Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
Vom Netzwerk:
dafür ein milderes Urteil bekommen und Harburg eine lebenslange Haftstrafe verschaffen … vielleicht sogar eine Zelle im Todestrakt.
    Sophie sog bebend die Luft ein. Seltsamerweise flossen schon wieder Tränen.
    »Und Megan?«
    »Sie befindet sich am Ende des Flurs und hält sich in Anbetracht der Umstände ganz prima. Ihre kleine Tochter ist bei den Pflegeeltern, den Mennoniten.« Tess reichte Sophie ein Taschentuch. »Du hast es geschafft, Sophie. Du hast sie gefunden. Nicht zuletzt dank dir sind sie noch am Leben.«
    Und langsam begann sie zu verstehen.
    Sie waren am Leben. Alle. Und es war vorbei.
    Sophie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.
    »Danke, Tess.«
    »Dazu sind Freunde da.«
    Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen. Sophie wusste, dass der Augenblick gekommen war.
    Sie schlug die Augen auf und sah Tessa an.
    »Es tut mir so leid, Tess. Bitte verzeih mir, dass ich Dinge für mich behalten habe, und bitte verzeih mir, dass ich Julian in Gefahr gebracht habe.«
    Tessa sah zur Seite.
    »Ich wollte das gar nicht ansprechen, aber da du es jetzt tust … Wir sind deine Freunde und immer für dich da gewesen. Wir haben uns zu Tode geängstigt. Mein Mann hat seinen Ruf und sein Leben aufs Spiel gesetzt. Und ich hoffe, dass du mir eines Tages erklären wirst, warum du uns die Wahrheit nicht anvertrauen wolltest.«
    Und so versuchte Sophie es.
    Sie begann ganz am Anfang bei der wundervollen Nacht vor zwölf Jahren in den Bergen und endete mit dem entsetzlichen Augenblick, als der Hubschrauber abgehoben und Sophie begriffen hatte, dass sie Hunt vielleicht nie wiedersehen würde.
    Tessa lauschte mit Tränen in den Augen, als sie begriff, was sich wirklich abgespielt hatte und was ihre Freundin alles hatte durchmachen müssen. Und als Sophie gegen Ende ihrer Erzählung zu schluchzen begann, nahm Tessa ihre Hand und hielt sie fest. »Komm schon, lass alles raus und weine dich richtig aus. Weiß Gott, du bist durch die Hölle gegangen.«
    Und Sophie weinte und schluchzte, als hätte sie nicht mehr geweint, seit sie erfahren hatte, dass ihre Eltern umgekommen waren.
    »Ich liebe ihn, Tess. Ich liebe ihn so sehr.«
    Tessa reichte ihrer Freundin ein weiteres Taschentuch und nahm sich auch eins.
    »Das merkt man. Aber du wirst mir verzeihen, wenn ich mich nicht sofort für ihn erwärmen kann. Ich meine, der Mann hat dich als Geisel genommen, dich mit einer Waffe bedroht …«
    »Es tut mir so leid, dass ich euch nicht die ganze Wahrheit sagen konnte. Zuerst erschien es mir irrelevant, und dann hatte ich solche Angst, dass Hunt wieder ins Gefängnis zurück- und den ganzen Horror noch einmal durchmachen musste. Oder dass er und Julian am Ende aufeinander schießen würden. Ich hätte nicht damit leben können, wenn einer dem anderen etwas angetan hätte.«
    Tessa stieß ein leises Lachen aus.
    »Du hast also versucht, die zwei zu schützen?«
    Sophie nickte, dann stöhnte sie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Gott, Julian muss mich doch zutiefst hassen. Er wird mich bestimmt …«
    Eine tiefe Stimme unterbrach sie.
    »Vergiss es.«
    Sie wandte den Kopf, sah Julian in der Tür und musste gegen eine neue Woge von Tränen kämpfen.
    »Es tut mir so leid, Julian.«
    Er kam ans Bett und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Schon okay, Sophie. Ich würde nicht behaupten, dass ich nicht fuchsteufelswild war, aber vor allem habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Ich bin bloß froh, dass du nun in Sicherheit bist und dieser ganze Mist einigermaßen aufgeklärt werden konnte.«
    Er ließ sie los, ging ums Bett herum zu seiner Frau und küsste sie auf die Wange.
    Sophie, die sich die ganze Zeit bewusst gewesen war, dass sich ein Wachmann vor ihrer Tür befand, wappnete sich gegen die Antwort auf die Frage, die sie stellen musste.
    »Ich werde heute ins Gefängnis überführt, nicht wahr?«
    Er grinste.
    »Das war’s, was ich dir ursprünglich sagen wollte. King plappert wie ein Wasserfall. Er hat bereits geprahlt, Hunter das Koks untergeschoben und in deinem Wagen Heroin versteckt zu haben. Außerdem hat er zugegeben, mit Harburg und Addison gemeinsam geplant zu haben, dich umzubringen. Das Heroin sollte dich nur so lange aus dem Verkehr ziehen, bis Harburg etwas Effektiveres eingefallen war. Ich gehe davon aus, dass die Klage wegen Drogenbesitzes noch heute Nachmittag fallengelassen wird. Der Staatsanwalt will dich vielleicht wegen Beihilfe zur Flucht belangen, aber bei der Vielschichtigkeit dieses
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher