Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
weise Makri darauf hin, dass selbst sie seit ihrem Auftauchen in Turai der einen oder anderen Wette beim Wagenrennen nicht abgeneigt gewesen ist.
    »Das liegt nur an deinem schlechten Einfluss«, erwidert sie.
    »Schlechter Einfluss? Ich würde es anders ausdrücken. Ich habe nur deine Persönlichkeit ein wenig abgerundet. Du hast immer nur gearbeitet und studiert. Mittlerweile bist du lange nicht mehr so garstig wie früher. «
    Tanrose steht etwas weiter vorn am Tresen und gibt Essen an Viaggrax und einige seiner Söldner aus. Nachdem sie ihnen die Näpfe voll gehäuft hat, kommt sie hastig zu mir, beugt sich über den Tresen und senkt die Stimme, damit niemand sie belauschen kann.
    »Thraxas, ich brauche deinen Rat.«
    »Du meinst in meiner Funktion als Ermittler?«
    Tanrose nickt.
    »Ich muss jetzt gleich zum Wachdienst. Kann das warten, bis ich zurückkomme?«
    Tanrose nickt wieder, und ich bitte sie, in mein Büro zu kommen, wenn meine Schicht auf den Zinnen zu Ende ist. Ich habe keine Ahnung, was ich in ihrem Auftrag ermitteln soll, aber da sie die beste Köchin ist, die jemals am Herd der Rächenden Axt den Kochlöffel schwang, werde ich ihr nur zu gern helfen, ganz gleich, worum sie mich bittet.

4. KAPITEL
    Ich habe zwei magische warme Mäntel, von denen einer ziemlich nutzlos ist. Er hält zwar eine Weile die Kälte ab, verliert jedoch schnell seine Wirkung. Ich habe ihn selbst gemacht, aber meine magischen Kräfte haben leider im Lauf der Jahre beträchtlich nachgelassen. Der Mantel, den Lisutaris, die Herrin des Himmels, für mich angefertigt hat, ist viel besser. Sie hat ihn mit einem Bann belegt, der mit nur einem Machtwort von mir jeden Tag erneuert werden kann. Außerdem hält der Mantel sehr lange warm. Ich habe oft genug in kalter Witterung gedient, um diese Gunst zu schätzen. Was allerdings nicht heißt, dass Lisutaris mir nicht den einen oder anderen Gefallen schuldete, wie ich schon Makri gegenüber erwähnte. Und die Herrin des Himmels ist nicht die Einzige, die in meiner Schuld steht. Ich denke darüber nach, als ich meine lange Wache auf den Zinnen absolviere. Unzufrieden starre ich über die weite gefrorene Einöde vor den Stadtmauern. Ich habe für diese Stadt gefochten, habe hier gelebt, gearbeitet und Steuern gezahlt. Außerdem habe ich Arm und Reich aus der Klemme geholfen. Meine Fähigkeiten als Detektiv haben Lisutaris den Job und Vizekonsul Zitzerius den Ruf gerettet. Und was hat es mir gebracht? Zwei Zimmer über einer Kaschemme im ärmsten Teil der Stadt mit so gut wie keiner Aussicht auf Verbesserung. Der Wind wird kälter, und ich verkrieche mich tiefer in meinen Mantel. Unter den Bastionen liegt ein Abschnitt des Felsufers, das zum Hafen führt. Seit dem Gespräch über Hauptmann Rallig und seine Freundin denke ich an das Kartenspiel in dem Raum über dem Goldenen Einhorn. General Akarius und Prätor Raffius nehmen regelmäßig daran teil. Der General steht in dem Ruf, der beste Spieler der Armee zu sein, zudem ist er sehr wohlhabend. Die Hälfte der turanischen Flotte besteht aus Holz aus den Wäldern, die zu dem ausgedehnten Besitz seiner Familie gehören. Raffius ist schlicht der reichste Mann in Turai. Ihm gehört eine Bank, und sein Handelsimperium erstreckt sich über den ganzen Westen. Wenn ich die Gelegenheit bekäme, mit den beiden eine Partie Raff zu spielen, würde ich ihnen zeigen, wie das Spiel wirklich funktioniert.
    Ich habe eine lockere Verbindung zu der Spielerrunde, die sich im Theater trifft. Daran nimmt auch Ravenius teil, der Sohn eines Senators. Er kommt zudem zu unserer wöchentlichen Raffpartie in die Rächende Axt. Der Einsatz dort ist erheblich niedriger, als es Ravenius aus dem Goldenen Einhorn gewohnt ist, aber der junge Mann ist ein derart besessener Spieler, dass er überall gern spielt. Vielleicht könnte er mich ja General Akarius vorstellen. Ich schüttele den Kopf. Es ist hoffnungslos. Man muss viel Geld hinlegen, bevor sie einem einen Platz an ihrem Tisch anbieten. Mehr jedenfalls, als ich aufbringen kann.
    Mein Kamerad bei der Wache ist Ozax, ein alter Soldat, der auf Baumeister umgesattelt hat. Plötzlich fällt mir auf dem Meer etwas auf, und ich rufe Ozax zu mir.
    »Ein Schiff?«
    Das ist wirklich ein ungewöhnlicher Anblick. Im Winter segeln in diesen Breiten gewöhnlich keine Schiffe, weil die Stürme zu gefährlich sind. Obwohl dieser Winter bisher nicht sonderlich hart war, gab es bereits Stürme auf dem Meer, die jedes Kriegs-oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher