Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung
Autoren: Mona Vera
Vom Netzwerk:
und
    schloss die Augen. Die Erleichterung, dass wirklich alles geklärt war, machte ihn
    müde. Die Anspannung war vorbei. Sophies Vater war mit der Ehe einverstanden,
    sogar die beiden McGregors hatten davon Abstand genommen, ihn als Feind zu
    betrachten, und Sophie liebte ihn.
    „Edward?“
    „Hm?“ Schläfrig öffnete er die Augen ein wenig.
    „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Aber falls doch, dann würde ich
    es gerne wissen.“
    Er setzte sich ein wenig auf. Ihr Tonfall war sehr ernst. „Was denn, Sophie?“
    „Was ist damals geschehen? Mit deinem Bruder und mit Jonathan Hendricks?“
    Die Erleichterung und Ruhe, die Edward soeben gefühlt hatte, wichen dem nur zu
    bekannten Gefühl der Trauer und Beklemmung. Melinda hatte ihm geraten, mit Sophie
    darüber zu sprechen. Er hatte es nicht tun wollen, um sie nicht mit seinen
    Erinnerungen zu belasten, aber diese Sophie, die ihm gegenübersaß, war nicht mehr
    das kleine unschuldige schottische Mädchen, das er geheiratet hatte, um es aus
    Schwierigkeiten rauszuhalten und sich selbst eine Freude zu machen.
    Sophie sah, wie sich Edwards Gesicht verschloss. Schon wollte sie aufstehen, zu ihm
    hinübergehen und ihm beteuern, dass sie nicht hatte neugierig sein wollen, da sagte er:
    „James hat während des Krieges als Spion gegen die Franzosen gearbeitet. Er war mit
    einer Französin verlobt und hatte viel Zeit dort verbracht. Er sprach Französisch wie
    ein Einheimischer und war Navy Captain wie Jonathan. Er hat der englischen
    Admiralität viele Informationen über die Flottenbewegungen und Angriffsziele der
    Franzosen beschafft. Aber dann wurde er gefangen genommen.“ Edward atmete

    zitternd ein. „Ich lebte in London und hatte weder mit dem Krieg noch mit der Flotte
    etwas zu tun. Aber als ich hörte, was mit James geschehen war, suchte ich den Kontakt
    zu Jonathan Hendricks, von dem ich wusste, dass er mit James befreundet war.
    Jonathan und er hatten zusammengearbeitet. Wir fanden heraus, wo James gefangen
    gehalten wurde. Da ich ähnlich gut Französisch sprach wie er, versuchte ich, mich
    einzuschmuggeln. Mit dem Ergebnis, dass sie auch mich schnappten.“ Er lachte
    spöttisch auf. „Damit war James nicht geholfen. Im Gegenteil. Er hatte nicht geredet.
    Sie versuchten ihn zum Sprechen zu bringen, indem sie mich folterten.“
    Er sah an Sophie vorbei auf einen fernen Punkt in der Vergangenheit. Sophie hatte
    die Finger ineinandergekrallt und atmete schwer. Sie wünschte, sie hätte nicht gefragt.
    Aber sie hatte noch mehr Narben an Edward entdeckt, als sie seine Armwunde
    verbunden und dazu das Hemd hinuntergezogen hatte. In ihrer Hochzeitsnacht war es
    ziemlich dunkel gewesen, und er hatte ihr niemals den Rücken zugekehrt. Aber nun
    hatte sie die tiefen Striemen gesehen und die schlecht verheilten Schnitte auf dem
    Rücken.
    „Ich hätte niemals seine Kraft gehabt. Ich wäre zusammengebrochen und hätte ihnen
    alles erzählt, nur damit sie mich in Ruhe lassen oder schneller töten. Aber ich wusste
    ja nichts, also konnten sie aus mir nichts herausbringen. Und dann haben sie James
    erschossen. Vor meinen Augen. Und als sie mich ebenfalls töten wollten, ist Jonathan
    gekommen und hat mich rausgeholt. Das war so geplant gewesen, aber er war zu spät
    dran.“
    Sophie stand auf, als er verstummte. Sie ging zu ihm, hockte sich vor ihm hin und sah
    zu ihm empor. Seine violetten Augen waren dunkel, trüb, zu viele Wolken waren
    darin. Sie strich über seine Wange, küsste seine Hand, die ihre umfasste.
    „Ich hätte ihnen irgendetwas erzählen müssen“, sagte er gequält. „Irgendeine Lüge,
    die uns zumindest noch für einige Zeit wertvoll für sie gemacht hätte.“
    „Vielleicht aber auch nicht“, sagte Sophie, nachdem sie darüber nachgedacht hatte.
    „Vielleicht hätten sie dich dann schon deshalb gequält, um noch mehr aus dir
    herauszubekommen. Und sie hätten euch dann trotzdem erschossen.“ Sie nahm sein
    Gesicht in beide Hände. „Ich bin froh, dass sie dich nicht getötet haben, sonst wärst du
    jetzt nicht bei mir. Sonst hätte ich dich niemals kennengelernt, und das wäre der größte
    Verlust in meinem Leben gewesen.“
    Edwards starres Gesicht wurde weicher. Sie war noch so jung, aber sie sprach mit
    solcher Überzeugung, dass seine Trauer innerlich zerschmolz. Er beugte sich zu ihr,
    fühlte ihre Lippen an seinen. Ganz zart und beruhigend, bis er sie hoch und auf seine
    Knie zog.
    Sophie schmiegte sich eng an ihn. „Ich liebe dich,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher