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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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Butler der Carricks gewesen. Der Anwalt hatte ihm von Smythe und von Mrs. MacGraff, der Haushälterin, erzählt.
    In dem Augenblick, da Alec durch die weiten Türflügel ins Haus trat, erhoben sich wilde Gefühlsstürme in ihm, doch keine Erinnerungen. Die mächtige, zweistöckige Eingangshalle war rauchgeschwärzt, aber unbeschädigt. Dieser Anblick bewegte sein Gemüt – zeitweise war er von Glücksgefühlen überwältigt, dann wieder traten ihm Tränen in die Augen. Er war heimgekommen, um Erinnerungen zu finden. Doch statt dessen stürmten lang vergessene Gefühle auf ihn ein. Um sie abzuschütteln, fluchte er laut und ausgiebig.
    Mrs. MacGraff sagte: »My Lord, was fehlt Ihnen?«
    Rasch trat vor. »Seine Lordschaft hat eine Krankheit hinter sich. Hier in seinem Zuhause wird er sich bald besser fühlen.«
    Dann führte Smythe sie die gewundene Treppe in die oberen Räume. »Sind Sie allein gekommen?« erkundigte er sich.
    »Wäre das ein Problem?« fragte Alec zurück.
    »Die Männer, die Ihren Hausverwalter ermordet haben, sind noch auf freiem Fuße, my Lord. Sie sind sehr gefährlich.«
    »Aber Sie leben doch auch hier, Smythe. Und wie steht es mit der übrigen Dienerschaft?«
    Smythe berichtete vom Personal, von den Schäden am Landsitz und den Machenschaften des Friedensrichters Sir Edward Mortimer. Dann riß er die Türen der Elternsuite auf.
    »Meine Güte«, sagte Genny, als sie der unglaublich prachtvollen Einrichtung ansichtig wurde. Es war ein riesiges Gemach, wie für einen König gebaut und eingerichtet. Schwere Vorhänge aus Goldbrokat, ausladende dunkle Sessel und Sofas, die kostbarsten und dicksten Aubusson-Teppiche auf den glänzend polierten Parkettfußböden. Der Kamin, in dem ein loderndes Feuer brannte, war aus teurem dänischen Ziegelstein. Und mittendrin stand Alec und schien auf etwas zu warten.
    Doch keine neuen Erinnerungsbilder tauchten auf, um ihn zu peinigen.
    »Gott sei gedankt«, sagte er.
    Es war fast Mitternacht, als Genny und Alec auf einem breiten, tiefen Armsessel ausruhten, sie auf seinem Schoß.
    »Gott sei Dank beschränken sich die Schäden hauptsächlich auf den Ostflügel. Dort hat Arnold Cruisk, mein Haus-Verwalter, seine Wohnung gehabt. Man hat ihn mit voller Absicht umgebracht. Ich habe schon mit vielen Dienern gesprochen. Sie glauben alle nicht, daß der Mörder auch für die Brandstiftung verantwortlich ist. Sie meinen, das Feuer sei durch Zufall entstanden, sie sagen, daß alle Bewohner den Landsitz viel zu sehr lieben, als daß sie ihm Schaden zufügen könnten.« Alec seufzte.
    »Und in diesem Zimmer bist du sicher?«
    Die Frage überraschte ihn. Er riß die Augen weit auf. »Du weißt?«
    »Ja. Dir kamen Erinnerungen, die dich quälten. Aber hier drin lassen sie dich in Ruhe.«
    Aufmerksam betrachtete er seine Frau. Er war ein wenig erschrocken, daß sie ihn so genau kannte, daß sie deutlich gemerkt hatte, was ihm widerfahren war. Sie hatte Smythe, Mrs. MacGraff und das halbe Dutzend weiterer Hausangestellter, die sich ständig hier aufhielten, so behandelt, wie es sich geziemte. Die Leute schienen keinen Anstoß daran zu nehmen, daß sie Amerikanerin war. Dabei war es Alec entgangen, daß die Bereitwilligkeit des Personals, sich allen ihren Wünschen zu fügen, auf der deutlich sichtbaren Besorgtheit seiner Frau um ihn beruhte.
    »Du bist ganz schön scharfsichtig, wie?«
    »Mehr als du weißt, my Lord. Und nun sag mir, ob ich mich irre! Du hast Bilder aus der Vergangenheit gesehen. Doch diesmal hast du auch die Gemütsbewegungen erlebt, die du zur Zeit dieser Erinnerungen gehabt hast. Das muß schrecklich für dich gewesen sein.«
    »Du hast völlig recht. Es war verwirrend.«
    »Oh, Alec, du bist ein Meister der Untertreibung! Ich glaube, du bist der wunderbarste Mann auf der Welt, und ich liebe dich von ganzem Herzen.«
    Kaum hatte sie das gesagt, da fuhr sie sich mit der Hand an den Mund. Aber die Worte waren nun einmal ausgesprochen und ließen sich nicht mehr zurücknehmen. Erschrokken schaute sie klopfenden Herzens Alec an.
    Sehr langsam begann er zu lächeln. Dann setzte er sie ein Stück von sich weg, nahm ihren Kopf in die Hände und küßte sie. Sein warmer Atem roch nach dem süßen Bordeaux, den er zum Abendessen getrunken hatte. Seine Zunge berührte ihre Lippen. Sie öffnete ihre Lippen, gab ihm ihren Mund, ihren Körper, sich selbst. Als sich ihre Zungen berührten, durchfuhr sie ein Feuer, dessen Hitze zwischen ihren Beinen brannte.
    »Alec«,
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