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Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Titel: Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
Autoren: Christina Hollis
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verletzt. Doch für sie war der Kampf noch nicht beendet.
    „Mit wem, Alessandro?“, fragte Michelle. „Mit welcher deiner Freundinnen? Nun, du musst entschuldigen, dass ich nicht in der Lage bin, dich dafür zu bedauern. Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Du weißt ja, du bist der erste und einzige Mann in meinem Leben gewesen.“
    Wie sehr er sie enttäuscht hatte, musste sie ihm nicht mehr sagen. Denn er schrak schon vor ihren Blicken zurück. Doch über diesen Sieg konnte sie sich nicht freuen. Stattdessen ergriff sie der Schmerz des Verlustes und der unerfüllbaren Sehnsucht. Er presste ihr die Tränen aus den Augen.
    „Wenn so das Leben mit dir aussieht, dann ist es besser, ich verschwinde.“
    Sie drehte sich um und suchte tränenblind nach der Tür, stieß dabei gegen Stühle und andere Möbel und wartete auch in diesen verzweifelten Momenten noch auf ein Wort von ihm. Wenn schon kein versöhnliches, so doch wenigstens ein bedauerndes. Doch eigentlich wünschte sie sich, von ihm zurückgeholt zu werden, wohin sie gehörte, in seine Arme, und das Versprechen, sie nie gehen zu lassen. Doch er tat nichts dergleichen.
    Nein, er war ihrer Tränen nicht wert und durfte sie deshalb nicht weinen sehen oder hören. Sie schluckte. „Tut mir leid, dass ich deine Pläne zunichtegemacht habe.“ Und damit war sie draußen.
    Als sie die Halle erreicht hatte, ging sie nicht die Treppe hinauf, sondern eilte zur Eingangstür. Mehrere Hausmädchen auf einmal eilten zu ihr, ratlos, aufgeregt. Sie konnten sich nicht mit ihr verständigen. Eine brachte ihren Mantel. Doch sie nahm ihn nicht, sondern schritt an ihnen vorbei. Sie folgten ihr bis zur Tür.
    Draußen schnappte sie nach Luft, doch ihr war, als atmete sie nichts als brennende Wut und Enttäuschung ein. Viel zu lange hatte sie alles ertragen. Niemand durfte Zeuge ihrer Verzweiflung sein. Nicht die Menschen, deren Sprache sie nicht verstand. Und schon gar nicht Alessandro, der mich nicht verstehen will .
    Also lief sie los. Nur fort von hier. Irgendwohin.

12. KAPITEL
    Michelle rannte und rannte, so lange die Beine sie trugen. Schließlich ließ sie sich fallen. Sie fühlte sich so ausgedörrt wie das alte Wurzelwerk des knorrigen Olivenbaums, unter dem sie sich ausruhen musste.
    Wie alles hier in der Umgebung gehörte er Signor Alessandro Castiglione. So wie sie selbst auch. Das war ungerecht. Noch nie hatte sie sich selbst gehört. Ihr Vater war früh gestorben. Ihre Mutter hatte ihr Selbstbewusstsein systematisch klein gehalten, Freundschaften verhindert und sie sich schließlich als Angestellte untertan gemacht. Am meisten hatte es sie gequält, dass sie ihrer künstlerischen Begabung nicht hatte nachgehen dürfen. Eigentlich hatte ihr Leben erst mit dem Tod der Mutter begonnen. Aber dann war Alessandro aufgekreuzt.
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sich um. So weit sie schauen konnte, gehört das Land ihm. Von hier sah es ganz anders aus als oben vom Turm oder von der Loggia. Dort hatte es sich als malerische Landschaft vor ihr ausgebreitet. Nun war sie mitten darin und erlebte sie als bewirtschaftete Fläche. Es war Ernte und Nacherntezeit. Die Herbstsonne glänzte auf den Metallleitern, auf denen Männer standen, um die Zweige der Olivenbäume zu beschneiden. Ein Traktor ratterte einen Hügel hinauf. Auf den schnurgeraden Wegen zwischen den Weinstöcken stapften Pflücker mit vollen Kiepen, um sie in den Anhänger zu leeren, und wanderten mit leichteren Schritten wieder zurück. Sie arbeiteten schon seit dem frühen Morgen, um die Trauben einzubringen. Es war gewiss eine schwere Arbeit. Voller Anstrengung und Routine. Bis zum Tod der Mutter hatte ihr Leben auch aus nichts anderem bestanden.
    Die Arbeit in der Galerie war dagegen ganz anders gewesen. Alessandro hatte in vielerlei Hinsicht ihr Leben verändert. Und dafür war sie ihm dankbar. Die Nachricht, dass sie ein Kind von ihm erwartete, musste ein Schock für ihn gewesen sein. Bei allen Entscheidungen, die er über ihren Kopf hinweg getroffen hatte, stand immerhin das Wohl des Kindes im Vordergrund. Verantwortungslosigkeit konnte sie ihm nicht vorwerfen.
    Michelle begann zu frieren. Die Herbstsonne wärmte kaum noch, der kühle Wind hatte aufgefrischt, und sie war viel zu dünn angezogen. Alles erschien ihr plötzlich zum Lachen verrückt. Sie hatte einen Top-Designer vergrault, sich mit ihrem unwiderstehlichen zukünftigen Ehemann überworfen und war ohne Ziel und ohne Mantel
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