Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
Männern unterschätzte die Geschicklichkeit des echten Allsehenden Auges, mit dem er nun konfrontiert wurde; mit einer klaffenden Schnittwunde an der linken Seite sackte er auf die Knie. Zwei weitere Anhänger der Priori sprangen herbei und setzten dem Allsehenden Auge so lange zu, bis seine Deckung schwächelte; sie brachten ihn zu Fall und stachen mehrere Male auf ihn ein. Der andere wollte weglaufen und Hilfe holen, aber er kam keine fünf Schritte weit.
    Merrain und der Alchemist sahen sich hektisch um, der Alchemist wesentlich nervöser als Merrain, aber zwei von Lyonis’ Leuten hielten sie mit ihren Schwertern in Schach.
    »N un, Stragos!«, rief Lyonis und hievte den Archonten in eine kniende Position, »mit den besten Empfehlungen des Hauses Cordo.« Er hob den Arm, das Schwert zum Zuschlagen bereit, und grinste.
    Jean packte ihn von hinten, warf ihn zu Boden und baute sich wutschäumend über ihm auf. »Die Abmachung, Cordo!«
    »Nun ja«, sagte Lyonis, der zwar auf dem Rücken lag, aber immer noch lächelte. »Nun ja, das ist nämlich so. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, aber wir mögen keine unerledigten Sachen. Wir sind zu siebt, und ihr nur zu zweit …« »Ihr Amateurganoven«, spottete Locke. »Wenn man euch hört, steigt uns Professionellen die Schamesröte ins Gesicht. Ihr haltet euch für verdammt schlau. Ich habe den Braten aus einer Entfernung von hundert Meilen gerochen, deshalb habe ich zu diesem Thema die Meinung eines gemeinsamen Freundes eingeholt.«
    Locke griff in seinen Stiefel und zog ein leicht zerknittertes, schweißfeuchtes, halbes Blatt Pergament heraus, das viermal geknickt war. Er reichte es Lyonis und lächelte, denn er wusste, was der Priori lesen würde, als er es auseinanderfaltete:
     
    Ich würde es als einen persönlichen Affront auffassen, wenn die Überbringer dieses Briefes verletzt oder in irgendeiner Weise behelligt würden, da sie in Geschäften unterwegs sind, die beiden Seiten zum Vorteil gereichen. Jede Hilfeleistung, die ihnen zuteilwird, wird von mir angesehen und erwidert, als sei sie mir zugutegekommen.  Sie genießen mein volles und absolutes Vertrauen.
    R
     
    Und darunter prangte Requins persönliches Siegel.
    »Ich weiß, dass Sie nicht viel von seinem Spielkasino halten«, sagte Locke. »Aber Sie werden zugeben müssen, dass die meisten der Priori nicht so denken wie Sie, und dass viele Ihrer Standesgenossen eine Menge Geld in seinem Tresor …« »Das reicht. Ich habe verstanden.« Cordo stand auf und hätte Locke den Brief um ein Haar vor die Füße geworfen. »Was verlangen Sie?«
    »Zweierlei«, erwiderte Locke. »Ich will den Archonten und seinen Alchemisten. Was Sie mit dieser verfluchten Stadt anstellen, interessiert mich nicht.« »Der Archont muss …«
    »Sie wollten ihm den Bauch aufschlitzen wie einem Fisch. Jetzt gehört er mir. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass das, was wir mit ihm anstellen werden, für Sie in keinster Weise von Nachteil sein wird.«
    Schreie klangen von der anderen Seite des Gartens herüber. Nein, korrigierte sich Locke – von der anderen Seite der Festung. »Was zur Hölle ist das?«, fragte er.
    »Unsere Sympathisanten versammeln sich am Tor«, erklärte Cordo. »Wir bringen Leute herein, um zu verhindern, dass jemand flüchtet. Wahrscheinlich wollen sie sich bemerkbar machen.«
    »Wenn Sie einen Sturmangriff …«
    »Wir stürmen den Mon Magisteria keineswegs. Wir riegeln ihn nur ab. Sobald die Truppen drinnen die neue Situation begreifen, werden sie sich mit der Machtübernahme durch den Rat abfinden.«
    »Hoffen Sie bloß, dass das in ganz Tal Verrar der Fall sein wird«, meinte Locke. »Aber jetzt genug von dieser Scheiße. Hey, Stragos, lassen Sie uns gehen und einen Plausch mit unserem Lieblingsalchemisten halten.«
    Jean hievte den Archonten – der eindeutig noch unter Schock stand – auf die Füße und zerrte ihn zu Merrain und dem Alchemisten hinüber, die noch immer unter Bewachung standen.
    »Sie«, begann Locke, mit dem Finger auf den Glatzkopf deutend, »werden mir jetzt eine Menge erklären, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.« Der Alchemist schüttelte den Kopf. »Oh, aber ich … ich …« »Passen Sie gut auf«, warnte Locke. »Das ist das Ende des Archonats, haben Sie verstanden? Heute Nacht wird die gesamte Institution ein für alle Mal im Hafen versenkt. Danach hat Maxilan Stragos nicht einmal mehr die Mittel, sich einen Becher voll warmer Pisse zu kaufen. Und Sie haben keinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher