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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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ich mich nicht länger von Ihnen auf den Arm nehmen lasse. Ich werde jetzt gehen.“
    „Das tue ich doch gar nicht.“ Stember setzte eine Unschuldsmiene auf.
    „Nein, mit Sicherheit nicht. Wissen Sie, was ich denke? Sie wollten mir in der Nacht nur Angst einjagen, weil ich Ihnen den Grund für mein Kommen gesagt habe. Eine echt tolle Vorstellung, die Sie da gegeben haben. Ich muss zugeben, dass es Ihnen sogar gelungen ist, mich in Schrecken zu versetzen. Aber na ja, ich verzeihe es Ihnen – es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass man sich über mich als Priester lustig macht.“ Valentin seufzte sauer. „Auf Wiedersehen“, fügte er an, drehte sich um und verließ das Haus. Seine Klamotten ließ er einfach zurück.
    Draußen war es noch immer windig, und dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Dadurch, dass sein geistlicher Kittel feucht über die normalen Kleider fiel, fror er sofort. Aber alles war besser, als weiter Stembers Schwachsinn ausgeliefert zu sein.
    Unbehaglich lief er durch den Wald. Rings um ihn fegte eine kalte Böe durch die Äste. Ein lautes Heulen war zu hören, das jedoch gleich wieder vom Wind fortgetragen wurde. Valentin konzentrierte sich auf den von Wurzeln übersäten Boden. Erst das Knacken eines Astes zu seiner Linken ließ ihn jäh aufhorchen. Er blieb stehen und drehte sich in die Richtung des Geräusches, da er glaubte, zwischen den Bäumen die Umrisse eines Schattens erkannt zu haben. Als er jedoch genauer hinsah, waren es nur Teile eines Geästs, die im Wind beunruhigend hin und her schaukelten.
    Du siehst schon Gespenster, sagte er sich im Stillen. Dennoch hämmerte sein Herz stark in seiner Brust. Es fühlte sich beängstigend an. Der Wald schien zu leben. Unruhig schritt er weiter, bis er die Lichtung erreichte. Vor ihm erstreckte sich der See. Sein Blick fiel auf den hölzernen Steg. Unangenehme Erinnerungen schossen in seinen Kopf, die ihn aufgewühlt in den düsternden Himmel sehen ließen. Eine finstere Wolkendecke hatte sich über Mortem geschoben. Der Anblick war unheimlich, sodass seine Augen erneut gespannt über den See glitten. Die Idee, ein weiteres Mal den Steg zu betreten, war zwar da, ließ ihn jedoch zögern. Was war dort wirklich geschehen?
    Viele Fragen drängten sich in seinen Kopf. Wem gehörte die Stimme, die er vernommen und die nach ihm gerufen hatte? Hatte er es sich doch nur eingebildet?
    Schweigend ging er zum Ufer und verharrte. Vor wenigen Stunden hatte er an diesem Ort mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Er erinnerte sich an das panische Gefühl zu ertrinken. Doch er versuchte sich zu beruhigen. Es war ja alles noch einmal gut gegangen. Eine innere Eingabe ließ ihn abermals zu dem Entschluss kommen, Bastian hatte ihn gerettet und zur Schenke getragen. Doch vermutlich war es nur die Sehnsucht nach ihm.
    Valentin seufzte. Er dachte gerne an Bastian, weil er ihm fehlte. Gardners Behauptung, Bastian würde auf das Landgut zurückkehren und noch viel mehr, fiel ihm spontan ein. Auch wenn er für gewöhnlich solchem Gerede keinen Glauben schenkte, beunruhigte es ihn doch ein wenig. Misstrauisch drehte er sich um. Das verloderte Schloss wirkte abschreckend. Mit seinen Türmen war es dennoch ein verführerischer Köder für Sensationstouristen. Auch er fühlte sich von dem alten Gebäude auf unerklärbare Weise angezogen. Aber weshalb?
    Skeptisch lauschte er dem kalten Wind. Sein Blick glitt mechanisch zu seiner Linken, wo sich die Wipfel der Bäume rhythmisch hin und her bewegten. Eine Weile blieb er stehen, bis er zu der breiten Schaukel ging, die an einem dicken Ast befestigt und ihm bereits nach seiner Ankunft aufgefallen war. Nachdenklich setzte er sich hin und lehnte sich an die harte Rückenlehne. Die Bank und die Stühle unter der Weide neben ihm erweckten Träume. Er stellte sich vor, wie es wäre, dieses Anwesen mit Bastian zu bewohnen. Hier zu leben, es zu renovieren und atemberaubende Sonnenuntergänge zu betrachten.
    Valentin schloss kurz die Augen. Er bemerkte eine Veränderung an sich, einen Wandel seiner Persönlichkeit. Seit er Bastian kannte, fühlte er sich viel stärker, weil jemand hinter ihm stand, ihn hielt, wenn er fiel. Das war zuvor ganz anders gewesen. Hatte er in seinem bisherigen Leben doch nie die Erfahrung gemacht, sich auf jemanden verlassen zu können.
    Vermutlich hatte er den Beruf des Priesters gewählt, weil er dadurch die Gefühle anderer nicht enttäuschen und verletzen konnte. Er durfte sich ja nicht
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