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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gerade erst darüber hinweggekommen, dass man in Waverly herausgefunden hatte, aus was für einer geschmacklosen Neureichen-Familie sie stammte. Und offen gestanden, es passte ihr nicht, der Mittelpunkt des Klatsch-Orkans in Waverly zu sein. Unglücklicherweise sah es allerdings so aus, als wäre sie bereits mitten im Auge des Sturms.

35
    Eine Waverly-Eule weiß sich ungemütlichen Situationen zu entziehen
    »Aber wir spielen jetzt doch Ich gestehe .« Verena Arneval meldete Protest an, als Jenny aufstand und die Beine streckte. Jenny hatte sich den ganzen Abend ein bisschen daneben gefühlt, obwohl sie nicht wusste, warum. Brett, Kara und Heath schienen in ihrer eigenen kleinen Welt zu sein, die sie nicht stören wollte. Und Callie war vor ungefähr einer Stunde spurlos verschwunden. Jenny hatte bei Verena, Alison und Alan und ein paar anderen gesessen. Es war nett gewesen in der Runde, mehr aber auch nicht. Jenny merkte, dass ihr Kopf vom Bier träge geworden war, und wenn sie bei Ich gestehe noch mehr trinken würde, wäre sie definitiv betrunken.
    Außerdem war ihr Bedarf an dem Spielchen von der letzten (katastrophalen) Party noch mehr als gedeckt. Nein danke. Sie schüttelte energisch den Kopf und trat von den Strohballen zurück, auf denen die anderen saßen. Kurz sah sie zu dem Schwarz-Weiß-Film hinauf, der immer noch an der Scheunenwand lief. Viel hatte sie davon nicht mitbekommen, aber schön romantisch schien der Streifen schon zu sein. »Ich vertrete mir nur mal die Füße. Ich komme wieder«, sagte sie und hörte Ryans Fotoapparat klicken, der ein Foto von ihrem Hintern machte, als sie ging. Seufz.
    Jenny hatte noch nie eine Scheune von innen gesehen, außer im Film oder im Fernsehen. Wenn sich schon die Gelegenheit bot, konnte sie ja mal einen Blick riskieren. Sie lief an Pärchen vorbei, die auf Decken knutschten, und an Grüppchen, die Spiele spielten, zu denen es gehörte, möglichst viel lauwarmes Bier in sich reinzukippen. Mehr als einmal schnappte sie Gesprächsfetzen über Brett und Kara und ihre verbotene Liebelei auf. Igitt! Aus dem Geheimnis war anscheinend der Klatsch des Abends geworden. Sofort sah sie sich nach Brett um, konnte deren feuermelderrotes Haar jedoch nirgends entdecken. Brett war so auf ihre Privatsphäre bedacht, es würde sie umbringen, dass ihr Geheimnis in aller Munde war.
    Jenny suchte die Menschenmenge noch nach einer anderen vertrauten Gestalt ab, erspähte sie aber nicht. Vielleicht war sie heute Abend deshalb so niedergeschlagen.
    Sie stapfte durch das Gras auf die andere Seite der Scheune. Hier herrschte wohltuende Ruhe. Die Geräusche des Films verstummten. Jenny lehnte sich an das verwitterte Holz und starrte zu dem dicken silbernen Mond, der wie eine Kugel im nachtblauen Himmel hing, halb verdeckt von zarten Schleierwölkchen.
    Sie steckte den Kopf in das Scheunentor. Zu ihrer Überraschung sah sie zwei rot glühende Pünktchen am anderen Ende des großen Raums. Sie blinzelte und schaute neugierig genauer hin. Was war denn das? Ihre Augen gewöhnten sich gerade an die Dunkelheit, da passierten zwei Dinge genau gleichzeitig: Die Wolken verzogen sich und der Mond schien hell in die Scheune, und eines der roten Pünktchen bewegte sich. Jenny erstarrte. Das war doch Callie, mit einer Zigarette in der Hand. Ihre nackten Schultern schimmerten im Mondlicht. Die Trennwand einer Box verbarg ihren übrigen Körper, aber es war nicht schwer zu erraten, dass ihre Schultern nicht deshalb nackt waren, weil sie ein trägerloses Kleid trug. Vor allem als Jenny bemerkte, dass das andere rote Pünktchen die Zigarette von jemand anderem war. Easy.
    Ihre Hände fingen zu zittern an, und Tränen schossen ihr in die Augen, als ihr klar wurde, was sie wahrscheinlich längst hätte ahnen können: Sie waren wieder zusammen. Und dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. Sie sah das abstrakte Bild vor sich, dass Easy heute in Kunst präsentiert hatte. Der erdbeerförmige Fleck, der Jenny so bekannt vorgekommen war – es war das Muttermal über Callies Po. Nur jemand, der sie kürzlich in einem Bikini oder in Unterwäsche oder mit nichts am Körper gesehen hatte, hätte es so perfekt abbilden können. Jennys Unterlippe bebte. Sie waren also wieder ein Paar. Aber das Allerschlimmste war: Callie hatte sie belogen. Jenny hatte angenommen, sie seien richtige Freundinnen, aber da hatte sie sich ja so getäuscht.
    Jenny machte kehrt und entfernte sich rasch von der Scheune und der Party. Sie wusste
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