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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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Außerdem war es bitterkalt. Er erinnerte sich, dass er das Fenster geöffnet, aber nicht mehr geschlossen hatte. Sofort knipste er die kleine Nachttischlampe an, stand auf und machte das Fenster zu. Der Schimmelgeruch im Zimmer hatte sich zwar fast vollkommen verflüchtigt, aber dafür beherrschte nun eine unangenehme Kälte den Raum, die sich tief in seine Glieder fraß. Gähnend tappte er zum Bett zurück und legte sich erneut hin. Die Müdigkeit holte ihn schnell wieder ein, und er schloss seine Augen. Als die Lampe jedoch plötzlich ausging, ohne sie betätigt zu haben, erschrak er und öffnete seine Lider. Hastig drückte er auf den kleinen Knopf, was aber nichts brachte. Die Glühbirne schien kaputt zu sein. Beunruhigt hob er seinen Kopf in der Dunkelheit an. Das seltsame Geräusch, das ihn zuvor geweckt hatte, erklang ein weiteres Mal. Es schien allgegenwärtig. Aufmerksam horchte er sich um. Er hörte etwas, was einem Flüstern gleichkam. Vermutlich kam es von unten aus der Stube. Sofort musste er an Stembers absonderliches Verhalten denken, was den breiten Holzriegel betraf, mit dem dieser den Eingang verbarrikadiert hatte.
    Verunsichert stand er auf und schlich zur Tür, um diese zu öffnen. Mit einem mulmigen Gefühl entschied er sich, die kurze Treppe hinunterzusteigen. Dabei wunderte er sich, dass die Lampe, die an einem Kabel von der Decke baumelte, noch immer an war und leicht hin und her schaukelte, als hätte ein Windhauch sie gestreift.
    Immer wieder lauschte er den merkwürdigen Lauten. Er war sich sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Es war eindeutig ein Flüstern, das er aus der Gaststube vernahm. Doch von Stember war weit und breit nichts zu hören oder zu sehen. Dafür war die Tür zur Stube, in der er mit Alfred gesessen hatte, bloß angelehnt. Vorsichtig schob er sie auf – zu seinem Bedauern knarrte sie laut. Als er den Raum betrat, war jedoch niemand da, nur die Haustür stand sperrangelweit offen. Kalter Wind wehte herein. Für einen Moment war Valentin wie versteinert. Alles wirkte so unheimlich. Sollte er dennoch nachsehen und vor die Tür gehen?
    Mit einem mehr als beängstigenden Gefühl in der Brust lief er in die Nacht hinaus. Er musste wissen, was hier vor sich ging und sah sich kurz um. Zwischen den Bäumen, nicht weit von ihm entfernt, rannte eine Gestalt, die es sehr eilig zu haben schien. Sie hetzte von links nach rechts, als würde jemand hinter ihr herjagen.
    Valentin fröstelte. „Herr Stember?“, schrie er in den säuselnden Wind hinein, der seine besorgte Stimme durch die Äste der Bäume trug. Doch er erhielt keine Antwort. Ohne Schuhe sprang er über pikende Steine und Äste, die der Sturm heruntergerissen hatte.
    Valentin überlegte. Der Figur nach musste es sich um Stember handeln. Mutig hastete er durch den Wald hinter diesem her, bis die dickliche Figur etwas abseits des Sees von Mortem Castle stehen blieb und auf die Knie ging. Valentin stockte der Atem. In letzter Sekunde versteckte er sich am Waldrand hinter einem stämmigen Baum. Er durfte nicht riskieren, entdeckt zu werden. Neugierig beobachtete er das Geschehen vor sich. Es war eindeutig Stember, sofern er das in der Dunkelheit ausmachen konnte. Er saß in der Hocke, die Hände wie zu einem Gebet zusammengefaltet und schien auf jemanden zu warten. Dabei redete er mit sich selbst, bis er plötzlich seinen Kopf hob und auf den See richtete. Sekunden später watete eine Frau mit langen schwarzen Haaren aus dem Wasser. Mit einer herablassenden Haltung blieb sie vor ihm stehen. Alfred senkte untertänig seinen Kopf und küsste ihre Füße. Er weinte laut. Doch die Frau rührte sich kaum, sondern beugte ihr Haupt in einer seltsamen Verrenkung nach unten. Sie flüsterte etwas, das sich wie das Zischen einer Schlange anhörte. Ihre Bewegungen waren eigenartiger Natur – so bewegte sich kein menschliches Wesen. Der Wirt richtete sich unerwartet wieder auf. Es schien, als würde er der Frau nun ins Gesicht blicken. Sie führte ihre rechte Hand zu seinem Kinn und wippte dabei mit dem Kopf hin und her, sodass ihre Wirbeln ein grausiges Geräusch von sich gaben.
    Valentin zuckte merklich zusammen. Was verdammt noch mal geschah hier?
    Unwillkürlich streckte Stember ihr seine Hand entgegen. Wie ein Wolf, der nach seiner Beute lechzt, ließ sie sich abrupt fallen, riss sein Handgelenk an sich und führte es gierig zu ihrem Mund.
    Valentin traute seinen Augen kaum. Die Frau schien tatsächlich an dem Gelenk zu nagen.
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