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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung
Autoren: Mona Vera
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hätte dessen
    Drohung nicht bedurft, um Edward klarzumachen, dass er einen Vater vor sich hatte,
    der seine Tochter von klein an verzogen, verwöhnt und geliebt hatte.
    „Ich hätte auch gewiss bei Ihnen um Sophies Hand angehalten, wenn dies möglich
    gewesen wäre, Sir“, sagte Edward höflich. Vor ihm stand ein Mann, der bestimmt
    keine leeren Drohungen aussprach. Edward vermutete zwar nicht, dass Sophies Vater
    ihn schlachten und hier auf seinem Teppich in der Bibliothek ausweiden würde, aber
    er machte durchaus den Eindruck eines Schotten, der sich eines unerwünschten
    Schwiegersohns auf wenig friedvollem Wege entledigte. „Es waren nur die Umstände
    etwas schwierig und die Zeit zu kurz. Aber tatsächlich hatten Sophie und ich geplant,
    in den nächsten Wochen nach Schottland zu reisen.“

    „Das“, erwiderte Vater McIntosh in einem ruhigen Ton, „war keine Erklärung. Und
    außerdem ist Ihre Minute um. Vielleicht“, fuhr er fort, „sollte ich Ihnen sagen, dass
    Sophie noch unter meiner Vormundschaft steht, bis sie fünfundzwanzig ist. Die Ehe ist
    ohne mein Einverständnis also ungültig.“
    „Das geht nicht, Vater“, rief Sophie entsetzt. „Edward hat mich geheiratet, um
    meinen Ruf zu retten. Wenn die Ehe jetzt ungültig ist, dann ist der gute Ruf futsch!“
    „Ich habe ja gesagt, er hat sie verführt. Dieser verkommene Kerl!“ Phaelas war
    wütend einige Schritte näher gekommen, und Patrick humpelte ebenfalls drohend
    heran.
    Als McIntosh sprach, klang seine Stimme gepresst vor unterdrücktem Zorn. „So. Sie
    haben sich also an meinem kleinen Mädchen vergriffen.“
    „Sophie, du hast eine einzigartige Art, Dinge mit wenigen Worten zu
    verkomplizieren“, sagte Edward gequält.
    Sophie hörte ihm nicht zu, sie hatte sich schützend mit ausgebreiteten Armen vor ihn
    gestellt. „Aber nein, Vater! Er hat mich mitten aus einer Orgie geholt und gerettet!
    Halb Eastbourne wollte sich auf mich stürzen, um mich irgendwo hinzuzerren! Und
    ich hatte diesen Sack über den Kopf und konnte ja nichts sehen! Und dann war
    plötzlich Edward da und hat gesagt, dass wir verlobt wären! Und dann“, sie wandte
    sich mit einem strahlenden Lächeln an ihren Mann, „hat er mich heimgebracht und
    fünf Tage später hat er mich geheiratet.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ging nicht
    anders, weißt du, Vater. Es war nur vernünftig.“
    „Orgie?“ Phaelas McGregors Stimme war durchdrungen von Missbilligung.
    Patricks Kommentar war ganz anderer Art. „Verflixt, da habe ich einiges versäumt!“
    „Das hast du wirklich“, stimmte Sophie eifrig zu. „Oh, ich hatte dich so sehr
    herbeigewünscht! Was hätten wir doch für Spaß gehabt! Zum Beispiel in Marian
    Manor, das voller Schmuggler war! Sie hatten dort ein Lager! Ich selbst habe in der
    Nacht gesehen, wie sie alles auf eine Karre luden. Und sie haben dort Feste
    abgehalten, bei denen die Hälfte der Leute nackt war! Und dann die
    Schmugglerhöhlen, in die sie mich geschleppt haben! Dort soll es sogar Gespenster
    geben! Und die Verfolgung! Und …“
    „Sophie, ich glaube, du verwirrst unsere Gäste nur noch mehr“, ließ sich Edward mit
    wachsender Verzweiflung vernehmen. „Vielleicht sollten wir auch endlich Platz
    nehmen, und ich erzähle alles von Beginn an?“
    Der Butler trat wie auf das Stichwort herein. Er trug ein Tablett mit Tee, und hinter
    ihm kam Mrs. Drarey mit Broten, Waffeln und ihren berühmten kleinen Törtchen, die
    auf der Zunge zergingen. Sowohl Patrick als auch Sophie sahen verlangend darauf.
    Der Butler rollte auf einen Wink von Edward, der erkannte, dass Tee nicht gerade das
    Lieblingsgetränk der McGregors und McIntoshs war, das kleine Tischchen heran, auf
    dem sich angemessenere Erfrischungen befanden.
    Edward schickte Mason und Mrs. Drarey hinaus und bediente seine Gäste selbst mit
    Getränken. Dann nahm er ihnen gegenüber Platz und begann seine Erzählung damit,
    wie er Sophie auf dem Ball von Mrs. Summers kennengelernt hatte – das erste Treffen
    bei Marion Manor ließ er klugerweise aus. Dann sprach er von Henry und dessen
    Schuldscheinen, von dem Fest bei Jonathan Hendricks. Wie Sophie sich tapfer
    hineingewagt, und wie er Sophie dort gesehen und herausgeholt hatte. McIntosh und

    die anderen hörten schweigend zu, unterbrachen nur mit wenigen Fragen und erst, als
    Edward mit der Niederlage der Schmuggler und Sophies Rettung endete, sprach Vater
    McIntosh wieder.
    Er hatte schon das zweite Glas Whiskey in der Hand, leerte es und atmete tief
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