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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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sondern weit in die Vergangenheit. „Caer“, sagte er dann und sprach den Namen richtig aus, wie „Kyre“. „Es geht so schnell, dass man in den Alltagstrott gerät. Man nimmt sich so viel vor, aber … Na ja, wenigstens habe ich’s jetzt endlich mal geschafft, zurückzukommen.“ Er wedelte mit dem Finger in ihre Richtung. „Sie waren noch nie in den Staaten, junge Dame, oder irre ich mich?“
    „Nein, war ich nicht“, sagte sie lächelnd. „Hier ist immer viel zu tun.“
    „Krankenschwestern werden überall gebraucht“, sagte er.
    „Ja, Krankenschwestern werden überall gebraucht“, bestätigte sie mit einem etwas schlechten Gewissen.
    „Wurden, sollte man sagen. Wir hatten eine ganze Menge von irischen Krankenschwestern und Priestern in den Staaten. Aber jetzt heißt es, die Wirtschaft hier hätte sich so gut erholt, dass sie nicht mehr rüberkommen müssen, um Arbeit zu finden.“
    „Daran habe ich nie gedacht. Ich hatte hier immer viel zu tun“, sagte sie.
    „Nun, irgendwann müssen Sie mal in die Staaten kommen. Aber nicht nur nach New York oder vielleicht Kalifornien. Nehmen Sie Rhode Island, ja, sehen Sie sich Rhode Island an. Wir haben dort eine so reichhaltige Kultur und Geschichte. Ich bin dorthin gereist, weil mein Großvater gestorben ist, aber mein Vater hierbleiben wollte. Ich konnte seine Gefühle nachvollziehen – eigentlich ging es mir genauso, um ehrlich zu sein. Aber mein Großvater hatte sich dort ein prächtiges Haus gebaut und einen Betrieb gegründet. Darum musste man sich kümmern, damit es sich zu einem soliden, profitablen Unternehmen entwickelte. Das habe ich dann getan. Und als ich sah, wo das Haus stand – ganz oben auf den Klippen, hoch über dem Wasser, mit diesem frischen Wind … Nun, ich wusste, dort wollte ich leben. Hier, in Dublin, verändert sich die Welt, das ist auch gut so. Aber in Newport habe ich irgendwie die Vergangenheit gefunden. Wenn ich gerade nicht auf See bin, recherchiere ich und verfolge die Spuren alter Revolutionäre. Haben Sie mal von Nigel Bridgewater gehört?“
    „Von wem?“, fragte Caer.
    Sean lächelte. „Nein, natürlich nicht. Sie haben in der Schule die irische Geschichte durchgenommen. Außerdem ist Nigel viel zu vorzeitig gestorben, um es in die üblichen Geschichtsbücher zu schaffen. Er war ein großer Patriot, der eines Nachts heimlich mit einer Lieferung für die Kontinentalarmee in See gestochen ist. Er war ziemlich jung, gerade mal sechsundzwanzig. Doch es hieß, dass er sich durch die manchmal trügerischen Gewässer New Englands wie ein Fisch navigieren konnte. Aber er wurde von den Briten gefasst und exekutiert. Jedenfalls versuchen Eddie und ich – Eddie ist mein Partner praktisch von Beginn an – Bridgewaters Spuren zu verfolgen. Offensichtlich wusste er, dass die Briten ihm bereits auf den Fersen waren. Er hatte es geschafft, einen Teil seiner Schätze zu verstecken – das gesammelte Geld für die patriotischen Kämpfer, aber auch Depeschen, Briefe, in denen Namen genannt wurden und die viele seiner Mitstreiter wegen Spionage an den Galgen gebracht hätten. Vielleicht klingt das albern, aber ich habe schon immer schrecklich gern ein interessantes historisches Geheimnis gelüftet.“
    Er blickte zu ihr auf, und sie sah ihm in die Augen. Dies hier war ein Mann, der sein Leben lang hart gearbeitet hatte. Ein Mann mit Energie und Begeisterungsfähigkeit, ein rundum guter Charakter.
    Sein Blick schien sich nun nach innen zu richten. Dann sagte er niedergeschlagen: „Ich muss hier raus. Ich muss nach Hause, sofort.“
    Caer betrachtete ihn interessiert. „Ich weiß, ich verstehe nichts von Ihrem Geschäft. Aber warum denken Sie, dass Sie so schnell wieder nach Hause zurück müssen? Ihnen ist doch klar, dass Sie damit ein Risiko eingehen, oder? Die Ärzte haben immer noch nicht herausgefunden, warum Sie überhaupt krank geworden sind.“
    „Warum ich zurückmuss?“, fragte er, als läge die Antwort auf der Hand. „Weil Eddie verschwunden ist.“
    „Ihr Partner“, sagte sie.
    „Einer meiner beiden Partner“, erwiderte er. „Da gibt es noch Cal. Er ist jünger und noch nicht so lange dabei. Aber Eddie … Eddie kam dazu, kurz nachdem ich in die Staaten gezogen bin. Er hat mir geholfen, den Betrieb zu modernisieren. Wir haben ganzjährige Dinner-Kreuzfahrten eingeführt, und er hat mit mir zusammen wie verrückt geschuftet, um das alles zu schaffen. Er lebt in einem kleinen Haus außerhalb – also klein im
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