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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hatte das Gefühl, es tun zu müssen. »Ich hab in die Scheune geschaut und Callie und Easy waren da drin...« Sie verstummte. Es hatte ausgesehen, als ob sie Sex gehabt hätten, aber Jenny wollte kein Gerücht in die Welt setzen, das war doch ätzend. »Sie waren, du weißt schon, zusammen .«
    »Oh.« Wenn Jenny nicht gespürt hätte, wie nahe Julians Bein neben ihrem stand, hätte sie vielleicht gar nicht bemerkt, wie er fast unmerklich einen Zentimeter abrückte. »Das ist scheiße, echt.« Er sah auf seine Tretorns hinunter, und Jenny überlegte, ob er wohl auch fand, dass ihre beiden Schuhe niedlich nebeneinander aussahen. »Muss schlimm für dich gewesen sein. Ihn mit einer anderen zu sehen, meine ich.«
    Jenny schüttelte langsam den Kopf, und ehe ihr richtig bewusst wurde, was sie tat, legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Das ist es gar nicht.« Julians Fleece war abgetragen und fühlte sich weich wie eine Babydecke an unter ihrer Hand. Es war aufregend, ihn so zu berühren, und sofort sah er sie wieder an, mit fragendem Blick. »Es war heftig, aber nicht wegen Easy.« Wie von allein fing ihr Daumen an, Julians Arm zu streicheln, und sie stellte fest, dass ihr nicht mehr kalt war, seitdem sie mit ihm redete. »Über Easy bin ich weg. Und mir ist jetzt auch klar, dass wir eigentlich nie zusammengepasst haben.«
    »Wirklich?« Julian zog die Augenbrauen hoch, als sei er nicht sicher, ob er ihr glauben konnte. Doch dann schaute er hinunter auf ihre kleine Hand auf seiner Jacke und das schien ihn zu überzeugen. Er drehte sich zu ihr, um sie anzusehen.
    Jenny nickte. »Und außerdem hab ich mich inzwischen in einen anderen verguckt.« Sie presste die Lippen zusammen, damit sie nicht über sich selbst lächeln musste. Da war sie schon wieder, diese vorwitzige Kühnheit.
    Ihr Herz klopfte rasend schnell, ihre Finger waren kalt und die Rinde des Baumstumpfs pikste sie in die Unterseite ihrer Schenkel. Trotzdem wollte sie nicht, dass dieser Moment endete. Vor allem nicht, nachdem Julian ihre Hand berührte. Er räusperte sich. »Darauf habe ich irgendwie gehofft«, gestand er, seine Stimme klang tief und ein bisschen rau.
    Eine dunkle Locke fiel ihr ins Gesicht und Jenny schob sie behutsam hinters Ohr. Julian strich mit dem Finger sanft über ihr Handgelenk. Es fühlte sich gut an, so gut, wie sie es sich nie vorgestellt hätte. Sie sah zu ihm auf. Sie konnte gar nicht glauben, dass seine Hand wirklich ihre berührte, und als er sich zu ihr beugte, meinte sie fast zu träumen.
    Seine vollen Lippen waren ihren ganz nahe. »Ich hab den ganzen Tag an dich gedacht«, flüsterte er, und dann berührte sie sein Mund und er küsste sie. Ihr letzter Gedanke, ehe sie die Augen schloss, war, dass sein Gesicht aus nächster Nähe so umwerfend aussah. Noch viel besser als auf dem Bild von ihm, das an der Wand des Zeichensaals hing.

36
    Eine Waverly-Eule hat sich im Griff, selbst wenn sie schockiert und stinksauer ist
    Tinsley klappte Julians Zippo auf und beobachtete, wie die Flamme aufloderte und die dunkle Nacht erleuchtete. Sie hatte das Feuerzeug, aber sie wollte den Jungen. Wo zum Teufel steckte er? Frustriert ließ sie das Feuerzeug zuschnappen. Sie hatte ihn seit der Herfahrt, auf der er sich komisch benommen hatte, nicht mehr gesehen. Heath war so charmant gewesen, ihnen das übertriebenste Fahrzeug aus der gesamte Flotte des Autoverleihers zu mieten: einen Wagen der Marke Hummer mit eingebautem Wasserbett im Fond. Ein richtiges Puffmobil. Aber gleich von dem Augenblick an, als sie Julian vor Waverlys Haupttor getroffen hatte, hatte der sich ein bisschen, nun ja... distanziert gegeben. Tinsley hatte es zuerst abgetan als Teil seiner Ichmach-mich-rar-Masche, mit der er sie ja nur heißmachen wollte. Doch an und für sich hätte sie heute leichtes Spiel mit ihm haben müssen, wenn man bedachte, was sie ihm bot: In ihrer ausgestellten marineblauen Samthose von Armani, die sich hauteng um ihren Po schmiegte, und ihrem ecrufarbenen Spitzentop von Anna Sui, unter dem man die Umrisse ihrer schokoladebraunen La-Perla-Camisole auf verführerische Weise ahnen konnte, sah sie so unwiderstehlich sexy aus, dass er sich eigentlich vor Begeisterung hätte überschlagen müssen.
    Julians Reserviertheit trotz ihres umwerfenden Outfits spornte Tinsley noch mehr an. Sie wusste, dass er genau das bezweckte. Er hatte Tinsley Carmichael eingefangen, und ihm war sonnenklar, dass er sich ziemlich strecken musste, um sie zu halten. Als sie
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