Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Hoelle

Suesse Hoelle

Titel: Suesse Hoelle
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
wühlen, in der Hoffnung, dass sie den Schlüssel dort fände. Bei Berührung müsste sie ihn eigentlich erkennen, sie hatte ihn doch an einem dieser dehnbaren Armbänder befestigt, die man sich über das Handgelenk streifen konnte. Sie fühlte etwas Metallisches, doch dann war es ihrer Hand schon wieder entglitten.
    Das Armband ... tatsächlich trug sie den Schlüssel am Handgelenk. Es war eine Angewohnheit, die ihr schon so in Fleisch und Blut übergegangen war, dass sie gar nicht mehr daran dachte. Sie zitterte jetzt noch heftiger, nahm den Schlüssel in die Hand, konnte ihn aber nicht gerade halten; die Dunkelheit hüllte sie beinahe vollständig ein. Verzweifelt machte sie einen neuen Anlauf, fand das Schlüsselloch durch Tasten ihrer Finger und konzentrierte sich mit dem letzten Rest von Energie auf die beinahe unüberwindliche Schwierigkeit, den Schlüssel in die Öffnung zu schieben... Geschafft! Schwer atmend drehte sie ihn um, bis sie den Widerstand spürte und das Schloss mit einem Klicken aufsprang.
    Keinesfalls durfte sie den Schlüssel vergessen, ihn im Schlüsselloch steckenlassen. Sie schob das Armband wieder an ihren Arm zurück, drückte die Klinke hinunter, und die Tür öffnete sich nach innen. Sie hatte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gelehnt, und als die Stütze plötzlich nicht mehr da war, fiel sie der Länge nach hin und lag nun halb drinnen, halb draußen auf der Veranda.
    Nur noch ein kleines Stück, sagte sie sich und kroch auf allen vieren weiter. Du musst so weit ins Haus, dass du die Tür schließen kannst. Das ist alles.
    Jetzt konnte sie auch nicht mehr kriechen. Sie zog sich vorwärts, wimmerte, weil die Anstrengung so groß war, doch hörte sie ihre Stimme gar nicht. Die Tür. Sie musste die Tür schließen. Erst dann konnte sie sich der Ohnmacht ergeben.
    Ihr Arm wankte fahrig hin und her, doch die Tür war außerhalb ihrer Reichweite. Sie sandte einen Befehl an ihr Bein, und irgendwie gehorchte es ihr. Langsam hob es sich und stieß zu - es war nur ein schwacher Stoß, aber die Tür fiel ins Schloss.
    Und dann schwanden ihr die Sinne.
    Bewegungslos lag sie auf dem Boden, während die Stunden langsam verrannen. Das graue Licht der Dämmerung fiel in den Raum. Der Morgen verging, man sah es am Wandern des Sonnenstrahls, der durch das Fenster fiel, zuerst erreichte er die Wand, dann lief sein Weg über den Boden und schließlich lag er auf ihrem Gesicht. Schließlich bewegte sie sich, in dem erfolglosen Bemühen, seiner Wärme zu entkommen, und die tiefe Bewusstlosigkeit wandelte sich in einen normalen Schlaf.
    Es war bereits später Nachmittag, als sie langsam wieder zu sich kam. Der Fußboden bot nicht gerade einen bequemen Schlafplatz, jede Bewegung rief einen schmerzlichen Protest ihrer erstarrten Muskeln hervor und brachte sie dem Aufwachen näher. Auch andere körperliche Notwendigkeiten meldeten sich, ihre volle Blase drängte, und sie war auch sehr durstig.
    Sie rappelte sich hoch, bis sie auf Hände und Füße kam, ihr Kopf hing herab, wie bei einem Marathonläufer am Ende seines Rennens. Ihre Knie schmerzten. Scharf zog sie den Atem ein, so heftig war der Schmerz. Was war mit ihren Knien geschehen? Und warum lag sie auf dem Boden?
    Benommen sah sie sich um und erkannte ihr eigenes, sicheres Zuhause, die gemütliche Umgebung ihres kleinen Wohnzimmers. Etwas hatte sich um sie geschlungen, es beeinträchtigte ihre Bemühungen aufzustehen - sie kämpfte gegen den verschlungenen Riemen, von dem sie sich schließlich befreien und das Ding von sich werfen konnte; doch dann runzelte sie die Stirn, weil ihr auch dieser Gegenstand bekannt vorkam. Ihre Handtasche. Aber warum hatte sie deren Riemen um den Hals geschlungen?
    Ach, es war ihr egal. Sie war müde, so entsetzlich müde. Sogar ihre Knochen fühlten sich hohl an.
    An einem Stuhl, der in ihrer Nähe stand, zog sie sich langsam hoch. Irgend etwas stimmte mit ihrem Gleichgewicht nicht, sie stolperte und schwankte wie eine Betrunkene auf dem Weg zur Toilette. Der Vergleich erheiterte sie ein wenig.
    Nachdem sie die dringendsten Bedürfnisse erledigt hatte, ließ sie ein Glas voll Wasser laufen und trank es in großen Schlucken leer, ein Teil davon lief aus ihrem Mundwinkel über das Kinn. Doch das kümmerte sie nicht. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je zuvor schon einmal so durstig gewesen zu sein. Oder so müde. Das war schlimmer als alles, was sie je erlebt hatte, schlimmer sogar noch als vor sechs Jahren, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher