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Süsse Sehnsucht Tod

Süsse Sehnsucht Tod

Titel: Süsse Sehnsucht Tod
Autoren: Jason Dark
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auf mich hielt sie aufrecht.
    Ich hätte mich am liebsten neben sie gesetzt oder gelegt, denn gut ging es mir beileibe nicht. Noch kämpfte ich um meine Kraft, die einfach nicht zurückkehren wollte. Der Kopf war dicker geworden. Die Schmerzen hatten sich verändert. Sie kamen mir jetzt dumpfer vor. Ich hoffte nur, mir keine Gehirnerschütterung geholt zu haben.
    In der Kabine war es heiß wie in einer Sauna. Ich wunderte mich darüber, daß ein Mensch so schwitzen konnte, aber da mußte ich einfach durch.
    »Du schaffst es nicht, Sinclair!« prophezeite mir Iris mit einer fürchterlich klingenden Stimme. »Du wirst es nie packen, da bin ich mir ganz sicher. Die anderen sind stärker. Keiner ist bisher gegen das Jenseits angekommen.«
    Ich schwieg. Worte hätten mich Energie gekostet. Dann drückte ich den entsprechenden Knopf und wartete darauf, daß sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte.
    Es wiederholte sich alles. Der kurze Ruck, das leichte Schütteln, dann glitten wir abwärts.
    Wir konnten uns gegenseitig anschauen. Iris litt wegen ihrer Wunde. Ich wollte sie ins Bett bringen und einen Arzt rufen. Aber die Frau war von einem derartigen Haß beseelt – oder war es eine andere Kraft? –, daß sie dieses Leid schon unterdrücken konnte und sich einzig und allein auf mich konzentrierte.
    Böse starrte sie mich an. Sie atmete schnell und flach und begann zu grinsen, als der Fahrstuhl stoppte, denn das hatte sie sehr wohl mitbekommen.
    Von allein würde es Iris kaum schaffen, sich zu erheben. Ich wollte ihr helfen und wunderte mich darüber, daß sie sich auf die Beine quälte. Sie hatte es eilig, und das mußte wohl mit dieser Etage zusammenhängen, in der auch ihre Wohnung lag. Sie wollte dorthin und all das tun, was man ihr auf dem Weg der Telepathie eingeimpft hatte.
    Sie ließ sich diesmal gern von mir hoch helfen und klammerte sich sogar an mir fest. Dabei grinste sie. Ich roch ihren säuerlichen Atem, als sie sprach. »Du wirst erleben müssen, daß die anderen stärker sind, Sinclair. Viel stärker, verstehst du das? Sie werden dich vernichten. Sie werden alle vernichten, aber als Geister werden wir weiterleben.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich, zog sie zurück, um endlich die Tür zu öffnen.
    So gut es ging, folgte mir Iris Cramer aus eigener Kraft in den Flur, in dem sich beim ersten Hinschauen nichts verändert hatte. Beim zweiten schon, denn da sah ich die offenen Wohnungstüren und auch die Menschen, die ihre Behausungen verlassen hatte. Sie hielten sich auf dem Flur auf. Ich hörte sie sprechen, jammern, auch lachen, aber meinen Freund Suko sah ich nicht. Ich würde ihn suchen müssen. Zuvor aber mußte ich Iris Cramer zurück in ihre Wohnung bringen, auch auf die Gefahr hin, daß sie sich das Leben nahm, denn sie war für mich ein Hindernis, das ich wie einen Klotz am Bein mit mir schleppte.
    Als sie merkte, wohin ich wollte, fing sie an zu schreien, um Hilfe zu bekommen. Ich reagierte sofort und preßte ihr meine rechte Hand auf den Mund.
    »Hör auf!« sprach ich zischend in ihr Ohr. »Du wirst es nicht schaffen, Iris. Ob du es willst oder nicht, ich werde dich retten und dich nicht diesen Jenseitskräften überlassen. Haben wir uns verstanden?«
    Da sie nicht sprechen konnte, mußte sie die Antwort auf eine andere Weise geben. Vielleicht nickte sie, vielleicht bildete ich mir es auch nur ein, jedenfalls konnte ich nicht auf ihre Vorstellungen eingehen und schleifte sie auf ihre Wohnung zu.
    Dort warf ich sie auf die Couch und hörte ihren Fluch. Sie wollte wieder hoch, aber ihr angeschossenes Bein meldete sich mit einem heißen Schmerzstoß, und sie fiel wieder zurück.
    Dann ging ich.
    Der Flur hatte sich verändert. Ich sah plötzlich die ungewöhnlichen Lichter zwischen den Wänden umherhuschen, aus denen sie auch gekommen waren. Es war neu für mich. Das Haus mußte tatsächlich vom Geist dieses verdammten Mörders in Besitz genommen worden sein. Da die Wohnungstüren nicht geschlossen waren, hörte ich das Rauschen der Radios, und ich dachte für einen Moment daran, hineinzugehen und sie der Reihe nach abzustellen.
    Nein, das hätte mich zuviel Zeit gekostet. Ich wollte und mußte einfach am Ball bleiben.
    Aber auch Greene wußte in seiner Welt, was hier passierte, daß jemand versuchte, ihn zu stoppen. Er war es gewohnt, auf keinen Fall aufzugeben. Er hielt sich für den Stärkeren. Einmal hatte er auf dem elektrischen Stuhl gebraten, den Körper gab es nicht mehr, aber den höllischen
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