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Suendhaft

Suendhaft

Titel: Suendhaft
Autoren: A.J. Blue
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jetzt? Was willst du machen?“
    „Ich bin ausgezogen und suche gerade einen neuen Job“, erwidere ich.
    „Wo wohnst du denn gerade? Du kennst doch niemanden in dieser verfluchten Großstadt. Komm doch zu uns zurück! Du kannst im Wohnzimmer auf der Ausziehcouch schlafen.“
    Bei dem Gedanken daran, auf der Ausziehcouch meiner Eltern zu nächtigen ohne jegliche Rückzugsmöglichkeit in meine eigenen vier Wände, wird mir ganz anders. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie sie zwar sehr liebevoll aber dennoch äußerst drängend um mich herum schwirren und mir pausenlos gut gemeinte Ratschläge bezüglich meiner Jobsuche geben werden. Brr, nein danke!
    „Mum, mach dir keine Sorgen. Ich habe ein paar alte Kollegen wieder getroffen, bei denen ich eine Zeit lang wohnen kann“, flunkere ich. „Und Bewerbungen schreibe ich auch schon. Es wird alles wieder gut. Ich brauche jetzt nur ein bisschen Zeit für mich. Ich melde mich wieder bei dir!“
    Ich verabschiede mich und verspreche anzurufen, sobald es Neuigkeiten gibt.
    Puh, das wäre erledigt. Hoffentlich schluckt sie meine Ausrede erst einmal. Ich habe irgendwo gelesen, dass man beim Lügen nie komplett alles neu erfinden soll, sondern sich besser an Halbwahrheiten hält. Und ich wohne ja gerade in einer Wohnung. Dass diese Wohnung drei reichen Typen gehört, die alle mit mir schlafen wollen, muss ich ja nicht erzählen.
    „Deine Mutter?“ Liam steht im Türrahmen und zieht fragend die Augenbrauen hoch.
    Ich nicke. „Hm, sie hat mich nicht erreicht und hat sich Sorgen gemacht.“
    „Und deshalb hast du ihr erzählt, dass du momentan bei ein paar ‚alten Kollegen’ wohnst?“
    „Hm.“
    „Du überrascht mich immer wieder. Lügst, ohne rot zu werden.“
    „Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Dass ich in ein Hotel ziehen will? Dann hätte meine Mutter darauf bestanden, dass ich lieber zu ihr und Dad ziehe, als mein Geld für ein Hotelzimmer auszugeben. Oder dass ich gerade bei ein paar Freaks übernachte, die mich alle samt vögeln wollen und mir dafür auch noch Geld bieten? Das hätte sie sicherlich beruhigt.“
    „Du bist schon eine merkwürdige Person. Manchmal lässt du dir rein gar nichts gefallen und manchmal lässt du dir viel zu viel gefallen, so wie von deinem Exfreund oder scheinbar auch von deinen Eltern. So ganz verstehe ich dich noch nicht.“ Liam betrachtet mich nachdenklich.
    „Das musst du auch gar nicht!“, entgegne ich. „Und außerdem bist du auch nicht viel besser. Was weiß ich schon über dich?“
    Liam hebt beschwichtigend die Hände. „Du hast recht, das geht mich wirklich nichts an. Wie wäre es mit einem leckeren Frühstück? Ich kenne ein tolles französisches Frühstückslokal in der Nähe.“
     

3
     
     
     
    Liam hat nicht zu viel versprochen. Das französische Frühstückslokal ist wirklich toll und die frischen Croissants eine Wucht. Es ist merkwürdig, mit Liam beim Frühstück zu sitzen, sich nett zu unterhalten und Milchkaffee zu trinken. Merkwürdig, weil das Ganze so normal wirkt, obwohl zwischen uns eigentlich nichts normal ist.
    Wir sind weder ein Pärchen noch gute Freunde oder Arbeitskollegen. Und trotzdem fühlt es sich ganz gut an.
    Z um Glück war Marcus schon wieder unterwegs, als wir die Wohnung verlassen haben. So musste ich mich noch nicht mit ihm auseinandersetzen. Das werde ich dann heute Abend nachholen müssen. „Er hat noch Termine und will danach ein paar Sachen einkaufen, um später für uns zu kochen,“ meinte Liam mit einem vielsagenden Grinsen. Die Tatsache, dass Marcus kochen kann, hat mich überrascht. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Vielleicht habe ich ihn doch falsch eingeschätzt und er ist gar kein oberflächlicher Macho.
    Wie so ein Abend wohl normalerweise abläuft? Ich traue mich nicht, Liam zu fragen.
    Entspann dich, Caro, lass es einfach auf dich zu kommen. Du kannst immer noch ‚nein’ sagen, denke ich und versuche mich auf das Frühstück zu konzentrieren. Doch irgendwie will mir das nicht so recht gelingen. Ich bin einfach zu aufgeregt. So schlimmes Bauchkribbeln hatte ich das letzte Mal vor meiner Abschlussprüfung während des Studiums.
    „An was denkst du?“, will Liam wissen.
    „Nichts. Es ist nur ...“ Ich schüttele den Kopf.
    „Wegen heute Abend?“
    „Hm“, murmele ich.
    „Keine Sorge. Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“
    Ich antworte nicht. Was soll ich auch sagen? Für Liam ist das Ganze nichts Außergewöhnliches. Und für die
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