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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erneut zur Tür – wie schon unzählige Male zuvor. Er konnte es kaum erwarten, Akuyi und Kinah zu sehen. »Jurij hat es geschafft, als Kopilot an Bord eines Pressehubschraubers zu kommen, der eine volle Stunde über der Gegend gekurvt ist. Er hat gesagt, es wäre ein gespenstischer Anblick gewesen. Direkt hinter unserer Landestelle und der ausgebrannten Lisunov ist der Berg vollkommen in sich zusammengestürzt. Was auch immer da unten in den Höhlen war: Es muss jetzt zerquetscht und unter Tonnen von Gestein begraben sein.«
    »Dämonen und Geister kann man nicht zerquetschen oder begraben.« Jeglicher Spott war aus Noahs Stimme gewichen. »Man kann sie höchstens vertreiben.«
    Dirk hätte beinahe widersprochen, ließ es dann jedoch sein. Was auch immer er gespürt zu haben glaubte: Im hellen Tageslicht konnte er einfach nicht an Geister und Dämonen glauben.
    Zumindest nicht offiziell.
    »Tobt denn dort immer noch ein Sturm?«, fragte Noah.
    Dirk schüttelte den Kopf. »Nein. Als Ventura den Thunderformer vernichtete, muss er sofort aufgehört haben. Sonst hätten wir es ja auch nicht geschafft, mit dem Hubschrauber zu entkommen.«
    »Und die anderen?«, fragte Noah. »Die Männer, die diesen Thunderformer bewacht und bedient haben?«
    »Die sind genauso verschollen wie diejenigen, die uns in ihrem Hubschrauber verfolgten«, sagte Dirk.
    »Verschollen ist gut«, sagte Noah finster. »Die Dämonen haben sie geholt.«
    Dirk rechnete damit, dass sich Noahs Mund sofort wieder zu einem spöttischen Lächeln verziehen würde. Doch sein Sohn wirkte todernst und beinahe abweisend.
    »Unsere Gegner …«, begann Dirk umständlich. »Ich meine die Männer, die den Thunderformer konstruiert haben …«
    »Das sind nicht unsere Gegner«, unterbrach ihn Noah. »Genauso wenig wie die Wachmannschaft, die ihn schützen sollte. Krieger kommen und gehen, genau wie Magier und Scharlatane, die glauben, Kräfte kontrollieren zu können, denen sie in Wahrheit überhaupt nicht gewachsen sind.« Er lächelte. »Shimeru hat immer gesagt: Unser wahrer Gegner ist die Gier in uns selbst. Und ich glaube, er hatte recht.«
    »Du meinst, es ist unwichtig, wer den Thunderformer hat bauen lassen?«
    »Ja, es ist vollkommen unwichtig, wer der Versuchung der Sturmdämonen erlegen ist«, bestätigte Noah. »Wer auch immer es war: Er ist gescheitert. Aber irgendwann wird wieder jemand kommen und der Verlockung der Macht nicht widerstehen können. Es ist ein immerwährendes Auf und Ab.«
    »Nur mit dem Unterschied, dass sich die Magier heute Wissenschaftler nennen …«
    »Und dass sie viel größeren Schaden anrichten können als die Schamanen und Magier vergangener Tage.« Noah spießte mit seiner Gabel das nächste Kuchenstück auf. »Genau das hat Shimeru immer gesagt.«
    »Und nicht nur er«, warf Dirk ein. »Etwas Ähnliches hat auch ein anderer alter Mann gesagt – Jurij.«
    »Ach ja?« Noah zog die linke Augenbraue hoch. »Was genau hat der alte Schwätzer denn von sich gegeben?«
    »Dass er in Afrika schon Dinge erlebt hätte, die kein Eierkopf je begreifen würde.«
    »Eierkopf?«
    »Ein nicht gerade freundliches Wort für Wissenschaftler«, erklärte Dirk. »Jurij ist der Ansicht, dass es nur in einer Katastrophe enden kann, wenn die Eierköpfe uralte afrikanische Geheimnisse lösen wollen. Weil die sich nämlich nicht alleine mit dem Verstand lösen lassen.«
    »Da ist was dran.«
    »Aber das war nicht das Hauptthema unseres Gesprächs.«
    »Was denn dann?«
    »Wir haben uns darüber ausgetauscht, was wir über Akuyis Entführer wissen«, antwortete Dirk mit einem flüchtigen Blick auf eine kleine Gruppe, die gerade die Cafeteria betrat. »Über die Männer, die mich in den Grotten von Al Afra überfallen und Achmed getötet haben. Und die versucht haben, Akuyi in ihre Hände zu bekommen.«
    »Was ihnen nicht gelungen ist«, stellte Noah fest.
    »Erstaunlicherweise nicht. Kinah … deine Mutter hatte Vorkehrungen getroffen.« Dirks Blick schweifte wieder zu dem alten Mann, der ein paar Tische entfernt in ein Gespräch mit seiner Enkelin vertieft war. Seine Art, den Kopf leicht schräg zu halten, sein Lächeln –all das erinnerte Dirk schmerzhaft an Shimeru. Er bedauerte, dass er den alten Schamanen nie wirklich kennengelernt hatte.
    »Du meinst, sie hatte dafür gesorgt, dass Safrin mit Shimeru Kontakt aufnahm«, half ihm Noah aus. »Und Shimeru hat Safrin befohlen, den geplanten Flug nach Ruanda abzublasen und hierher zu
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