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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)
Autoren: Elisabeth Büchle
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junge Dame geworden war.
    ***
    Demy glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Nur ein paar Schritte von ihr entfernt stand Philippe Meindorff und blickte sie mit seinen hellen Augen ebenso unverfroren an, wie er das bereits vor sechs Jahren getan hatte. Schon damals, bei ihren wenigen Begegnungen in Berlin, hatte er groß und stattlich ausgesehen, inzwischen wirkte er auch noch sehnig und kantig.
    Philippe schien sie erkannt zu haben. Aber anstelle des süffisanten Lächelns, das sie erwartete, trat ein vorwurfsvoller, harter Zug um seinen Mund, ehe er sich dem ältesten Sohn des Gastgebers zuwandte.
    »Demy, wen starrst du da so interessiert an?« Yvette stupste ihr leicht mit dem Ellenbogen in die Seite und erlangte somit ihre Aufmerksamkeit zurück.
    »Was sucht Philippe Meindorff hier?«
    »Philippe? Ein gut aussehender Mann, nicht? Aber ich muss dir dein Interesse an ihm ausreden.«
    Demy winkte mit einer Hand ab. Die Frauengeschichten rund um den Zögling des alten Meindorff, des Schwiegervaters ihrer Schwester Tilla, kannte sie zu Genüge.
    Unbeirrt fuhr Yvette fort: »Er hat kein großes Faible für Frauen. Für ihn gibt es ausschließlich seine Arbeit und die Fliegerei. Wie auch für Claude Dupont. Du siehst die beiden im Gespräch miteinander.« Sie seufzte theatralisch auf. »Außerdem macht mir dieser Philippe ein bisschen Angst. Er wirkt oft grimmig, unnahbar und kurz angebunden, allerdings ist er nie unhöflich, das muss ich zugeben.«
    Die Querfalten auf Demys Nase vertieften sich. Yvettes Worte verhießen völlig neue Wesenszüge an Philippe. Aber immerhin hatte sie ihn seit dem Frühjahr 1908 nicht mehr gesehen. Damals hatte ihre Schwester sie gezwungen gehabt, mit ihr von den Niederlanden in die preußische Millionenstadt Berlin zu ziehen. Demy hatte gehört, dass Philippe in Deutsch-Südwestafrika schwer verwundet worden war und nach seiner Genesung seine Militärlaufbahn aufgegeben hatte, um in Stuttgart zu studieren. Den Kontakt zur Familie Meindorff hatte er vollständig abgebrochen, wobei sie von Hannes Meindorff wusste, dass er mit ihm zumindest einen losen Briefwechsel unterhielt.
    Doch Hannes, der wegen seiner heimlichen Hochzeit mit Edith, einer Frau, die unter der Würde des Patriarchen Joseph Meindorff stand, aus dessen Haus und Leben verbannt worden war, schwieg sich ihr gegenüber über den Inhalt des Schriftverkehrs aus.
    »Du kennst Philippe? Ich dachte, er unterhalte keine Verbindungen mehr zur Familie Meindorff, obwohl er bei ihnen aufgewachsen ist«, hakte Yvette nach.
    »Ich bin ihm im vor einigen Jahren ein paarmal begegnet. Er hatte Urlaub von der Armee und war zu Tillas Hochzeit in Berlin.«
    »Du bist mit ihm verwandt, nicht wahr?«
    »Nein.« Diesmal war es an Demy zu seufzen. So viele Male hatte sie ihr Verwandtschaftsverhältnis schon erklären müssen. »Meine Schwestern Tilla und Anki sind mütterlicherseits mit den Meindorffs verwandt. Meine beiden jüngeren Geschwister Rika und Feddo und ich sind nur ihre Halbgeschwister.«
    »Er kommt!«, warnte Yvette und Demy straffte unwillkürlich die Schultern.
    Philippe verbeugte sich knapp vor den Damen und ergriff Demy am Unterarm, als sei sie seine Begleitung auf diesem Fest. Energisch entzog sie ihm ihren Arm und drehte sich mit aufgebracht blitzenden Augen zu ihm um. Noch ehe sie ihn rügen konnte, sagte er leise und sehr ruhig: »Sie dürfen sich gern hier in Anwesenheit der anderen Gäste mit mir streiten, Mademoiselle Demy, oder wir gehen erst ein paar Schritte.«
    »Weshalb soll ich mich mit Ihnen streiten, Monsieur Meindorff?«
    »Das taten Sie schon vor Jahren mit Begeisterung und Ihr Blick ließ mich vermuten, dass Sie diese temperamentvolle Eigenheit trotz des Unterrichts bei Fräulein Cronberg nicht abgelegt haben.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, entsprach das Ihrem der Gouvernante gegenüber angesprochenem Wunsch.«
    Ihr Gesprächspartner lachte auf und nickte in Richtung der Terrassentüren. Sich der Tatsache bewusst, dass ihre bisherigen Gesprächspartnerinnen sie neugierig beäugten, folgte Demy, wenn auch widerwillig, seiner Aufforderung und trat an den im sanften Wind aufgebauschten Vorhängen vorbei auf die großzügig angelegte und mit allerlei Zierpflanzen und Palmen geschmückte Terrasse. Am nächtlichen Himmel prangte ein fast runder Mond und warf sein silbriges Licht auf die weitläufige Parkanlage des Schlosses. Die Nachtluft umfing sie mit angenehmer Wärme, und die Grillen zirpten lautstark.
    »Über
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