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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung
Autoren: Mona Vera
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bringen als das alte Kohlenbergwerk.

2. K APITEL
    Zur selben Zeit, in der Sophie McIntosh in Begleitung ihres jüngeren Bruders
    Malcolm schlafend in der bequemen Reisekutsche ihrer Eltern saß, schlenderte Lady
    Melinda Mayfield im Schutz ihrer Maskierung durch die hell beleuchteten
    Räumlichkeiten eines Hauses, das gut eine halbe Fahrtstunde außerhalb von
    Eastbourne lag.
    Sie sah sich anerkennend, amüsiert und zugleich ein wenig erregt um. Eines musste
    man Jonathan lassen: Er verstand es, Feste zu feiern. Nicht, dass Melinda sonst etwas
    an Captain Jonathan Hendricks auszusetzen gehabt hätte: Er war abenteuerlustig, gut
    aussehend und ein hervorragender Liebhaber.
    Ihr Bruder Edward Harrington, der von diesem Verhältnis wusste, und es bei jedem
    Treffen deutlich missbilligte, wäre zweifellos über ihre Anwesenheit entsetzt gewesen.
    Aber wie konnte ein Mann, der nicht nur genügend Vermögen besaß, um davon
    unabhängig zu leben, der nicht verheiratet war, sich ungezwungen überall bewegen
    konnte, schon begreifen, was sie bei Jonathan suchte, während sich ihr Mann, Admiral
    Mayfield, mit seiner Flotte auf der anderen Seite des Erdballs befand! Sollte sie allein
    daheimsitzen? Klatschsüchtige Frauen zum Tee einladen? Auf langweilige Soirees
    gehen? Nein, da waren die Optionen, die ihr ein Verhältnis mit Jonathan Hendricks
    boten, schon wesentlich attraktiver!
    Melinda konzentrierte sich wieder auf die Szenerie vor ihr und bewunderte nicht zum
    ersten Mal Jonathans ausgeprägten Sinn für Inszenierungen. Die Räume waren dem
    Thema des Abends entsprechend ausgestattet und nicht nur Melinda, sondern auch die
    anderen waren à la antique gekleidet. Die Männer in der Toga, die Frauen in
    kleidsamen Stoffen, die nur auf einer Seite über der Schulter mit einer Spange
    zusammengehalten wurden, während die andere Schulter nackt war. Dazu trugen sie
    so wie Melinda Masken, um nicht erkannt zu werden. Sie selbst hatte heute eine
    einfache Stoffmaske gewählt, die sich angenehm an das Gesicht schmiegte, die Augen
    freiließ und Nase und Mundpartie mit einem glitzernden Schleier verbarg.
    Es war wieder einmal überfüllt. Aus der ganzen Umgebung pflegten die Leute hierher
    zu reisen, um an Jonathans Festen teilzunehmen. Es waren – neben jenen
    französischen Adeligen, die vor der Revolution geflüchtet waren und sich auch nach
    dem Krieg häuslich niedergelassen hatten – sogar viele neue Leute vom Kontinent da.
    Jetzt, wo Kaiser Napoleon auf seiner Insel festsaß, war das Reisen wieder leichter
    möglich, und Jonathan hatte auch in anderen Ländern viele Freunde. Daher traf man
    hier ein buntes Gemisch aus allen Nationen und Schichten.
    Nach dem Ende des Krieges war ihr Mann, Admiral William Mayfield, nur
    zurückgekehrt, um fast sofort wieder als Flottenadmiral nach Ostindien aufzubrechen,
    um dort die East India Company gegen Piraten zu unterstützen und die großen
    Handelskonvois zu begleiten.
    Melinda war traurig, wütend und gekränkt gewesen. Aber dann hatte ihr Edward
    Jonathan Hendricks vorgestellt: Marinekapitän und ein guter Freund ihres jüngeren
    Bruders James, der während des Krieges unter seltsamen Umständen ums Leben
    gekommen war. Jonathan, dessen Schiff nach dem Krieg verkauft, und er selbst auf
    halben Sold gesetzt worden war, hatte begonnen, Melinda den Hof zu machen, und sie

    war wie verzaubert von Jonathans erotischem Flair, seinem Charme und seinem guten
    Aussehen gewesen. Und sie war es auch noch heute, nach fast einem Jahr.
    Kaum jemand wusste, welche Rolle er während des Krieges gegen das kaiserliche
    Frankreich gespielt hatte, und woher er sein offenbar nicht unbeträchtliches Vermögen
    bezog, mit dem er diese Art von Festlichkeiten finanzierte. Als sie ihren Bruder ganz
    zu Beginn ihrer Beziehung zu Jonathan einmal nach dessen Einkünften gefragt hatte,
    war die Antwort „Piraterie“ gewesen. Edward hatte dabei gegrinst, aber Melinda war
    sich damals nicht sicher gewesen, ob es wirklich nur ein Scherz war. Heute kannte sie
    die Antwort. Sie lachte leise.
    Jonathan Hendricks war kein Mann zum Heiraten, aber er war ein Liebhaber für
    aufregende Stunden, in denen sie vergaß, dass sie aus der besten Londoner
    Gesellschaft stammte, dass ihr Mann sie für viele Monate, oft Jahre, allein daheim
    warten ließ, und sogar, dass sie eine anständige Frau war, die bis vor Kurzem nicht
    einmal davon geträumt hatte, ihren Gatten zu betrügen.
    Mit dem Auftauchen von Jonathan war alles
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