mal blicken lässt. Ich war schon kurz davor, dein Zimmer an jemand anderen zu vermieten.«
    Ich musterte die Frau, von der ich mir vorstellen konnte, dass sie einmal ganz hübsch gewesen war – jedenfalls bevor sich dieser desillusionierte, verknifene Ausdruck in ihre Züge gegraben hatte – und wünschte mir beinahe, sie hätte das Zimmer tatsächlich anderweitig vermietet.
    »Glaub mir, an Interessenten mangelt es mir wahrlich nicht«, meckerte sie weiter. »Aber ihr Mädchen aus der Provinz habt ja nicht die geringste Ahnung, wie schwierig es ist, in New York ein halbwegs anständiges Zimmer zu bekommen.«
    Anschließend forderte sie mich auf, ihr ins Wohnzimmer zu folgen und auf einem kleinen grünen Sofa Platz zu nehmen, wo sie mich in den »Verhaltensregeln« für ihre Untermieter unterwies:
    Es ist uns nicht erlaubt, Besucher – ganz besonders keine männlichen – in der Wohnung zu empfangen.
    Das Gleiche gilt für Übernachtungsgäste – erst recht für männliche –, selbst wenn Peggy übers Wochenende nicht da ist.
    Von ihren Lebensmitteln haben wir die Finger zu lassen.
    Telefongespräche dürfen nicht länger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher